Serie Mein Tag Der Pannenhelfer der Rheinbahn

Düsseldorf · Robin Bertram (25) ist der jüngste Verkehrsmeister in der Stadt - und immer da, wo Bus und Bahn nicht mehr fahren. Wir haben ihn begleitet.

Rheinbahn Düsseldorf: So arbeitet der Verkehrsmeister
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Rheinbahn Düsseldorf: So arbeitet der Verkehrsmeister

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Foto: Arne Lieb, Robin Bertram

2.45 Uhr Der Wecker klingelt. Für ein Frühstück ist es Robin Bertram viel zu früh, Kaffee trinkt er nicht - also macht sich der Wuppertaler schnell auf den Weg in Richtung A46. Er muss das Auto nehmen, denn Züge nach Düsseldorf fahren um diese Zeit noch nicht.

4 Uhr Während die meisten Düsseldorfer noch tief schlafen, beginnt auf dem Betriebshof der Rheinbahn in Lierenfeld der Tag. Die Züge rollen für die erste Fahrt hinaus auf ihre Linienwege, Robin Bertram kontrolliert unterdessen Werkzeug und Material in seinem silbernen Sprinter-Lieferwagen. Dort hat er immer alles Mögliche zur Hand, vom Abschleppseil über Glühbirnen bis zu Fahrkarten-Entwertern, die er direkt in die Busse einbauen kann. In einer Schublade im Kofferraum liegen große Stahlgriffe. Die bringt er der Feuerwehr, falls diese einen verunglückten Zug anheben muss - Robin Bertram weiß nie, was ein Arbeitstag ihm so bringt.

Düsseldorf: Als in der Rheinbahn geraucht und getrunken wurde
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Als in der Rheinbahn geraucht und getrunken wurde

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Foto: Rheinbahn

5 Uhr Die Aufgabe des 25-Jährigen bei der Rheinbahn nennt sich Verkehrsmeister, er ist der Jüngste, der im Unternehmen je diese Position übernommen hat. Heute ist er zuständig für Düsseldorf. Die erste Fahrt des Tages führt ihn zur Leitstelle der Rheinbahn an der Heinrich-Heine-Allee, wo die Kollegen den Überblick über den Verkehr in der Stadt haben. Robin Bertram bespricht mit ihnen, wo es heute im Bahn- und Busnetz haken könnte, zum Beispiel durch Bauarbeiten - und er plaudert natürlich auch ein bisschen über die Fußball-EM.

Historische Bilder aus dem Rheinbahnarchiv
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Historische Bilder aus dem Rheinbahnarchiv

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Foto: Stadtarchiv D�sseldorf

6.30 Uhr Per Funk meldet sich die Leitstelle bei "Otto 1", das ist der Funkname von Bertrams Fahrzeug. Sie schickt ihn zu seinem ersten Einsatz: Am Freiligrathplatz hat ein Bus zu wenig Kühlwasser. Alles Routine, die Störung ist schnell behoben.

7.30 Uhr Die Leitstelle schickt Bertram zum Mörsenbroicher Weg. Die Feuerwehr beseitigt dort eine Ölspur - man weiß aber noch nicht, wer das Öl verloren hat. War das vielleicht ein Bus der Rheinbahn? Schon als Bertram mit seinem silbernen Sprinter um die Ecke biegt, ist er sich ziemlich sicher, dass die Rheinbahn mit diesem Vorfall nichts zu tun hat. Denn die Ölspur zieht sich den Berg hoch in Richtung Rennbahn - und auf dieser Strecke ist die Rheinbahn an Wochentagen nicht unterwegs. Das weiß er aus eigener Erfahrung. Seit fünf Jahren ist er bei der Rheinbahn, in seiner Ausbildung als Fachkraft im Fahrbetrieb und in Weiterbildungen hat er als Fahrer für Bus, Straßen- und U-Bahn gearbeitet. Das ist Voraussetzung für die Tätigkeit als Verkehrsmeister. Seit einem dreiviertel Jahr arbeitet er auf dieser Stelle. Bertram steigt kurz aus und redet mit den Feuerwehrleuten, dann fährt er zur Sicherheit den Linienweg der 733 in Richtung Derendorf ab. Von einer Ölspur ist aber wie erwartet nichts zu sehen, er gibt Entwarnung bei der Leitstelle.

