Stern-Verlag vor der Schließung Der leere Lesetempel

Düsseldorf · Das letzte Stündlein für das Traditionshaus Stern-Verlag in Düsseldorf ist in Sicht. Noch acht Tage soll verkauft werden, an der Friedrichstraße sind die meisten Regale jedoch bereits abgeräumt. Manche Kunden bringen Abschiedsgeschenke.

 Im Buchhaus dominiert in den letzten Tagen bereits die Leere. Das Inventar wird verkauft.

Im Buchhaus dominiert in den letzten Tagen bereits die Leere. Das Inventar wird verkauft.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der offen gestaltete Treppenaufgang im Buchhaus Stern-Verlag wird durch Weisheit gekrönt. "Menschsein heißt Lesen" steht da in großen Lettern, und unter diesem Satz breiten sich die Etagen dieses gewesenen Lesetempels in tiefe Räume aus.

Man sieht zigmeterweise Regale, und sie sind alle leer. 400.000 Bücher unter einem Dach, das war lange der Werbespruch der größten deutschen Buchhandlung. Wer in diesen Tagen dem Stern-Verlag noch einmal seine Aufwartung macht und dieses Haus lange kennt, wird berührt sein von diesem Abverkauf, der so etwas zurücklässt wie ein hohles Gerippe.

Oben steht an einem Regal "Klassiker", darunter sind Porträts unter anderem von Grass, Kafka, Thomas Mann zu sehen. Ihre Bücher? Weg. Auf das unweigerliche Ende haben sich die gut hundert Mitarbeiter längst eingestellt, es sind auch nur noch acht Verkaufstage, "aber die leeren Regale sind für viele Kollegen ein Stich ins Herz", sagt die freundliche Dame von der Zentrale. Vor allem die Stammkunden spüren das, es gibt nette Worte und auch Geschenke. "Beispielsweise Pralinen, nicht irgendeine Handelsware, sondern von Heinemann."

 Die Kinder sollten sich wohlfühlen im Stern-Verlag. Im Keller gab es einen großen Kinderbereich, dort gab es samstags sehr beliebte Vorlesestunden.

Die Kinder sollten sich wohlfühlen im Stern-Verlag. Im Keller gab es einen großen Kinderbereich, dort gab es samstags sehr beliebte Vorlesestunden.

Foto: Andreas Bretz

Im Erdgeschoss sind bis 31. März noch einige Bücher zu haben. Viel ist nicht mehr da. Ein paar Bildbände, Romane, einige Fachbücher, die Reduzierungen sind auf 70 Prozent geklettert. Das Inventar wird ebenfalls verkauft. Stühle, Lampen, alles muss raus. Das war es dann mit 116 Jahren Stern-Verlag.

(ujr)
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