Ausstellung im Kulturbahnhof Das hatte Düsseldorf auf der Tüte

Düsseldorf · Diese Plastiktüten erzählen Stadtgeschichte. Im Kulturbahnhof Gerresheim sind bis zum 11. August rund 120 Exemplare aus verschiedenen Zeiten zu sehen. Tolle Designer stecken zuweilen hinter den Motiven.

Es war schon ziemlich cool, mit dieser schwarzen Plastiktüte vom Music-Shop in der Altstadt zur Schule zu gehen. Da war dann die neue Pink Floyd drin, nach dem gefühlt 30. Hören konnte man sie mal mit dem besten Freund tauschen. Der Plastiktütensammler Jens Schacht hat eine Music-Shop-Tüte in seiner Sammlung, aber sie hängt leider nicht in der Schau im Kulturbahnhof Gerresheim.

Es ist aber vielleicht sogar schöner, dass man noch genau weiß, wie diese Tüte mit den aufgedruckten Rillen aussah, und dass man den Laden gleich wieder vor Augen hat. Schmal, tief, vorne ein paar Sonderangebote.

Die Schau in Gerresheim macht Spaß, man denkt: Nichts gegen den Ehrenhof, aber es ist sehr schön, dass wir in unseren Stadtteilen solche Angebote haben. Der Verein des Kulturbahnhofs muss sich durchschlagen, bekommt keine Zuschüsse. Kurator Carsten Schulz schafft es dennoch, fünf bis sechs Ausstellungen im Jahr auf die Beine zu stellen. Und über die Plastiktüten weiß er einiges zu erzählen. Tolle Designer stecken zuweilen hinter den Motiven. Die Kaffeekanne von Kaiser's hat 1914 der berühmte Architekt und Designer Peter Behrens entworfen, und der Blick auf die Horten-Tüte erinnert an die Fassade des Kaufhauses an der Berliner Allee und die Waben von Egon Eiermann.

Die Räume des Bahnhofs hat Schulz geschickt genutzt. Da gibt es einen Raum nur mit Düsseldorfer Tüten, auf denen sich auch alte Geschäfte aus Gerresheim wiederfinden (Bäckerei Asche). Es gibt eine Sektion mit einfarbigen Exemplaren und eine nur mit Musikmotiven. Jens Schacht hat nur in den 70er- und 80er Jahren gesammelt. Alles zumeist sehr bunt. Und nun zum Aussterben verdammt. 40 Gramm Rohöl für jede 20 Gramm schwere Plastiktüte, man kann es verstehen. Aber sie spiegeln ein Stück unseres Lebens, das zeigt die Schau auf unterhaltsam und anregende Weise.

(RP)
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