Diskussion um Umrüstung Denkmalschutz für Gasleuchten?

Düsseldorf · Der Verein "ProGaslicht" ruft dazu auf, sich in der Politik für den Erhalt der originalen Laternen einzusetzen. Künstler und Heimatfreunde können sich LED-Lampen vorstellen - wenn die Licht-Atmosphäre nicht verfälscht wird.

Diskussion um Umrüstung: Denkmalschutz für Gasleuchten?
Foto: RP, Werner Gabriel

Der Berliner Verein "ProGaslicht", der sich für Erhalt und Förderung von Gaslaternen als Kulturgut einsetzt, hat sich mit der Bitte um Unterstützung an die Düsseldorfer Bezirksvertreter gewandt. Es müssten alle Anstrengungen unternommen werden, die Gasbeleuchtung als "einzigartiges Flächendenkmal und kulturelles Erbe der Stadt unter Denkmalschutz zu stellen".

Alle Düsseldorfer Bürger seien aufgerufen, sich für den Erhalt der Lampen einzusetzen. Die Landeshauptstadt dürfe sich nicht "vereintopfen" lassen, heißt es in der Erklärung, damit sie nicht "am Ende so aussieht wie Wanne-Eickel oder Bielefeld".

In Düsseldorf selbst reißt die Debatte nicht ab, auch wenn Andrea Blome, Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement, erklärt hat, dass die 4000 Alt-Düsseldorfer Gaslaternen frühestens 2013 auf LED-Technik umgerüstet werden sollen - und zudem versichert hat, dass eine Panne wie die reparaturbedingte Umrüstaktion von Gas auf Strom in Stockum nicht mehr vorkommen werde.

"Düsseldorf sollte in dieser Hinsicht traditionell, aber nicht unmodern sein", sagt etwa Ruth Willigalla, Ehrenvorsitzende des Heimatvereins Düsseldorfer Weiter und ehemalige Ratsfrau. "Ende der 70er habe ich mich erfolgreich gewehrt, als plötzlich Gaslaternen vom städtischen Betriebshof verschwunden waren. Aber wenn das LED-Licht so gestaltet werden kann, dass kein Unterschied zu erkennen ist, halte ich es nicht für nötig, der reinen Lehre anzuhängen."

Lampen in der Altstadt sollen bleiben

Ähnlich sieht es Adolf Nitsch vom Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. "Denkmalpflege wehrt sich nicht gegen Neuerungen, sondern gegen abruptes Abreißen ohne Reminiszenzen an die Vergangenheit." Wo historische Bauten vorherrschen, etwa in der Altstadt, sollten die Lampen in ihrem Originalzustand erhalten bleiben. In Außenbezirken hingegen sei es sinnvoller, auf die Vorteile der LED-Technik zu setzen: Effizienz, Umweltverträglichkeit und die geringeren Kosten.

Edmund Spohr hat als Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Düsseldorfer Heimat-und Bürgervereine (AGD) und als Vorstand der Bürgerstiftung DUS Illuminated, die bei Lichtinszenierungen voll auf LED-Licht setzt, ein doppeltes Interesse an den Gasleuchten.

"Seit drei Jahren beschäftigen wir uns bei der AGD mit dem Thema, im Mai waren wir mit 44 Vereinen bei den Stadtwerken, um uns verschiedene LED-Musterleuchten anzusehen", sagt Spohr. "Es waren alle ganz angetan, dass man keinen Unterschied zum Gas sieht."

Die Frage der mangelnden Authentizität stelle sich nicht, "man baut ja auch moderne Toiletten in denkmalgeschützte Häuser ein." Die Stadtwerke hätten zudem zugesichert, dass in historischen Stadtbereichen wie Kaiserswerth, "dort, wo ein Denkmalensemble besteht", nichts ausgetauscht werden solle - andernorts sei dies jedoch sinnvoll.

"Wir müssen mit der Beleuchtung defensiv umgehen"

"Jede Stadt hat ihr charakteristisches Licht, das muss sie bewahren", ist der Düsseldorfer Künstler Mischa Kuball überzeugt. Seine Lichtinstallationen - eine hat er bei den Stadtwerken eingerichtet - sind viel beachtet. Städte dürften aber nicht total mit hellem Licht und vielen Installationen ausgeleuchtet werden, "wir müssen mit Beleuchtung defensiv umgehen", sagt er und plädiert deshalb auch für Straßen mit dem Licht von Gaslaternen.

Als glühender Verfechter von warmem, gelblichem, klassischem Licht gibt sich der Lichtkünstler Horst Baumann. Aber dieses Licht brauche nicht durch Gaslampen erzeugt werden. "Wenn dieses Licht durch LED-Technik erzeugt werden kann und das Aussehen der Laternen nicht verändert wird, müssen die Leuchtdioden eingebaut werden", sagt er.

Denn sie seien viel preiswerter und klimaschonender. Die Vorteile des technischen Fortschritts müssten unbedingt genutzt werden. Baumann verwendet bei seinen Lichtinstallationen konsequent energiesparende Technik. Deshalb habe er die Leuchten in seinem Zeitmesser am Rheinturm schon vor Jahren auf Dioden umgestellt.

(RP)
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