Düsseldorf Der vierte Henkel-Spross wird Ehrenbürger

Düsseldorf · Der Stadtrat erklärt Albrecht Woeste zum 28. Ehrenbürger Düsseldorfs. Den Titel tragen aktuell Udo van Meeteren und Walter Scheel.

 Lieber Bilk als die Kö: Der Großvater hat R. Woeste & Co 1893 gegründet, in dem Gebäude steht seit 1963 der Schreibtisch von Albrecht Woeste.

Lieber Bilk als die Kö: Der Großvater hat R. Woeste & Co 1893 gegründet, in dem Gebäude steht seit 1963 der Schreibtisch von Albrecht Woeste.

Foto: Anne Orthen

Der Anruf aus dem Rathaus kam gegen 20.30 Uhr. Die Ratssitzung war beendet und Oberbürgermeister Thomas Geisel informierte Albrecht Woeste darüber, dass der Rat ihn zum Ehrenbürger der Landeshauptstadt gewählt habe. "Ich habe eine Hochachtung vor dem alten Fritz", sagt der 79-Jährige im Gespräch mit der RP und meint damit nicht den Preußen-König, sondern Unternehmensgründer Fritz Henkel, der 1928 die Auszeichnung erhielt. "Und nun bin ich selber Ehrenbürger - komisch. Ich frage mich: Bin ich das überhaupt wert?" Aber natürlich spricht Woeste, der seit Jahrzehnten vielfältig engagiert ist, auch von großer Freude und besonderer Ehre, für die er dankbar sei. Er macht nach Fritz, Hugo und Konrad Henkel das Quartett der Ehrenbürger in der Henkel-Familie voll.

Albrecht Woeste ist Urenkel des Firmengründers, er hatte jedoch mit Waschmitteln & Co. zunächst kaum etwas zu tun. Sein Großvater Richard stellte ab 1893 an der Ecke Suitbertusstraße/Aachener Straße Rohrverbindungsstücke in Stahl, Temperguss und Kupfer her.

 1985 beim Börsengang mit Konrad Henkel (links)

1985 beim Börsengang mit Konrad Henkel (links)

Foto: Henkel

Wenn Woeste jetzt Ehrenbürger wird, schließt sich ein Kreis. Am 1. Februar 1963 hat er seinen Schreibtisch an der Suitbertusstraße bezogen. Er ist noch heute jeden Werktag um 10 Uhr im Büro. Ein schickes Office an der Kö wäre leicht zu haben, aber Woeste mag Bilk und bleibt lieber da (Fritz Henkel zog zuerst nach Oberbilk und dann nach Reisholz, die Ortswahl passt also), auch wenn dort längst kein Stahl mehr verarbeitet wird, sondern ein Fachmarktzentrum steht. "Prestige brauche ich nicht", sagt Woeste, der gerne eine flapsige Bemerkung loslässt, wenn eine Konversation in Würde zu erstarren droht. Vor der Tür steht ein BMW X3, die Aufkleber für Fortuna und "German Racing" stehen für seine Leidenschaften.

Die sind auch einer Einladung zur Feier des 80. Geburtstages im Oktober abzulesen, die Woeste zurzeit verschickt. Das Wilhelm-Marx-Haus mit der Henkel-Werbung bildet die Mitte der Karte, auf der der Illustrator einiges unterzubringen hatte. Mehr als 20 Jahre war Woeste in Henkel-Gremien aktiv, 19 Jahre führte er Aufsichtsrat und Gesellschafterausschuss. Dazu befähigte ihn nicht nur Sachverstand (Woeste ist Wirtschaftsingenieur), sondern auch soziale Kompetenz - die Familie mit ihren mehr als 100 Köpfen muss zum Wohle der Firma zusammengehalten werden. Die IHK ist auf der Karte (Präsident) zu sehen, die Arena (Fortuna-Aufsichtsrat), Rennpferde (Woeste hat die Rennbahn und den Dachverband des Pferdesports saniert - mit Geld und Ideen), er ist bei Rotary, im Rochusclub, trommelt fleißig für die Bürgerstiftung. Dass Schloss Benrath saniert und zur Stiftung wurde, ist großteils sein Verdienst.

Das Bundesverdienstkreuz trägt er und den Großen Ehrenring der Stadt. Und nun das noch. Woeste denkt an seine Eltern. "Der liebe Gott hat dich da hingestellt. Tu deine Pflicht und dünk dich nicht besser als deinen Nächsten." Die Haltung ist ihm anzumerken, und wenn ihm was nicht passt, sagt er's auch.

(ujr)
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