Düsseldorf Deutlich mehr Grippe-Fälle gemeldet

Düsseldorf · Jetzt sind schon 54 Influenza-Fälle registriert. Viele Unternehmen melden einen erhöhten Krankenstand.

 Internistin Katrin Najorka nimmt in ihrer Oberkasseler Gemeinschaftspraxis bei einer Patientin einen Nasenabstrich.

Internistin Katrin Najorka nimmt in ihrer Oberkasseler Gemeinschaftspraxis bei einer Patientin einen Nasenabstrich.

Foto: Andreas Endermann

Die Grippe hat Düsseldorf fest im Griff: Innerhalb einer Woche haben sich die amtlichen Zahlen drastisch erhöht. Danach sind nun 54 Menschen (letzte Woche 32) nachweislich an der Influenza erkrankt, vor einem Jahr waren es um die gleiche Zeit nur fünf gemeldete Fälle. "Die wahren Zahlen dürften deutlich höher sein", vermutet Andre Schumacher, Allgemeinmediziner und Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Düsseldorf. Denn längst nicht jeder Grippefall wird gemeldet, die Dunkelziffer ist deshalb hoch. Zu Engpässen kommt es in den Kindertagsstätten. Beim DRK ist fast jede zweite Erzieherin krank.

Wie lange die Grippewelle noch anhält, mag momentan niemand vorhersagen. "Ich vermute mal, dass die Kurve noch ein oder zwei Wochen ansteigen und dann abflauen wird", schätzt Klaus Göbels, Leiter des Gesundheitsamtes. In diesem Jahr habe es deshalb so viele Menschen schwer erwischt, weil sich die stark grassierenden Viren des Typ H3N2 verändert haben. Denn Grippeerreger vermehren sich schnell, durch zufällige Mutationen im Erbgut entstehen neue Varianten. Und sind besonders aggressiv. "Damit bietet die Grippeimpfung in diesem Jahr einen geringen Schutz als sonst", so Göbels. Trotzdem sei die Impfung unverzichtbar. Denn selbst wenn die Wirkung wie in diesem Jahr schwächer ist, verläuft die Krankheit nach einer Impfung meistens deutlich weniger heftig.

In den Hausarztpraxen brauchen Patienten jetzt viel Geduld, denn der Andrang ist groß, die Wartezimmer sind überfüllt. Hinzu kommt: Viele Mediziner sind selbst krank. Rund 60 Patienten würden zurzeit zusätzlich jeden Tag in die Praxis kommen, berichtet Katrin Najorka, Internistin in einer Oberkasseler Gemeinschaftspraxis. Dabei geraten auch die Ärzte mitunter an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. "Wir sind abends ziemlich ausgebrannt", sagt sie.

Der Andrang sei auch deshalb so enorm, weil diesmal auch viele ältere Patienten erkrankt sind, die normalerweise durch die Impfung geschützt sind. Die Medizinerin rät, einfache Hygieneregeln jetzt unbedingt zu beachten, Menschenansammlungen zu meiden, sich häufig die Hände zu waschen, das Immunsystem zu stärken.

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Foto: Shutterstock.com/ Africa Studio

Die Grippewelle aber macht sich auch im öffentlichen Leben bemerkbar. Düsseldorfer Unternehmen wie Henkel und die Stadtsparkasse melden einen erhöhten Krankenstand. "Unsere Kunden merken das aber nicht", heißt es. Weder seien bei der Stadtsparkasse weniger Kassen besetzt, noch würde es in der Produktion bei Henkel zu Engpässen kommen. Das gilt auch für die Rheinbahn. "Zurzeit sind elf Prozent unserer Mitarbeiter im Fahrdienst krank", berichtet Heike Schuster, Rheinbahn-Sprecherin. Das ließe sich aber ausgleichen, "denn jetzt sind auch weniger Fahrerinnen und Fahrer im Urlaub."

Gravierende Probleme müssen dagegen die Kindertagesstätten lösen. Zwar verkündet Diakoniesprecherin Susanne Schwendtke: "Das Schlimmste scheint bei uns überstanden zu sein, aber vor zwei Wochen konnten wir in einigen unserer 50 Einrichtungen nur Notgruppen aufmachen." Beim DRK dagegen sind 40 Prozent der Kita-Mitarbeiterinnen krank. Da ist die Betreuung häufig nur mühsam mit Aushilfskräften möglich und Eltern werden gebeten, ein Kind mit ersten Krankheitszeichen unbedingt zuhause zu lassen.

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Zu Engpässen kommt es auch in der DRK-Blutspendezentrale in Erkrath, die die Düsseldorfer Krankenhäuser versorgt. Viele Spender fallen aus, "unser Bestände gehen rapide zurück, wir haben jetzt nur noch Reserven für drei Tage", heißt es dort. Und manche Stammspender kommen, obwohl sie schniefen. Aber die werden gleich wieder nach Hause geschickt: "Wer Blut spendet, muss gesund sein."

(RP)
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