Hafen Reisholz, Flughafen, Börse und Messe Das bringt 2014 für Düsseldorfs Wirtschaft

Düsseldorf · Das Jahr wird vor allem von der Debatte um wirtschaftliche Infrastrukturprojekte geprägt. Die Kapazitätsausweitung des Airports ist genauso umstritten wie der Ausbau des Reisholzer Hafens. Die Lage der Firmen ist sehr unterschiedlich.

 Dieses Jahr soll die Machbarkeitsstudie für den Ausbau des Reisholzener Hafens in Auftrag gegeben werden.

Dieses Jahr soll die Machbarkeitsstudie für den Ausbau des Reisholzener Hafens in Auftrag gegeben werden.

Foto: Christoph Göttert

Das junge Jahr wird Düsseldorf einmal wieder vor eine Zerreißprobe stellen. Und das hat nicht einmal viel mit der bevorstehenden Kommunalwahl zu tun. In Düsseldorf werden 2014 Konflikte ausgefochten, die durchaus mit denen von Stuttgart 21 oder anderen großen Infrastrukturprojekten verglichen werden können. Konfliktherd Nummer eins ist der Reisholzer Hafen, der bislang weitgehend eine Industriebrache ist. Wird aus den Visionen der Planer Wirklichkeit, wird der kleinste der drei Neuss-Düsseldorfer Häfen von derzeit rund 0,7 auf dann 56 Hektar Fläche wachsen.

Statt bislang 500 000 Tonnen könnten dann mindestens 1,5 Millionen Tonnen umgeschlagen werden. Der Masterplan Industrie der Stadt sieht eine Prüfung des Ausbaus vor. Industrie und Unternehmensverbände stehen erwartungsgemäß dahinter. Doch es gibt auch erbitterte Gegner des Industriehafens. Die Bürgerinitiative "Hafenalarm" lehnt den Ausbau des Reisholzer Hafens zum Containerterminal kategorisch ab. Ihre Hauptargumente: Hunderte Lkw mehr pro Tag, Lärm durch den Containerumschlag, Beeinträchtigung der Wohngebiete und der nahen Naturschutzflächen. Dieses Jahr soll die Machbarkeitsstudie von der neu gegründeten Hafen-Projektgesellschaft in Auftrag gegeben werden. Geht es nach den Befürwortern, beginnen die ersten Verkaufsverhandlungen mit den Eigentümern ebenfalls 2014. Doch in Betrieb gehen wird der Hafen keinesfalls vor 2017.

Noch viel umstrittener ist Konfliktherd Nummer zwei: die Kapazitätsausweitung des Düsseldorfer Flughafens. Dieses Jahr in den Sommermonaten will der Airport eine neue Betriebsgenehmigung beantragen, die ihm in den Spitzenzeiten 60 statt bisher 47 Starts und Landungen ermöglicht. Außerdem sollen die Flugzeiten flexibler werden, heißt mehr Starts in den begehrten Urlaubsmonaten. Und erwartungsgemäß laufen die Anwohner in Lohausen und dem Umland Sturm. Sie haben Angst vor noch mehr Lärm. Und der Verein Bürger gegen Fluglärm und viele Kommunen drohen, notfalls vor Gericht gegen eine Kapazitätsausweitung vorzugehen.

Offen ist noch, wer die Partie auf Flughafenseite durchboxen soll. Bislang ist nicht entschieden, wer die Nachfolge des völlig überraschend im Herbst 2013 verstorbenen Flughafenchefs Christoph Blume antreten wird. Zurzeit führt Thomas Schnalke die Geschäfte.

Dynamisch bleibt 2014 in jedem Fall der Immobilienmarkt. Wohnungen, vor allem im mittleren und unteren Segment werden wieder teurer. Daran wird kurzfristig auch die "flexible Quote" für bezahlbaren Wohnraum nichts ändern. Und auch nicht der erste, voraussichtlich im März dieses Jahres fertiggestellte Bauabschnitt des Areals Grafental.

Gleichzeitig gehen Makler nicht davon aus, dass sich der hohe Leerstand bei Büros von 12,5 Prozent reduzieren lässt. Wenn Unternehmen neue Büros anmieten, dann sind das eher Um- als Zuzüge. Ein gutes Beispiel: Der Verpackungsmittelhersteller Gerresheimer AG zieht mit seiner Konzernzentrale in diesem Jahr von der Benrather Straße in der Innenstadt zur Airportcity.

Unternehmer und Agentur für Arbeit erwarten aufgrund der anhaltend soliden Konjunktur und des gesunden Branchenmix in der NRW-Landeshauptstadt keine großen Überraschungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Lage bleibt aus Arbeitnehmersicht entspannt, mit Ausnahmen. So warten die Mitarbeiter des Maschinenbauers Metso Lindemann auf die baldige Schließung des Standorts an der Erkrather Straße. 160 Entlassungen drohen.

Große Herausforderungen dürfte die Düsseldorfer Börse 2014 bewältigen. Zum einen ist der Börsenumsatz von 42 auf 35 Milliarden Euro im vergangenen Jahr rapide eingebrochen. Zum anderen steckt der Mittelstandsmarkt, den Düsseldorf als neue Nische auserkoren hatte, tief in der Krise. Erstmals gab es Insolvenzen von in Düsseldorf gestarteten Mittelstandsanleihen. Im gleichen Segment ist auch die Anleihe des Düsseldorfer Fertigsuppenherstellers Zamek notiert. Seit dem Start der Anleihe verlor das Papier Dreiviertel seines Wertes und notierte gestern bei 24 Prozent des Ausgangswertes. Der Umsatz war um zehn Prozent gesunken, der Verlust auf fast elf Millionen Euro angestiegen. Dieses Jahr muss Zamek in sichere Fahrwasser zurückkehren.

2014 wird wieder ein starkes Messejahr. Besonders viele Gäste werden zur Leitmesse der Verpackungsindustrie Interpack und zu den Industriemessen Wire und Tube erwartet. Den Auftakt bei den Verbrauchermessen macht im Januar die Boot.

(RP)
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