Düsseldorf Diakonie bestellt Kita-Caterer ein

Düsseldorf · Das Wuppertaler Unternehmen, das durch die RTL-Sendung "Team Wallraff" in die Kritik geriet, beliefert auch rund 70 Einrichtungen in Düsseldorf. Beschwerden, betonen Betroffene, habe es noch nie gegeben.

 Das Essen in Kitas und Schulen ist ein sensibles Thema. "Gab es da Versäumnisse, wäre es verachtenswert", sagt Schulleiter Volker Syring.

Das Essen in Kitas und Schulen ist ein sensibles Thema. "Gab es da Versäumnisse, wäre es verachtenswert", sagt Schulleiter Volker Syring.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Man nehme die Vorwürfe sehr ernst, die diese Woche in einer Fernsehsendung gegen mehrere Kita- und Schul-Caterer erhoben wurde, sagt Diakonie-Pfarrer Thorsten Nolting. Seit einigen Jahren schon arbeite die Diakonie mit der Wuppertaler Firma Vitesca zusammen, Klagen habe es in keiner der durch die Diakonie versorgten Einrichtungen gegeben. "Trotzdem werden wir uns das sehr genau anschauen", sagt Nolting. Der Betreiber der Großküche sei für nächste Woche einbestellt. "Wenn er uns nicht überzeugt, werden wir den Vertrag kündigen."

Eltern der Düsseldorfer Kita-Kinder hatten in der RTL-Sendung "Undercover Reporter", in der unter anderem die Verarbeitung von Lebensmitteln mit augenscheinlich überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum dokumentiert wurde, das Unternehmen erkannt und sich besorgt an die Diakonie gewandt. Nolting hat Verständnis für ihre Ängste. "Gerade bei Kindern ist die Ernährungsfrage sehr sensibel." Allerdings kritisiert der Diakonie-Pfarrer auch die Enthüllungsreporter: "Wenn deren Vorwürfe stimmen, ist es unerhört, dass sie nicht sofort darauf aufmerksam gemacht, sondern den Sendetermin abgewartet haben." Laut Vitesca hatten die Reporter bereits im Herbst in der Wuppertaler Küche verdeckt recherchiert.

Volker Syring, Schulleiter am Humboldt-Gymnasium, das als eine von drei Düsseldorfer Schulen von Vitesca beliefert wird, hat von sich aus die Eltern über die Vorwürfe informiert, die nun vom Kooperationspartner der Schule geprüft würden. Beschwerden über das Essen hat aber auch Syring bisher nicht gehört, und auch er selbst fand das Essen bisher in Ordnung. "Sollte an den Vorwürfen etwas dran sein, wäre es gegenüber den Kindern in der Tat verachtenswert", sagt der Schulleiter, will aber "erst einmal sehen, was davon stimmt".

Fast nichts, heißt es unterdessen in Wuppertal. Der Caterer hat große Teile seines Internetauftritts umgestaltet, um offensiv den Wallraff-Enthüllungen entgegenzutreten. "Saubere Fakten gegen schmutzige Vorwürfe" heißt es da. In einem Video, das auch Ausschnitte aus dem Wallraff-Beitrag zeigt, versichert Vitesca-Chef Jan Reimann, der selbst Familienvater ist: "Wir essen unser Essen auch selbst - und zwar täglich." Mindesthaltbarkeiten würden bei Vitesca durch sofortiges Einfrieren von Frischware deutlich über das Aufgedruckte hinaus verlängert. "Das weiß eigentlich jede Hausfrau." Und das beim Einkauf großer Mengen Gurken auch mal verdorbene darunter sein könnten, sei ebenfalls normal. Nur würden sie nicht verwendet. Im Film sei "mit geschicktem Schnitt" vieles verfälscht dargestellt worden. Nur in einem einzigen Fall räumt Vitesca einen Fehler ein: Eine "kleinere Menge schon gefrorenes Fleisch" sei "mit einem bereits angepassten MHD" irrtümlich wie frische Ware behandelt worden. "Das war ein Fehler", heißt es. Neue Kennzeichnungssysteme stellten inzwischen sicher, dass sich das nicht wiederholen könne.

Team Wallraff undercover in der Pflege
7 Bilder

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Stadtsprecher Michael Bergmann bestätigte gestern, dass unter den rund 70 von Vitesca belieferten Düsseldorfer Einrichtungen auch eine städtische sei, die als Träger der Mittagsbetreuung in einer Schule fungiere. Auch dort habe es bisher keinerlei Beanstandungen gegeben, betonte Bergmann. Alle entsprechenden Einrichtungen seien verpflichtet, bei der Abnahme der Speisen vom Caterer in sogenannten Anlieferungskontrollen Temperatur und Qualität zu prüfen. Das wiederum werde vom Amt für Verbraucherschutz kontrolliert, sagte dessen Leiter Klaus Meyer. Für die Kontrollen des Küchenbetriebs selbst seien die Wuppertaler Behörden zuständig.

(RP)
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