Kolumne Auf Ein Wort Die Lutherbibel ist einzigartig

Düsseldorf · Große Leseerlebnisse können ein ganzes Leben verändern. Sie berühren unser Herz, unseren Verstand und unsere Seele. Warum uns ein Buch anspricht, kann viele Gründe haben. Besondere Aufmerksamkeit findet jetzt zur Zeit Luthers Übersetzung der Bibel. Auf der Frankfurter Buchmesse wurde die neue revidierte Ausgabe der Lutherbibel als besonderes Ereignis gefeiert. Die sprachbildende Kraft des Reformators ist auch für heutige Leserinnen und Leser immer noch unverkennbar. Und schon zu seiner Zeit ragte die Lutherbibel aus der damaligen Überfülle deutscher Übersetzungen heraus. Sie ist einzigartig - bis heute. Denn sie ist nicht allein ein historisches Sprachkunstwerk.

An ihr können wir ablesen, welches Erlebnis es für Martin Luther selbst gewesen ist, die Bibel zu lesen. Bis er zwanzig Jahre alt war, hatte er noch keine Bibel gesehen, geschweige denn in der Hand gehabt. Und erst nach seiner Priesterweihe wurde er Theologiestudent - so war es damals üblich. In dieser Zeit beginnen die biblischen Texte für ihn zu Lebensmitteln zu werden. Sie sind ihm Trost, Ermutigung, Freude und Richtschnur.

Er sagt: "Wenn wir glauben könnten, dass in der Heiligen Schrift Gott selbst zu uns spricht, dann würden wir eifriger darin lesen und wären sicher, dass hier unser Lebensglück geschmiedet wird."

Im Lesen und Auslegen der Bibel findet Luther sein Lebensglück. Und will es nicht für sich behalten. Im Herbst 1521 stürzt er sich in die Übersetzungsarbeit. Um einzelne Wörter und Ausdrücke ringt er oft mehrere Tage. Nach nur elf Wochen war die erste Ausgabe des Neuen Testaments in deutscher Sprache fertig.

So fing es an. Durch die Jahrhunderte hindurch wurde seine Übersetzung der gesamten Bibel vielfach überarbeitet und veröffentlicht. Dabei ist sie bis heute immer beides: ein kulturprägendes Kunstwerk und eine Einladung an uns zu einem persönlichen Leseerlebnis, das unser Leben verändert.

(RP)
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