Industrie-Club-Gespräch Andreas Schmitz "Chinesische Firmen stärken Düsseldorf"

Düsseldorf · Der alte Chef und neue Aufsichtsratsvorsitzende der HSBC Trinkaus über China, die schuldenfreie Stadt und seinen Wechsel in der Bank.

Andreas Schmitz, Aufsichtsratsvorsitzender der Trinkaus-Bank beim RP-Interview im Foyer des Düsseldorfer Industrie-Clubs. Zuvor hielt er dort vor den Club-Mitgliedern einen Vortrag zum Thema "Made in China".

Andreas Schmitz, Aufsichtsratsvorsitzender der Trinkaus-Bank beim RP-Interview im Foyer des Düsseldorfer Industrie-Clubs. Zuvor hielt er dort vor den Club-Mitgliedern einen Vortrag zum Thema "Made in China".

Foto: Andreas Endermann

Herr Schmitz, alle reden über China. Welche Bedeutung haben die Beziehungen zu China für Düsseldorf?

Schmitz Früher hieß es "west goes east", heute ist es umgekehrt. Immer mehr chinesische Unternehmen entdecken Deutschland als Standort für ihre Auslandstöchter. Und für diese chinesischen Investoren ist Düsseldorf eine der interessantesten Adressen Deutschlands.

Warum gerade Düsseldorf, warum nicht das größere Köln?

Schmitz Da ist zunächst einmal der Düsseldorfer Flughafen. Hier in Düsseldorf gehen die Direktflüge nach Peking, Hongkong und Co. Außerdem ist Düsseldorf und nicht Köln die Hauptstadt von Nordrhein-Westfalen und liegt in der Mitte des Rhein- und Ruhrgebiets, dem mit 18 Millionen Einwohnern größten Ballungsraum der größten Volkswirtschaft Westeuropas.

Wenn es um die Hauptstadtfrage geht: Warum gehen die Chinesen nicht nach Berlin, wo obendrein die Immobilienpreise niedriger sind?

Schmitz Berlin ist zwar die Bundeshauptstadt, aber vom Bruttoinlandsprodukt aus betrachtet eher eine Verwaltungsstadt. Düsseldorf dagegen ist Zentrum eines riesigen wirtschaftlich prosperierenden Ballungsraumes. Das ist auch einer der Gründe, warum China ein Generalkonsulat in der NRW-Landeshauptstadt eingerichtet hat, und wir können uns glücklich schätzen, mit Haiyang Feng einen so aktiven Repräsentanten Chinas als kompetenten Gesprächspartner vor Ort zu haben.

Dennoch gibt es unter deutschen Mittelständler immer noch die Sorge vor chinesischen Raubkopien...

Schmitz Die Zeit des Kopierens durch die chinesische Wirtschaft ist überwiegend längst Geschichte. China hat sich in Riesenschritten vom Imitator zum Innovator entwickelt, das sehen Sie an Huawei in Heerdt, einem der weltweit größten Telekommunikations-Ausstatter. Wir sollten und brauchen keine Angst vor den Chinesen haben, die sich in Düsseldorf mit Tochtergesellschaften ihrer Firmen niederlassen, im Gegenteil, das stärkt diesen Wirtschaftsstandort. Gestatten Sie auch den Hinweis, dass mit HSBC eine der in China am besten vernetzten Banken ihren Sitz in Düsseldorf hat.

Was muss Düsseldorf tun, um in China bekannter zu werden?

Schmitz Düsseldorf muss mehr als bis dato Werbung für sich in China machen. Das heißt für mich nicht, dass Oberbürgermeister Thomas Geisel noch öfter nach China reisen muss. Stadt und Land müssen gezielt politisch und wirtschaftlich Verantwortliche direkt ansprechen und die vielen tollen Vorzüge Düsseldorfs herausstellen. OB Geisel hat übrigens Recht, wenn er sagt, dass es nicht reicht, das Lachende D auf Fahnen und Briefbogen zu drucken. Vermarktung ist mehr, gerade in China ist Networking und ein gutes Relationship-Management der Schlüssel zum Erfolg. Was natürlich hilft, ist die Ansiedlung chinesischer Flaggschiffe, und da möchte ich wieder die Europazentrale von Huawei nennen. Solche Schwergewichte bringen andere chinesische Firmen mit an den Rhein.

Bislang haben Sie selbst Geschäfte als Vorstandschef von HSBC Trinkaus mit in- und ausländischen Firmen gemacht. Jetzt wechseln Sie in den Aufsichtsrat. Warum?

Schmitz Ich war 15 Jahre im Vorstand beziehungsweise persönlich haftender Gesellschafter von HSBC Trinkaus & Burkhardt, davon elf Jahre als Sprecher. Damit war ich bis zu unserer Hauptversammlung vor zwei Wochen der dienstälteste Bankchef unter den 50 größten privaten Banken in Deutschland. Jetzt verlässt Sieghardt Rometsch mit 76 Jahren den Aufsichtsrat. Aus Gründen der Kontinuität lag eine interne Besetzung des Gremiums nahe. Ich werde aber auch als Aufsichtsratsvorsitzender weiterhin die Geschicke der Bank engstens begleiten, zum Beispiel meine Kontakte zur Politik weiter für die Bank nutzen.

Werden Sie nun andere Ämter, etwa im Beirat von Klüh oder die Funktion als Präsident der Düsseldorfer Bankenvereinigung, ruhen lassen?

Schmitz Nein, ganz im Gegenteil, jetzt habe ich dafür etwas mehr Zeit. Das steht auch in keinerlei Konflikt zu dem Mandat des Aufsichtsratsvorsitzenden von HSBC Trinkaus.

Sie sind auch Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf. Haben Sie Ambitionen, irgendwann die Nachfolge von Ulrich Lehner als Präsident anzutreten? Immerhin haben Sie jetzt mehr Zeit...

Schmitz Nein.

Sie sind in der Stadt engagiert und haben das Bankgeschäft von der Pieke auf gelernt. Was halten Sie von der Schuldenfreiheit Düsseldorfs und der aktuellen Gefahr, dass diese zumindest temporär verloren geht?

Schmitz Dass diese temporär verloren geht, sehe ich nicht als das große Problem. Auch Unternehmen haben ja im Geschäftsjahresverlauf hohe Schwankungen, was die Kassenlage angeht. Aber grundsätzlich und langfristig ist die Schuldenfreiheit wichtig. Nicht aber, weil Schulden etwas Verwerfliches wären, ich bin immer noch Banker, sondern weil die Schuldenfreiheit eine wichtige Benchmark ist. Sie ist eine Leitgröße und Warnung, die den Politikern die Grenzen ihres Handelns aufzeigt. Sie mahnt daran, dass man nicht zu viele Schwerpunkte setzen kann, denen hohe Ausgaben folgen, ohne an die Einnahmen zu denken.

T. BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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