Gesundheitsamt Düsseldorf Deutlich weniger Zahnuntersuchungen bei Kindern

Düsseldorf · Die Untersuchungen des Gesundheitsamtes bei Kindern und Jugendlichen sorgen für Ärger. In nur vier Jahren sanken sie von rund 25.500 auf etwa 12.100. Die CDU fordert die Wiederbesetzung einer seit 2015 vakanten Arztstelle.

 Untersuchung in der Schule an der Schmiedestraße: Ärztin Susanne Brenneis mit einem Schüler (im Hintergrund: Tamara Finke)

Untersuchung in der Schule an der Schmiedestraße: Ärztin Susanne Brenneis mit einem Schüler (im Hintergrund: Tamara Finke)

Foto: Andreas Endermann

Düsseldorf ist beim Thema Kontrolle der Zahngesundheit bei Kindern und Jugendlichen ins Hintertreffen geraten. Nach Informationen unserer Redaktion wurden im vergangenen Jahr nur noch 12.152 Jungen und Mädchen bei Reihenuntersuchungen des Gesundheitsamtes überprüft. Zum Vergleich: 2012 waren es noch rund 25.500, 2015 immerhin noch etwa 18.600.

Mitverantwortlich für diese Reduzierung: die Pensionierung einer Zahnärztin im Herbst 2015. Ihre Stelle wurde bislang nicht wieder besetzt. Statt drei können also nur noch zwei Dentisten die Untersuchungen vornehmen, bei denen es vor allem um die Früherkennung von Schäden, die Kariesrisiko-Bestimmung sowie mögliche Fehlstellungen des Gebisses geht. Eine Entwicklung, die das in diesem Bereich einst vorbildliche Düsseldorf nun im Vergleich mit anderen NRW-Großstädten ins Hintertreffen geraten lässt.

Andreas-Paul Stieber, jugendpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, nennt den Einbruch bei den Untersuchungszahlen "dramatisch" und hält die Entscheidung, die Stelle der Ärztin nicht neu zu besetzen, für "grundfalsch". Düsseldorf gebe "ohne Not" seine bisherige Premium-Position in diesem sensiblen Bereich auf. Hintergrund sei womöglich das Konzept "Verwaltung 2020", das die Dezernate zu massiven Einsparungen auch beim Personal nötige. "In bestimmten Parteien gilt ja zudem: ambulant vor stationär, privat vor Staat", sagt Stieber unter Anspielung auf die FDP-Mitgliedschaft des städtischen Gesundheitsdezernenten Andreas Meyer-Falcke.

Zwar glaubt auch Stieber, "dass ein Gesundheitsamt kein Krankenhaus und keine Arztpraxis ist", dennoch habe es eine hoheitliche Aufgabe und müsse diese auch erfüllen. Unter anderem stehen Duisburg, Köln, Essen und Dortmund besser da als die Landeshauptstadt. Ein schmerzlicher Befund, der nicht zuletzt die Mitarbeiter im Gesundheitsamt ärgern dürfte.

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Foto: Pro Dente e.V.

"2015 haben wir für unser Engagement in diesem Bereich den zweiten Platz in einem Wettbewerb der Bundeszahnärztekammer belegt und auch davor zahlreiche Auszeichnungen erhalten", sagt Michael Schäfer, stellvertretetender Leiter des Gesundheitsamtes.

Wie mäßig die Landeshauptstadt mit ihren 12.152 Untersuchungen abschneidet, zeigt ein Vergleich mit anderen NRW-Großstädten. So sind im Duisburger Gesundheitsamt derzeit zweieinhalb Zahnarztstellen besetzt. Sie sind für mehr als 500.000 Einwohner zuständig. Rechnerisch liegt die Relation von kommunalen Zahnärzten zu Einwohnern damit bei etwa 1 zu 200.000, in Düsseldorf lautet die Kennziffer (gerundet) zurzeit 1 zu 300.000. Nach Angaben der Stadt Duisburg gibt es jährlich etwa 18.000 Reihenuntersuchungen an Schulen und Kitas, die Zahl blieb in den vergangenen beiden Jahren konstant.

Im Gesundheitsamt der Millionenstadt Köln arbeiten - nach Planstellen gerechnet - 4,8 Zahnärzte, die einen größeren Teil ihrer Arbeitszeit für die Reihenuntersuchungen aufwenden. Rechnerisch steht demnach ein städtischer Zahnarzt etwa 225.000 Einwohnern gegenüber. Laut Gesundheitsamt der Domstadt werden pro Jahr durchschnittlich etwa 43.000 Schul- und Kita-Kinder untersucht, 2016 waren es knapp 41.000.

Im Essener zahnärztlichen Dienst kümmern sich laut Stadt vier Zahnärztinnen um die Reihenuntersuchungen. In der Stadt leben knapp 590.000 Menschen. Und Dortmund (rund 600.000 Einwohner) "plant" für das Schuljahr 2017/18 Reihenuntersuchungen von etwa 22.000 Kindern in allen Grund- und Förderschulen. Außerdem wolle man die Jungen und Mädchen in den Kitas untersuchen, dies seien etwa 19.000 Kinder. Vier Zahnärzte stehen in Dortmund jeweils an der Spitze eines Teams, das für Reihenuntersuchungen zuständig ist.

(RP)
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