Kolumne Auf Ein Wort Das Licht der Welt

Düsseldorf · Eine Frau spricht mich auf dem Kirchhof an: "Kann ich in ihrer Kirche wohl eine Kerze anzünden?" Selbstverständlich darf sie. Und dann bricht es förmlich aus ihr heraus. "Wissen sie, mein Mann wird gerade im Evangelischen Krankenhaus operiert. Ich habe solche Angst. Hoffentlich geht alles gut. Und als ich die Kirche hier direkt um die Ecke sah, habe ich gehofft, dass sie offen ist."

 Konstanze Meschke ist Pfarrerin der Evangelischen Friedens-Kirchengemeinde in Unterbilk.

Konstanze Meschke ist Pfarrerin der Evangelischen Friedens-Kirchengemeinde in Unterbilk.

Foto: Endermann Andreas

Ich kann sie gut verstehen. Auch ich nutze die Chance, eine Kerze oder ein Teelicht zu entzünden, wenn mir danach ist - in der eigenen Kirche und ebenso im Urlaub. Darum finde ich es wichtig, Gotteshäuser auch wochentags zu öffnen. Wenn ich in fremde Städte komme, bestaune ich die Architektur und Kunstwerke der Kirchen und mache, wie viele andere auch, gerne eine Kerze an, wenn es die Möglichkeit dazu gibt.

Menschen nennen Gott dabei ihren Dank, ihre Sorgen und Bitten oder denken an einen lieben Verstorbenen. Im Gebet und in der Ruhe der Kirche kann man seine Gedanken sortieren. Das hilft, auch wenn die Situation hinterher nicht verändert ist. Sie ist aber neu durchdacht und man sieht oft klarer. Kerzen haben in der Kirche eine alte Symbolik. Jesus hat einmal gesagt: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Johannes Kapitel 8, Vers 12)

Manchmal scheint es einem ja, als ob der Weg im Dunkeln liegt bei Krankheit oder belastenden Problemen. Die Attentate der letzten Monate und Wochen entsetzen und machen vielen Menschen Angst. Jesus hat versprochen, immer an unserer Seite zu sein, auch und gerade, wenn es uns nicht gut geht, wenn Sorgen unseren Weg finster machen. Er scheint als Licht auf unserem Weg, um unser Leben zu erhellen. Er lässt uns nicht allein. Das macht mir Mut. Gut, dass ich meine Anliegen vor Gott gebracht habe. Jetzt muss ich sie nicht mehr allein tragen und nehme ein wenig Hoffnung mit auf meinen Weg.

Die Frau tritt aus der Kirche und lächelt mich an. "Danke", sagt sie und geht zurück ins Krankenhaus.

(RP)
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