Düsseldorf Dem Stern-Verlag droht der Abriss

Düsseldorf · Ein Investor hat bei der Stadt Düsseldorf angefragt, ob er den Gebäudekomplex an der Friedrichstraße abreißen lassen darf. Hindernisse sind nicht ersichtlich, einzig die Höhe des Neubaus wird noch diskutiert.

Der letzte Tag des Stern-Verlags
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Foto: Endermann, Andreas

Beim berühmtesten Leerstand der Stadt tut sich etwas. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte die Stadt, dass ihr eine Anfrage für den Abriss des Gebäudekomplexes des Stern-Verlags an der Friedrichstraße vorliegt. Ein möglicher Käufer der Immobilie möchte wissen, ob er dort neu bauen kann. Grundsätzlich gibt es bei der Stadt keine Einwände gegen den Abriss, einzig die Höhe des Neubaus soll noch Thema der Gespräche sein. In diesem Punkt erwartet die Stadt weitere Angaben, bei passenden Daten würde sie die Pläne wohl gutheißen. Vertreter des Stern-Verlags wollten die Entwicklungen nicht kommentieren.

Reaktionen auf Schließung des Stern-Verlags
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Foto: Andreas Endermann

Das Buchhaus ist seit dem 1. April geschlossen. Inhaber Klaus Janssen hatte kurz vor Weihnachten angekündigt, dass das Geschäft mit seinen 5000 Quadratmetern in der heutigen Zeit nicht mehr wirtschaftlich geführt werden könne. Der Internethandel und zwei Konkurrenten, die im Umfeld eröffnet hatten, sorgten für zu starke Einbußen. Die Düsseldorfer reagierten betroffen, gründeten Facebook-Gruppen, um sich solidarisch zu zeigen und versuchten, den Mitarbeitern Trost zu spenden. Nach mehreren Rabatt-Steigerungen war der Ausverkauf am 31. März beendet, im April folgte eine Versteigerung von Schätzen des Antiquariats.

Aus Immobilienkreisen heißt es, der Besitzer habe mit verschiedenen Interessenten für das Gebäude an der Friedrichstraße verhandelt, die dort neue Projekte verwirklichen wollen. Einer davon soll der auf innerstädtische Geschäftshäuser spezialisierte Düsseldorfer Projektentwickler Development Partner sein - bei dem Unternehmen hieß es auf Anfrage jedoch, man wolle zu diesem Thema nichts sagen. Angedacht ist für den Standort dem Vernehmen nach eine Mischung aus Handel (mit einem Nahversorger im Erdgeschoss) und Wohnen auf Zeit. Solche Projekte sind aktuell in Düsseldorf beliebt - im Andreasquartier in der Altstadt etwa entstehen für die Marke Hyatt House Langzeitunterkünfte mit voll ausgestatteten Küchen. Sie können beispielsweise von Firmen für Mitarbeiter genutzt werden, die temporär in der Stadt arbeiten.

Immobilienexperten gehen davon aus, dass ein potenzieller Käufer das Gebäude in jedem Fall abreißen und dort einen Neubau errichten würde. Eine neue Nutzung im bestehenden Gebäude ist demnach wegen der verschachtelten Bauweise mit vielen Halb-Geschossen (die in der Buchhandlung noch genutzt wurden) kaum denkbar. "Egal ob dort Handel oder Wohnnutzung hinkommen, das wird mit Sicherheit ganz anders aussehen als bisher", sagte ein Experte, der seinen Namen in diesem Zusammenhang nicht lesen möchte.

Die Geschichte des Stern-Verlags an der Friedrichstraße reicht knapp 90 Jahre zurück. 1927 zog das Buchhaus in ein Gebäude an der Hausnummer 26 ein. Dieses wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und bis 1954 an alter Stelle wieder aufgebaut. In den folgenden 20 Jahren wuchsen Geschäft und Ladenfläche immer weiter, bis der Stern-Verlag 1975 als größte Buchhandlung Deutschlands galt. Und auch danach ging die Erweiterung mit dem südlichen Gebäudeteil und der Passage bis zur Talstraße noch weiter.

(RP)
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