Düsseldorf-Süd Das war das Jahr 2015 im Süden der Stadt

Düsseldorf-Süd · Der Düsseldorfer Süden hat ein turbulentes, aber auch wegweisendes Jahr hinter sich. Ein kleiner Überblick.

Weder Pappel noch Weide, es ist eine Palme. So oder so ähnlich dürften viele Benrather in das neue Jahr gestartet sein. Denn die Insel im Schlossweiher, auf der nach dem Pfingstorkan "Ela" im Jahr 2014 kein Baum - genauer gesagt keine Weide - mehr stand, zierte ab Mitte Januar eine Plastik-Palme. Wie sie dort hinkam und wer sie aufstellte, war zunächst unklar. Später bekannte sich eine kleine Gruppe von Schützen zu der abenteuerlichen Nacht- und Nebelaktion.

Doch damit nicht genug: Denn die inzwischen wohl bekannteste Plastik-Palme im Rheinland sorgte nicht nur bei Passanten für Frohsinn, sondern weckte auch Begehrlichkeiten von Kindern. Wer möchte nicht auch eine solche Palme im Garten stehen haben? Das dachte sich auch ein Zwölfjähriger, der die Palme kurzerhand mit nach Hause nahm. Zwischenzeitlich durch eine lebendige Palme ersetzt, erhitzte die Debatte um die Bepflanzung der Insel besonders in der zweiten Jahreshälfte die Gemüter. Die einen waren der Ansicht, dass es sich bei dem Eiland im Schlossweiher um eine Rousseau-Insel handele und neben der Weide auch eine Pappel auf die Insel müsse, die anderen forderten vehement die Weide als Solitär, wieder andere fanden die Debatte schlicht peinlich. Letztlich entschied der Oberbürgermeister und sprach sich für eine Weide auf der Insel aus. Mit diesem Vorschlag hat sich die Stadt nun an das Amt für Denkmalpflege gewandt. Das muss allerdings noch zustimmen.

Während die Freude über die noch zu pflanzende neue Weide in Benrath groß ist, ist die Trauer um die mehr als 200 Jahre alte Himmelgeister Kastanie um so größer. Der Baum trug über das gesamte Jahr keine Blätter und wurde schließlich im Dezember nach langen Beratungen bis auf den Stamm gekappt und vom Holzkünstler Jörg Bäßler in einen 3,5 Meter große, weiblichen Baumgeist verwandelt.

Für viel Diskussions-Stoff sorgte die Überlegung der Stadt, die Benrather Hauptschule zu schließen. Sie sollte in eine Gesamtschule umgebaut werden. Von diesen Plänen rückte man im September dann jedoch wieder ab - sehr zur Freunde von Schülern und Lehrerkollegium. Stattdessen wird die Fritz-Henkel-Schule in Garath ab Sommer 2016 zur Gesamtschule.

Ebenfalls von der Schließung bedroht war die Benrather Eissporthalle. Die in die Jahre gekommene Halle musste dringend renoviert werden und das Stiftungs-Geld der Sparkasse zur Unterhaltung der Halle war nahezu aufgebraucht. Im März wurde dann aber verkündet: Die Eissporthalle bleibt bis 2019 in Betrieb und wird noch im April saniert.

Während sich die einen freiwillig in kalte Gefilde begaben, konnten sich einige Bewohner der Hochhaussiedlung in Hassels-Nord den Gang in die Kälte nicht aussuchen. Denn wer dort im April auf die Toilette oder unter die Dusche wollte, musste zwangsläufig seine Wohnung verlassen und in einen Toiletten- und Duschcontainer auf der Straße ausweichen. Der Grund: Nachdem die Häuser den Eigentümer wechselten, ließ dieser sie umfangreich sanieren - auch die Bäder, die teilweise eine Woche nicht benutzt werden konnten. Nicht wenige sprachen von menschenunwürdigen Zuständen, denn besonders ältere Mieter mit Gehproblemen waren von dieser Maßnahme betroffen.

