Düsseldorf Die lauteste Kaffeefahrt der Stadt

Düsseldorf · Die Partyband "Halbangst" bespaßte 150 Gäste bei einer Schiffstour nach Kaiserswerth. Die Fortuna-Fan-Gruppe ist durch Youtube-Videos bekanntgeworden - und gibt jetzt Konzerte auf Volksfesten.

 Die Party der "namenlosen Rentner", wie sich die Band auch nennt, begann schon vor dem Steiger an der Rheinuferpromenade.

Die Party der "namenlosen Rentner", wie sich die Band auch nennt, begann schon vor dem Steiger an der Rheinuferpromenade.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ein gutes Dutzend kostümierter Männer und Frauen singt, schunkelt und tanzt auf der Bühne herum, die Gäste stimmen stehend oder sitzend mit dem Altbierglas in der Hand ein. Nein, es ist kein Karneval, obwohl eines der Mitglieder der Partyband "Halbangst" eine überdimensionale rot-weiße Narrenkappe trägt. Was sich auf der Fahrt zum Kaiserswerther Schützenfest auf der MS Düsseldorf abspielt, ist die Kostprobe eines großen Gesamtkunstwerkes aus Fußball, Musik und dem wahrscheinlich größten Freundeskreis in Düsseldorf.

Der Ursprung der musikalischen Party-Truppe liegt auf Youtube. "Wir wollten eigentlich nur Videos machen", sagt Boris, der im Gegensatz zu den anderen "namenlosen Rentnern" ausnahmsweise seinen Vornamen verrät. Fünf dieser Filme sind bereits im Netz, in abgewandelten Pop- und Rocksongs widmet sich "Halbangst" dort Anekdoten aus der Welt des Fußballs.

So ist auch der Bandname zu erklären, der aus einem Otto-Rehhagel-Zitat nach dem turbulenten Relegations-Spiel gegen Hertha BSC vor drei Jahren stammt ("Ich hatte Halbangst"). "Die letzte Saison war ja alles andere als lustig für Fortuna", sagt Boris. Sein Freundeskreis sehe es deshalb als seine Aufgabe an, den lustigen Part zu übernehmen. Zu Ohrwürmern von Peter Fox oder Bap erfanden sie Fußball-Texte (wie das "Haus vom Veh" über Eintracht-Trainer Armin Veh), die sie dann in Comedy-Videos und Konzerten präsentieren. Die 150 Gäste der MS Düsseldorf hatten das Privileg, die Gruppe zu sehen, bevor sie sich im Kaiserswerther Schützenzelt einem größeren Publikum präsentierten.

Es scheint kaum ein Detail um "Halbangst" zu geben, zu dem nicht wenigstens ein Kalauer existiert. Die zwei trommelnden Männer im Inder-Kostüm stellt Boris als "Bengalos" vor, den mafiösen Italiener in Nadelstreifen, Sonnenbrille und Hut als "Onkel Prego". Die einzige Frau in der Band - ausgenommen die zwei "Krankenschwestern", die sich mit Stethoskop und stützender Schulter um die gebrechlicheren "Rentner" kümmern - ist die rollatorschiebende "Else", die auch ihren Mann, "den Anderen", mitgebracht hat. "Da haben wir also Else, den Anderen und den anderen Anderen", erklärt Boris die Aufstellung um den bärtigen Frontmann mit Schiebermütze. Auffällig ist auch ein als Sonnenblume verkleideter Herr, der zu den Hauptpersonen eines Videos der Band gehört.

Wem das alles zu kompliziert ist, der muss sich "Halbangst" einfach als singenden Fortuna-Fanclub vorstellen. Denn neben den kostümierten Personen auf der Bühne ist es auch der große Freundeskreis um die Düsseldorfer Musiker, der für die Stimmung beim Konzert auf dem Schiff sorgt. Es beben die Planken, als zwischen den Liedern mit Fußstampfen unterstützten Fortuna-Chöre zu hören sind, die man sonst nur aus den Stehplatz-Bereichen in der Arena kennt.

Nach der anderthalbstündigen Fahrt über den Rhein begrüßen die Gäste die wartenden Menschen an der Kaiserswerther Kaimauer schon vom Schiff aus lautstark, ehe sie gemeinsam ins Schützenzelt, vom Frontsänger als "gemischte Sauna" bezeichnet, ziehen. Boris' augenzwinkerndes Fazit: "Total bescheuert!"

(RP)
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