Schwimmen im Rhein Der Lebensretter von der Fähre

Düsseldorf · Wie gefährlich das Schwimmen im Rhein ist, weiß Hans Schäfer sehr gut. Er hat schon 14 Menschen aus dem Fluss gerettet - obwohl er selber gar nicht schwimmen kann.

 Hans Schäfer hat im Führerstand der Rheinfähre einen guten Blick auf den Strom und kann schnell eingreifen.

Hans Schäfer hat im Führerstand der Rheinfähre einen guten Blick auf den Strom und kann schnell eingreifen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Seit 52 Jahren transportiert Hans Schäfer mit seiner Fähre Fußgänger, Radfahrer und Autos von Meerbusch-Langst nach Düsseldorf-Kaiserswerth über den Rhein. Er liebt es, hoch oben im Führerstand zu sitzen, denn von seinem Schaltpult aus hat er rundherum freie Sicht. Dabei entgeht dem Fährmann fast nichts.

Und so kommt es, dass Schäfer bereits 14 Mal zum Lebensretter wurde. Denn immer wieder hat er Menschen im Rhein entdeckt und diese aus dem Fluss gezogen, obwohl er selber nicht schwimmen kann. "Ein Sportschwimmer wollte einmal den Rhein durchqueren, da sein Opa immer davon gesprochen hat. Er hat aber nicht bedacht, dass der Rhein im Laufe der Jahre durch Verengungen schneller geworden ist. Der war mit seinen Kräften völlig am Ende, als wir ihn auffischten", sagt Schäfer.

Im Blick hat Schäfer auch immer den kleinen Sandstrand neben dem Anleger auf der Meerbuscher Seite. Dieser ist besonders bei Familien beliebt, die dort, wie am Meer, Kanäle buddeln und Burgen bauen und sich im Wasser vergnügen. "Ich fordere dann schon einmal die Eltern auf, besser auf ihre Kinder aufzupassen. Die Schiffe sind viel schwerer und schneller geworden und erzeugen heute einen gewaltigen Sog - besonders, wenn sich zwei schwer beladene Schiffe begegnen. Damit rechnen viele nicht."

Feuerwehr und Stadt weisen zwar jedes Jahr, sobald sich Sommerwetter einstellt, aufs Neue auf die Gefahren im Rhein hin, unterschätzt werden sie dennoch von vielen Menschen. So musste die Feuerwehr, wie sie jetzt bekanntgab, in diesem Jahr 36 Mal ausrücken, weil Schwimmer im Rhein gemeldet wurden - ein starker Anstieg, denn sonst liegt die Zahl bei rund 20 Einsätzen jährlich.

Dafür ist die Zahl derjenigen, die Suizid mit einem Sprung ins Wasser begehen wollten, deutlich zurückgegangen. "Mir geht es immer noch nahe, dass eine lebensmüde Frau, die sich von meiner Fähre aus in den Rhein stürzte, nicht mehr gerettet werden konnte", sagt Schäfer. Er hat aber dafür schon andere Suizidenten aus den Fluten geborgen.

In Düsseldorf soll nun ein Arbeitskreis gegründet werden, in dem erörtert werden soll, wie die Bürger noch besser auf die Gefahren im Wasser hingewiesen werden können. Dabei müssen die zuständigen Ämter und die Feuerwehr in der Regel auf die Einsicht der Bürger setzen, denn das Schwimmen im Rhein ist nur an wenigen Stellen wie in der Nähe von Brückenbauwerken verboten. Wer gerettet werden muss, erhält deshalb meistens auch nur ein Bußgeld. Die Kosten für den Einsatz trägt der Steuerzahler.

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Foto: dpa, ude bwe

Und Dank erhalten die Retter auch nicht immer, wie Hans Schäfer erlebt hat. "Einer hat sich danach sogar beschwert, weil wir sein Boot nicht geborgen haben, dabei war das untergegangen wie ein Stein." Er ist immer noch erstaunt über solch eine Einstellung. Dafür ist er froh, in den 52 Jahren immer unfallfrei seine Passagiere ans andere Ufer gebracht zu haben. "Ich habe den schönsten Arbeitsplatz am Rhein. Nirgendwo sieht man schließlich so viele glückliche Menschen, wie auf meiner Fähre." Und diese Leidenschaft für seinen Beruf hat er weitergegeben. Mit 17 Jahren hat Sohn Hajo zum ersten Mal das Steuerrad übernommen, mit 21 machte er seinen Fährführerschein und fährt seitdem ebenfalls über den Rhein.

(brab)
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