Uraufführung in der Friedenskirche Die Lukas-Passion aus Unterbilk

Düsseldorf · Wie die Musik einen packen kann: Hobby-Komponist Klaus Langer arbeitete neun Monate musikalisch an der Sterbegeschichte Jesu. Am Wochenende wird sein erstes großes Werk in der Friedenskirche uraufgeführt: die Lukas-Passion.

 Die Kraft der Musik ist für den Hobby-Komponisten der Maßstab. Klaus Langer sieht sich in der Tradition der großen Musiker, die einst regelmäßig vor kirchlichen Festtagen das Evangelisten-Werk neu instrumentalisierten.

Die Kraft der Musik ist für den Hobby-Komponisten der Maßstab. Klaus Langer sieht sich in der Tradition der großen Musiker, die einst regelmäßig vor kirchlichen Festtagen das Evangelisten-Werk neu instrumentalisierten.

Foto: RP, Andreas Bretz

Manche Themen lassen einen ein Leben lang nicht los. Klaus Langer komponierte schon mit zwölf seinen ersten Walzer am Klavier, doch dann versteckte er sein musisches Talent jahrzehntelang hinter seinem Beruf — Toningenieur.

Erst vor gut fünf Jahren brach die alte Liebe wieder durch. Er begann ein Studium der Kirchenmusik, machte das Examen und stürzte sich in die Musik. Ende März steht ihm der vorläufige Höhepunkt seiner Komponisten-Karriere bevor. Dann wird sein erstes großes Werk in der Friedenskirche in Unterbilk uraufgeführt: die Lukas-Passion. Das Besondere daran ist das Instrument, auf dem Langer den Leidensweg Jesu neu vertont hat: ein Harmonium.

Langer liebt das Atmen dieses aus der Kirchenorgel weiterentwickelten Spielgerätes, das seine Klangfarben durch das Bedienen von Registern, Tretschemeln und Tasten sowie die dadurch erzeugten Saug- oder Druckwinde erhält. "Jeder Ton in meiner Passion hat eine Bedeutung", sagt er. "Ich habe keine Note ohne Grund geschrieben."

280 Seiten ist das Werk dick — und als echtes Oratorium natürlich für ein ganzes Orchester, einen Solisten und einen Chor konzipiert. "Wir spielen die Passion mit vier ersten und vier zweiten Geigen, drei Bratschen, zwei Celli, einem Kontrabass, einer Oboe, einer Klarinette, einem Fagott, einer Pauke, einer Posaune und natürlich einem Harmonium", zählt Langer auf. Jedes Instrument hat seine besondere Rolle und taucht in den einzelnen Leitmotiven der Personen aus der Passion auf. "Herodes zum Beispiel ist oft unterlegt mit Posaunenklängen, Pilatus mit Streichern, Petrus hat eine sehr eigene, wiederkehrende Tonfolge."

Bis zum letzten Herzschlag Jesu am Kreuz, den Fagott, Pauke und Kontrabass intonieren, hat der Hobby-Komponist jede Zeile der Lukas-Passion durchdacht. "Ich möchte Emotionen wecken, will, dass der Zuhörer die Musik fühlt. Ja, ich möchte ihn mit diesen Gefühlen auch manchmal allein lassen."

Nicht die theologische Deutung, sondern die Kraft der Musik ist für Langer der Maßstab. "Es gibt Stellen, da muss man heulen", bekennt er. "Und man ist immer wieder mit der Frage konfrontiert: "Was geht in Jesus vor?"

Vor rund einem Jahr kam er auf die Idee, die Lukas-Passion neu zu vertonen. "Zu Bachs Zeiten gab es vor den kirchlichen Festtagen regelmäßig den Auftrag, das Evangelisten-Werk neu zu instrumentieren. Das ist etwas aus der Mode gekommen", so Langer.

Zeit, die Tonleiter wieder aufzunehmen, auch wenn er sich natürlich nicht mit Bach und Co. messen will. "Man kann meine Passion nicht mit den barocken Werken Bachs vergleichen. Ich habe viele verschiedene Stile miteinander verbunden. Es gibt jazzige aber auch folkloristische und kirchliche Rhythmen und Klänge. Mir war auch wichtig, dass es hörbar ist. Es kann ruhig mal schräg sein, darf aber nicht klingen wie eine quietschende Zimmertür." Der Chor der Kantorei der Friedenskirche, dem Langer seit Jahren angehört, hat schon ein paar Ohrwürmer ausgemacht, besetzt aber auch eine etwas andere Rolle als in den klassischen Passionen. "Er singt die Parts des Volkes, er imitiert aber auch mal die Geräusche knisternden Feuers in der letzten Nacht vor der Kreuzigung." Wie das geht, hat Langer mit seinen Mitstreitern intensiv geübt: "Da dürfen sie sich einfach mal so richtig an Konsonanten austoben. . ."

Gemeinsam mit Chorleiter Andreas Petersen und Bariton Peter Kubick, der alle Einzelrollen singt, wird seit Anfang des Jahres kräftig für den großen Auftritt geübt. "Ich empfinde es als besondere Ehre, dass mich alle bei diesem Werk so unterstützen", betont Langer. Und das wünscht er sich am Palmsonntag auch von der Zuhörerschaft. "Ich habe sehr, sehr großes Lampenfieber und hoffe, dass meine Stimme als Erzähler nicht versagt. Am Ende sollen alle nach Hause gehen und sich von der Passion bewegt fühlen."

Eine schönere Einstimmung auf die Osterwoche kann er sich nicht vorstellen.

(RP)
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