Interview "Den Kliniken geht es schlecht"

Düsseldorf · Der Verwaltungschef des Evangelischen Krankenhauses, Wolfgang Holz, redet als einer von wenigen Klartext, wie schwierig die finanzielle Lage seines Hauses und anderer Kliniken ist. 2007 machte das EVK eine Million Euro Verlust.

Das Evangelische Krankenhaus (EVK) hat im vergangenen Jahr eine Million Euro Verlust gemacht. Das sei zwar noch kein Beinbruch, sagt EVK-Verwaltungsdirektor Wolfgang Holz, doch nachdenklich machen ihn die Zahlen allemal. "Es geht den Krankenhäusern — auch den Düsseldorfer Krankenhäusern — nicht gut", sagt der promovierte Wirtschaftsingenieur, der auch Geschäftsführer des Krankenhaus-Verbandes Düsseldorf ist, im Gespräch mit der Rheinischen Post. "Dass man in einem Jahr mal einen Verlust macht, ist natürlich nicht schön, aber es bedroht ein Krankenhaus nicht existenziell. Es sind die nachhaltigen Verluste, die die Krankenhäuser umbringen", betont Holz.

Genau diese langfristigen Verluste aber drohen den Kliniken bundesweit und auch in Düsseldorf. "Unsere Kosten steigen ständig", sagt Holz. "Die Mehrwertsteuer ist gestiegen, seit dem vergangenen Jahr müssen wir Ärzte nach dem neuen Tarifvertrag bezahlen, Energie wird ständig teurer, und auch die Kosten für Lebensmittel steigen." Das summiert sich und belastet das 65-Millionen-Euro-Budget des EVK erheblich: 2007 fielen beispielsweise rund 45 Millionen Euro Personalkosten an, für Strom zahlte die Klinik rund 800 000 Euro, Lebensmittel schlugen mit 1,15 Millionen Euro zu Buche. In diesem Jahr wird es noch teurer, sagt Holz. "Eine Lohnsteigerung von drei bis vier Prozent bei mehr als 150 Ärzten lässt sich bei gedeckelter Erlössteigerung nicht auffangen", sagt Holz. Natürlich müssten die Ärzte ihr Geld bekommen, schließlich leisteten sie gute Arbeit. Doch für die Krankenhäuser ist die Lage schwierig. Das Problem des EVK ist wie das aller Krankenhäuser, dass es, obwohl die Ausgaben steigen, die Erlöse, also die Einnahmen, nur um 0,64 Prozent steigern darf, weil sie von der Gesundheitspolitik gedeckelt sind. "Von diesem Minimalbetrag gehen noch mal 0,5 Prozent als Sanierungsbeitrag für die Krankenkassen ab", sagt Lothar Rohde vom Krankenhaus-Verband Düsseldorf.

"Diese Situation ist politisch gewollt, weil man die Zahl der Krankenhausbetten reduzieren will", so Holz. Schon 2006 schrieb ein knappes Drittel der bundesweit etwa 2100 Kliniken Verluste, 2007 waren es schon 43 Prozent. Die einzige Lösung für die Kliniken — auch für das EVK — besteht derzeit darin zu sparen. "Natürlich nicht auf Kosten der Patienten", betont Wolfgang Holz.

Am EVK bemühen sich sechs Controller darum, die Ausgaben einzuschränken. Etwa beim Verbrauchsmaterial: Jede Klinik muss ständig kontrollieren, ob sie die Vorgaben einhält. Für den Strom hat das EVK in Gemeinschaft mit dem Verband für drei Jahre Spezialkonditionen mit den Stadtwerken ausgehandelt. "Dass wir das bereits 2007 getan haben, macht sich bezahlt", sagt Lothar Rohde. "Heute würde das EVK 30 Prozent mehr zahlen, und zwar 180 000 Euro." Weitere 200 000 Euro Mehrwertsteuer werden gespart, weil die einst ausgegliederte Reinigung wieder im Haus arbeitet. Auch der gemeinsame Apotheken-Einkauf rentiert sich.

Dennoch bleibt es an allen Ecken und Enden knapp. "Die Politik ist gefordert, die Situation der Krankenhäuser zu stabilisieren", sagt Holz. "Sonst müssen wir uns etwas ganz Neues überlegen." Dazu kann viel zählen: dass das EVK gewisse Leistungen nicht mehr anbietet, dass Personal abgebaut wird, dass Weihnachtsgeld gestrichen wird. "Die Politik fordert mehr Leistung von den Kliniken — aber bei der Vergütung dieser Leistungen, da hapert es ganz gewaltig."

(RP)
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