Düsseldorf Der Grabstein für „Onkel Lou“ liegt in Holthausen

Düsseldorf · Weißer Kies, ein paar blühende Blumen, kleine verwitterte Gartenzwerge, dazwischen plätschert ein Springbrunnen leise vor sich hin. Mittendrin ein grauer, rundlicher Stein mit der Aufschrift "Onkel Lou": Das ist der Grabstein von Lou van Burg, dem holländischen Showmaster, der vor allem in den 60er Jahren für gigantische Einschaltquoten im noch jungen ZDF gesorgt hatte.

 Yasmine und Uli Binger in ihrem Garten in Holthausen: 26 Jahre nach dem Tod von Lou van Burg, Yasmines Vater, holte das Ehepaar den Grabstein nach Düsseldorf.

Yasmine und Uli Binger in ihrem Garten in Holthausen: 26 Jahre nach dem Tod von Lou van Burg, Yasmines Vater, holte das Ehepaar den Grabstein nach Düsseldorf.

Foto: Endermann, Andreas

Seine Sendung "Der goldene Schuss" war mehr als ein Straßenfeger. Lou van Burg, der mit bürgerlichem Namen van Weerdenburg hieß, starb vor genau 26 Jahren an Leukämie. Er wurde ohne seine Familie in München beerdigt. Jetzt, nach diesen mehr als zweieinhalb Jahrzehnten, hat sich seine Tochter Yasmine Binger auf den Weg gemacht, das Grab besucht, ihren schon Jahre geltenden sogenannten Grab-Betreuungsvertrag am Südfriedhof in München gekündigt und den Grabstein zu sich nach Hause, nach Holthausen, geholt.

Jetzt steht der fast 100 Kilo schwere Stein in diesem schönen, etwas kitschigen Beet und erinnert die Tochter an einen Vater, an den sie sich eigentlich selbst so richtig gar nicht erinnern kann. "Er war immer unterwegs", sagt die 43-Jährige, die aber sein Gesangstalent geerbt hat. Neben ihrem Job in einer Hildener Technik-Firma steht sie mit ihrem Mann Uli Binger (41) und dessen Band "Collins Tribute" oft auf der Bühne.

Lou van Burg war ein legendärer Entertainer: Der Mann mit dem Menjou-Bärtchen hatte erst als Sänger und Tänzer in Pariser Nachtclubs Erfolg. Später wurde er Moderator bei RTL Luxemburg, bekam im ORF eine TV-Sendung. Im Dezember 1964 startete seine Show im ZDF. 24 Ausgaben liefen bis August 1967. Dann gab?s Schlagzeilen um die Affären des Moderators: Eigentlich lebte er mit seiner Lebensgefährtin zusammen, hatte aber auch noch andere Affären unter anderem mit seiner Assistentin. Die aber war bereits verheiratet, hatte eine Tochter. Lou van Burg und sie trennten sich von ihren Partnern und heirateten, 1968 kam Tochter Yasmine auf die Welt, die jetzt in Düsseldorf wohnt. Familie van Burg lebte erst in Holland, dann in Belgien. Der "Goldene Schuss" wurde abgesetzt, Onkel Lou ging auf Tournee, trat hier und dort auf. "Ein richtiges Familienleben hatten wir nicht", so Yasmine. Sie weiß aber noch, dass er in den 80er Jahren in Düsseldorf eine Wohnung an der Graf-Adolf-Straße hatte. Dort hat sie ihn auch oft besucht. Ihr Vater moderierte unter anderem im Musikdorf an der Adersstraße für RTL Radiosendungen.

Ansonsten floss kein großes Geld mehr in die Familienkasse. Als ihr Vater 1986 im Alter von 67 Jahren starb, wusste sie nichts von seiner Krankheit, erfuhr erst später von seinem Tod. Lange konnte sie aus emotionalen Gründen nicht auf den Friedhof, bezahlte aber zuletzt die Grabpflege. Als das Friedhofsamt sie jetzt anschrieb, und fragte, ob sie für weitere fünf Jahre 350 Euro zahlen oder das Grab "abräumen" wollte, entschied sie sich mit ihrem Mann Uli dafür, den Grabstein abzuholen. Yasmine weiß, dass ihr Vater noch viele Fans hat, die auch zu seinem Grab gehen. "Weihnachten haben sie dort Engel hingelegt." Sie hofft, dass sie diese Fans nicht verärgert hat, indem sie den Stein abgeholt hat.

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