8.15 Uhr Irgendwas ist an den Bus- und Bahnanlagen immer zu tun, und wenn es keine Einsätze gibt, sucht sich Robin Bertram selbst seine Arbeit. Er und drei weitere Kollegen mit den silbernen Sprintern sind die "Erkunder" der Rheinbahn, zwei sind in Düsseldorf unterwegs, jeweils einer im Kreis Mettmann und in Neuss. Bertram kontrolliert in ruhigen Zeiten zum Beispiel, ob es Vandalismus an Haltestellen gegeben hat oder schaut sich selten genutzte Weichen an, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, falls sie doch mal wieder gebraucht werden. Weil er bereits im Osten der Stadt unterwegs ist, fährt er kurz zum Ostpark, wo es eine Straße nur für Rheinbahn-Fahrzeuge gibt, in die aber immer mal wieder verbotenerweise Autos fahren. Das verwirrt bisweilen die Signaltechnik. Es ist aber alles in Ordnung.

8.30 Uhr Die Leitstelle schickt Bertram in die Essener Straße. Ein Straßenbahnfahrer hat gemeldet, dass ein Lastwagen die Haltestelle für die Straßenbahn blockiert. Bertram weiß, dass Falschparker ein Dauerärgernis für die Fahrer sind. Er muss häufig den Abschleppwagen rufen, damit die Bahnen weiterkommen. Diesmal tut er das aber nicht. Denn der Umzugswagen steht knapp neben der Station, die Passagiere können aussteigen. Das ist in einer so engen Gegend gerade noch okay, findet der Verkehrsmeister.

8.55 Uhr Der nächste Funkspruch - diesmal geht es in Richtung Friedrichstraße. Dort gibt es eine Sperrung wegen eines Polizeieinsatzes, Bertram soll schauen, ob die Rheinbahn trotzdem durchkommt. Er muss allerdings erst einmal selbst hinkommen: Die Sprinter der Verkehrsmeister dürfen zwar die Spuren der Rheinbahn nutzen, aber den Großteil der Strecke schiebt sich Bertram wie alle anderen Fahrer durch den Berufsverkehr. 100 Kilometer fährt er im Durchschnitt pro Schicht, und das kann in Düsseldorf dauern. 20 Minuten braucht er von Derendorf bis Friedrichstadt - als er ankommt, ist der Polizeieinsatz vorbei. "Nichts mehr zu sehen", meldet er um 9.13 Uhr an die Leitstelle.

9.30 Uhr Robin Bertram ist gerade am Hauptbahnhof angekommen, wo er in der Umkehranlage für die U-Bahnen etwas nachschauen will. Da erreicht ihn der erste ernstere Fall des Tages: Die Leitstelle meldet einen "schweren Verkehrsunfall" in der Nähe des Polizeipräsidiums. Bertram kehrt sofort zu seinem Fahrzeug um und fährt los. Jetzt muss es schnell gehen.

9.40 Uhr Schon von Weitem sieht er das Blaulicht der Polizei. Eine Straßenbahn der Linie 709 hat ein Auto gerammt. Bertram stellt den Wagen auf der Kreuzung ab, macht zur Sicherheit das Blaulicht an und steigt aus. Er kennt den Ablauf bei Unfällen: Erst fragt er Bahn- und Autofahrer, ob es Verletzte gab - zum Glück nicht. Dann spricht er mit den Polizisten, hilft beim Papierkram und macht selbst einige Fotos und Notizen, um Spuren zu sichern. Offenbar ist der Autofahrer nach rechts in den Fürstenwall eingebogen, obwohl er nicht durfte, und hat dabei die Bahn übersehen. Aber die Frage, wer Schuld trägt, interessiert Bertram nur am Rande. Er ist jetzt vor allem dafür verantwortlich, dass die Strecke schnell wieder frei wird, damit die nachfolgenden Bahnen durchkommen. Er entfernt die zerborstene Plastik-Verkleidung am Kopf des Zuges und legt die Teile in die Straßenbahn. Dann parkt er seinen Sprinter in einer Nebenstraße. Dort wird er erstmal bleiben. Denn der Bahnfahrer möchte nach dem Schreck lieber noch nicht wieder ans Steuer, also übernimmt der Verkehrsmeister.

10.40 Uhr Bertram ist mit der Bahn bis zum Hafen gefahren, hat sie gewendet und kommt nun im Betriebshof an. Dort empfängt ihn Kollegin Mechthild Zenzen, die mit "Otto 3" unterwegs ist und ihn zurück zu seinem Fahrzeug bringen wird. Außerdem wartet viel Papierkram zu dem Unfall im Büro, und auch die E-Mails muss er noch abarbeiten. Damit wird er den Rest der Schicht verbringen.

12.20 Uhr Die Spätschicht übernimmt. Robin Bertram macht sich auf den Weg in Richtung A46. Er wird jetzt vielleicht ein bisschen schlafen. Möglicherweise schraubt er später an seinem VW Käfer herum - Oldtimer und Fahrzeugmodelle sind sein Hobby. Klar ist: Er wird nicht spät ins Bett gehen. Morgen hat er noch mal Frühschicht.

(arl)
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