Interview Der neue Baas der Jonges

Düsseldorf · Detlef Parr soll morgen zum neuen Baas der Düsseldorfer Jonges gewählt werden. Vor diesem Amt hat der Mann spürbar viel Respekt. Den größten deutschen Heimatverein sieht er in einem Wächteramt für Bürger.

 Detlef Parr (67) wird sich morgen bei der Versammlung der Düsseldorfer Jonges zur Wahl stellen: Er soll Baas des größten deutschen Heimatvereins und damit Nachfolger von Gerd Welchering werden. Das

Detlef Parr (67) wird sich morgen bei der Versammlung der Düsseldorfer Jonges zur Wahl stellen: Er soll Baas des größten deutschen Heimatvereins und damit Nachfolger von Gerd Welchering werden. Das

Foto: Werner Gabriel

Sie sind seit Jahrzehnten für die FDP politisch sehr aktiv, waren drei Legislaturperioden im Bundestag. Wird der neue Jonges-Baas ein politischer sein?

Parr Das kann man so nicht sagen. Natürlich prägt mich meine politische Arbeit, aber in der Funktion als Baas der Jonges bin ich parteipolitisch neutral. Mein Team und ich werden nach der Wahl auch mit allen Parteien im Rathaus Kontakt aufnehmen.

Was ist für Sie eine entscheidende Voraussetzung für das Amt?

Parr Meine Unabhängigkeit und Unbefangenheit. Ich bin 67, muss keine Karriere mehr machen, gehe ohne Druck an die Aufgabe heran.

Aber Sie wissen, was auf Sie zukommt.

Parr Ja. Als ich gefragt wurde, ob ich nicht Nachfolger von Gerd Welchering werden möchte, war ich sehr überrascht und über das Vertrauen hoch erfreut. Dieses Amt, Baas der Düsseldorfer Jonges, ist ein ganz Besonderes. Ich habe größten Respekt davor. Es gibt in Düsseldorf nichts Vergleichbares. Und wenn ich den hohen Eichenholzstuhl des Baas sehe, in dem die Namen meiner neun Vorgänger eingraviert sind, dann empfinde ich schon so etwas wie Ehrfurcht vor diesem Amt.

Sie sind jetzt 67 — das ist ein Alter, in dem viele schon im Ruhestand sind.

Parr Ich bin der Meinung, dass es eigentlich keinen Ruhestand gibt. Ich nenne es dritten Lebensabschnitt. Und in diesem Lebensabschnitt übernehme ich jetzt eine neue Aufgabe.

Wie sehen Sie die Rolle der Jonges in Düsseldorf?

Parr Nehmen wir mal das Beispiel Schloss Eller, das jetzt nach der Renovierung wieder eröffnet wurde. Das ist für mich ein ideales Beispiel für Offenheit gegenüber dem Bürger. Man hat, gemeinsam mit den Bürgern, überlegt, was man dort macht. Das Schloss ist nun für alle offen, der Park kann genutzt werden. So sehe ich die Aufgabe eines Vereins wie den Jonges: Anwalt des Bürgers zu sein, darauf zu achten, dass in seinem Interesse gehandelt wird. Sozusagen ein Wächteramt für den Bürger.

Der bis Dienstag amtierende Baas Gerd Welchering war ein sehr diplomatischer Mensch. Wie werden Sie das Amt wahrnehmen?

Parr Ich bin auch kein Basta-Typ, werde nicht mit der Tür ins Haus fallen und wir werden auch das Rad nicht neu erfinden. Wichtig ist es für mich, die Kontinuität zu wahren und behutsam, gemeinsam mit meinem Vorstands-Team, neue Wege zu gehen. Ich werde aber sicher auch, wenn es um die Belange der Jonges und der Bürger geht, klare Kante und Biss zeigen.

Die kürzlich in der Vereinszeitschrift "Das Tor" veröffentlichte Jonges-Umfrage haben Sie intensiv gelesen?

