Düsseldorf Das Warten auf den Garten

Düsseldorf · Die Interessenten für Kleingärten sind zahlreich. Die Vereine bevorzugen junge Familien mit Kindern als neue Pächter.

Sie sind Rückzugsorte für Großstädter, bürgerliches Idyll und für viele auch ein Symbol der Spießigkeit: Kleingärten. In 104 Düsseldorfer Vereinen mit zum Teil mehr als 300 Parzellen bekommen Menschen die Möglichkeit zur entspannten Gartenarbeit, zu sommerlichen Grillabenden und nachbarschaftlichem Miteinander - solange sie bereit sind, Vereinen beizutreten und sich zu engagieren. Für viele ist das ein Ausschlusskriterium, ein Verein schrieb bis vor Kurzem sogar vor, dass nur verheiratete oder zusammen lebende Paare einen Garten bekommen. Nun arbeiten die Kleingartenvereine (KGV) an ihrem Image - und an einer Verjüngung ihrer Mitglieder.

Seit mehr als sechs Jahren ist Michael Vosen im Vorstand des KGV Stoffeln in Oberbilk. Der 60-Jährige könne sich nicht erinnern, dass eine "Ehe-Pflicht" in dieser Zeit einmal ein Thema gewesen sei, gibt aber zu, dass sie einst in der Vereinssatzung festgehalten war. Heute liege dem Verein vor allem daran, die Kleingartengemeinschaft für jüngere Generationen "attraktiver" zu machen. Im Bewerberbogen heißt es daher auch, dass Familien "in bestimmten Fällen bevorzugt" würden und generell eine "Bevorzugung von jungen Familien mit Kindern" erfolge. "Das ist aber kein Kriterium, mit dem man alle anderen auf der Warteliste auf der Außenspur überholen kann", betont Vosen. Momentan warten 20 Bewerber auf einen freien Garten, realistisch ist eine Wartezeit zwischen sechs Monaten und einem Jahr. Pächterwechsel haben laut Vosen in den meisten Fällen Altersgründe.

Nicole Mesch vom Stadtverband der Kleingärtner Düsseldorf spricht von einem "Generationenwechsel". "Die meisten, die ausscheiden, sind 70 oder 80 Jahre alt", sagt Mesch. "Es rücken dadurch viele Familien mit Kindern nach." Einen pauschalen Vorteil hätten Mütter und Väter bei der Bewerbung aber nicht: "Der Vereinsvorstand entscheidet, wer eine Parzelle erhält." Dieser achte auch darauf, dass Familien mit Kleinkindern nicht neben "älteren Herrschaften" platziert werden und ein "angenehmes Klima" herrsche. Interessenten könnten ihre Chancen aber verbessern, indem Sie vor der Bewerbung den telefonischen Kontakt suchen und "durchblicken lassen", dass sie sich auch an gemeinschaftlichen Arbeiten und dem Vereinsleben beteiligen wollen. Zudem gebe es momentan einen "relativ flotten Pächterwechsel" - zumindest bei den Vereinen, die städtischen Grund pachten. Ihren Mitgliedern ist es verboten, einen Garten an Verwandten nachfolgende Generationen zu "vererben".

Nicht nur beim KGV Stoffeln, sondern auch beim nahe gelegenen KGV "Kriegsbeschädigte Düsseldorf" in Oberbilk sind junge Familien mit Kindern - zumindest theoretisch - bei der Bewerbung bessergestellt. Konflikte zwischen ihnen und Rentnern will Karl-Theodor Winters vom Oberbilker KGV "Kriegsbeschädigte" allerdings nie bemerkt haben. Denn wenn aus der Bewerbung hervorgehe, dass sich jemand die Parzelle leisten kann, gebe es keinen Grund, sie nicht an den Interessenten abzugeben.

Mit Parzellenpreisen zwischen 4000 und 5000 Euro liegen die Preise in Winters Verein leicht unter denen des KGV Stoffeln, wo ein Kleingarten zwischen 4500 und 6500 koste. In den Zahlen schlägt sich aber auch die Installation eines Abwasserkanals vor acht Jahren nieder: "Den Baustress wollten sich viele Ältere nicht mehr antun." Unter anderem, aber nicht allein deshalb betrage der Rentner-Anteil im Verein nur noch ein Drittel, der Rest seien arbeitende Familien. Winters ist damit nicht unzufrieden: "Der Verein lebt nur durch Nachwuchs."

(bur)
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