Und auch der Flüchtlingszustrom nach Deutschland beschäftigte die Bürger im Düsseldorfer Süden als eine der ersten. Denn an der Benrode- und an der Itterstraße wurde jeweils eine der ersten Unterkünfte, sei es als Zelt- oder Containeranlage im Stadtgebiet aufgebaut. Mit der Traglufthalle an der Koblenzer Straße steht im Süden zudem eine von zwei großen beheizbaren Hallen, in der 300 Bewohner Platz finden. Nachdem die Skepsis an der Unterbringung der Flüchtlinge in direkter Nachbarschaft zu Wohnhäusern und Schulen bei Informationsveranstaltungen noch zum Teil groß war, änderte sich das Meinungsbild vielfach und schwenkte zu einer großen Solidarität der Bürger um. Viele meldeten sich als ehrenamtliche Helfer oder spendeten, so dass die Lager der Hilfsorganisationen oder der Bezirksverwaltungsstelle 10 immer gut gefüllt waren. Derzeit sind in den Stadtbezirken 9 und 10 über 1000 Geflüchtete untergebracht.

Zwei weitere große Zukunftsprojekte im Süden wurden unterdessen im Mai und Juni von Oberbürgermeister Thomas Geisel forciert. Im Mai stellte der OB unter großem Interesse das Stadtteilkonzept "Garath 2.0" vor. Ziel des ambitionierten Projektes ist eine Aufwertung des Images von Garath. An dem Prozess werden die Bürger aktiv beteiligt. Sie fordern besonders stabile Mieten und eine gesicherte Nahversorgung. Doch genau dort setzte sich nur einen Monat nach der Vorstellung von Garath 2.0 der Negativ-Trend fort. Denn der Edeka-Markt in Garath Süd-West schloss Mitte Juni endgültig - ein Nachmieter ist bis heute nicht gefunden.

Ebenfalls im Juni fällte der Stadtrat die Entscheidung, das Albrecht-Dürer-Berufskolleg auf einem ehemaligen Industriegelände an der Benrather Paulsmühle neu zu bauen. Neben dem Schulgebäude samt Parkhaus sollen zudem mehrere Wohnhäuser entstehen. Der Oberbürgermeister verspricht sich davon zudem ein weiteres Argument für einen Halt des Rhein-Ruhr-Expresses (RRX) in Benrath, denn die Schüler müssten das Kolleg ja schließlich gut erreichen können.

Wer neben der Eissporthalle auch gerne das Hallenbad in Niederheid besucht, der hatte sich den April im Kalender rot markiert. Wegen Verzögerungen bei den Bauarbeiten wurde es dann allerdings erst im Juli wiedereröffnet. Dafür schwimmen die Besucher nun in einem rundum sanierten Bad. Stärker noch als die Schwimmer mussten die Sauna-Gäste sein. Denn die neu gestaltete Suomi-Sauna in Niederheid öffnete deutlich verspätet erst im September. Ganz zufrieden waren allerdings auch die Benrather Schwimmgäste nicht, denn sie konnten nicht, wie zuvor gewohnt, schon vor 9 Uhr schwimmen, was unter anderem zu einer Unterschriftenaktion der Frühschwimmer führte. Letztlich kippte der Aufsichtsrat der Bädergesellschaft die neue Regelung. Fortan ist das Bad am Wochenende wieder früher geöffnet. Zuvor wurde bereits bekannt gegeben, dass das veraltete Bad in Benrath abgerissen und durch ein neues Mehrgenerationen-Gesundheitsbad ersetzt werden soll. Mit einem Beginn der Bauarbeiten wird nicht vor 2018 gerechnet.

Einen wirklichen Paukenschlag löste im Juli und Oktober die Stadtsparkasse mit ihren Plänen aus, viele Filialen im Stadtgebiet schließen zu wollen. Davon betroffen sind die Standorte in Benrath an der Benrodestraße, Hellerhof und Himmelgeist. Während die Außenstelle in Benrath seit Ende August dicht ist, haben die Filialen in Hellerhof und Himmelgeist noch geöffnet. Ab 2019 müssen die Kunden dort aber ohne persönliche Beratung und Geldautomat auskommen. Begründet wurde dieser Schritt mit betriebswirtschaftlichen Gründen. Viele Kunden konnten dies unterdessen nicht nachvollziehen und sehen sich jetzt einem Mehraufwand gegenübergestellt, um Geld abzuholen oder Überweisungen zu tätigen.

Lange wurde es geplant, zum Abschluss dieses Jahres hat es dann endlich geklappt: der Weihnachtsmarkt am Schloss. Nach Schätzungen des Schlosses kamen gut 80.000 Besucher zum Schloss, um an drei Wochenenden über den Weihnachtsmarkt zu schlendern. Das wirkte sich auch positiv auf das Weihnachtsdörfchen in der Benrather Fußgängerzone aus, so dass die Veranstalter ein durchweg positives Resümee zogen.

(maxk)
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