Parr Ja, sicher. Das Ergebnis dieser Umfrage, die ja eine enorme Resonanz hatte, ist für mich eine wichtige Basis zu wissen, was die Jonges denken und wollen. Was mich besonders freut, ist dass so vieles so positiv gesehen wird.

Wenn Sie es so machen wie Ihr Vorgänger, dann bleiben Sie zehn Jahre im Amt. Was sind die großen Themen in der nächsten Zukunft?

Parr Ich bin sicher, dass in diesen unberechenbaren Zeiten ein Verein wie die Jonges mehr denn je wichtig ist. Er gibt so etwas wie Geborgenheit und Kameradschaft.

Was ist seine wichtigste Aufgabe?

Parr Ich glaube, dass diese Gesellschaft entscheidend vom Engagement der Bürger lebt, die sich ehrenamtlich einbringen. Dieses soziale Klima wollen die Jonges in Düsseldorf fördern, die Bereitschaft wachhalten, sich um andere zu kümmern. Wir wollen verstärkt Einfluss nehmen auf die Lebensqualität in unserer Stadt, vordergründig auf die Stadtplanung und die Kultur. Was einem übrigens ein sehr gutes Gefühl gibt, Sinnvolles getan zu haben.

Und wie sehen Sie Ihre Rolle als Baas?

Parr Als Sportler bin ich ohnehin ein Team-Mensch, habe ja lange Fußball gespielt und war Trainer in verschiedenen Düsseldorfer Vereinen. Das Amt des Vorsitzenden sehe ich als Primus inter Pares (Redaktion: "Erster unter Gleichen")

Sie leben in Hösel — wie ist eigentlich Ihre Beziehung zu Düsseldorf?

Parr Ich bin in Kaiserswerth geboren und in Derendorf aufgewachsen. Den größten Teil meines beruflichen und privaten Lebens habe ich hier verbracht. Als ich aus schulischen Gründen nach Heiligenhaus ging, habe ich mir immer vorgenommen, später nach Düsseldorf zurück zu kehren. Vor zehn Jahren haben wir jedoch in Hösel ein Haus gekauft, und wollen nun doch da bleiben. Aber wenn ich jetzt Baas der Jonges werden sollte, dann ist das für mich eine andere Form des Heimkehrens.

Sie haben angekündigt, nicht allein gewählt werden zu wollen, sondern mit einem Team. Wer gehört dazu?

Parr Zwei Männer werden jeweils als Vize-Baas neben mir arbeiten — das sind Eitel Schwarz und Alfred Scheufen. Als Schriftführer stellt sich Harry Wellbrock zur Wahl, als Schatzmeister Karsten Körner, für Sonderaufgaben soll Günter Schwaderlapp zuständig sein. Das Amt das Stadtbildpflegers bleibt bei Rolf Töpfer. Übrigens ist es uns gelungen, das Durchschnittsalter des Vorstandes auf 56 zu drücken.

Bei der erwähnten Umfrage war auch herausgekommen, dass einige Jonges nicht zufrieden waren mit dem neuen Henkel-Saal. Wie sehen Sie das?

Parr Viele Mängel sind inzwischen behoben. Aber ich glaube, dass das Thema uns noch beschäftigen wird.

Die Jonges nehmen keine Frauen auf. Wird sich daran was ändern?

Parr Sicher ist, dass wir von Frauen viel lernen können und umgekehrt. Es gibt ja ohnehin Veranstaltungen der Tischgemeinschaften und des Gesamtvereins mit unseren Frauen. Auch diese Tradition werden wir fortsetzen.

Ist der Eindruck richtig, dass die Zahl der Mitglieder wieder wächst?

Parr Es sieht ganz gut aus, aber wir müssen weiter daran arbeiten. Vor allem müssen wir für jüngere Leute interessant werden.

Hans Onkelbach führte das Gespräch.

(RP)
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