Düsseldorf Chemnitz und Düsseldorf feiern Einheit

Düsseldorf · Am Rande der Feiern zur Deutschen Einheit bot der Rathauschef auch Unterstützung in der Flüchtlingskrise an. Schützen und Jonges wollen helfen, rassistischen Hetzern die "Lufthoheit" in Chemnitz zu nehmen.

 Ein echter Einheits-Trompeter: Thomas Irmen, Solist der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz und gebürtiger Mönchengladbacher, gestaltete zusammen mit Kantor Wolfgang Abendroth den Gottesdienst musikalisch.

Ein echter Einheits-Trompeter: Thomas Irmen, Solist der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz und gebürtiger Mönchengladbacher, gestaltete zusammen mit Kantor Wolfgang Abendroth den Gottesdienst musikalisch.

Foto: Anne Orthen

Es war vielleicht nicht gerade Weihnachten, aber doch recht viele Düsseldorfer sahen am Samstag einen Grund zum Feiern und besuchten den ökumenischen Gottesdienst in der Johanneskirche zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit.

Stadtsuperintendentin Henrike Tetz erinnerte an die Rolle der Kirche in der DDR und vor allem in der Revolution, deren friedlicher Sieg als "Wunder" gelten dürfe. Wunder, sagte sie, das sei in jenen Tagen das meistgesagte Wort gewesen.

Düsseldorfer Christen hatten die Aufbruchstimmung damals hautnah mitbekommen. Sie pflegten schon seit Jahren eine Dekanatspartnerschaft mit Gemeinden in Karl-Marx-Stadt. Deutschlandweit waren sie in den 1960er Jahren beschlossen worden, und Diakon Karl-Heinz Men erinnerte an das erste Treffen zum gemeinsamen Zelten 1967 im Riesengebirge. Aus einem zögerlichen Kontakt seien echte Freundschaften entstanden. Die Düsseldorfer wurden zu Familienfesten eingeladen, und wenn man offen sprechen wollte, geschah das vor allem bei gemeinsamen Ferien in der CSSR, Rumänien oder Ungarn, weil nur dorthin auch die Karl-Marx-Städter reisen konnten. "Wir haben das nie an die große Glocke gehängt", sagte Men. "Schon deshalb, um unsere Partner und Freunde nicht zu gefährden." Schließlich hatten die Düsseldorfer auch hautnah miterlebt, was in der DDR mit jenen Christen geschah, die sich dem SED-Regime verweigerten.

Nach der Wende war der Kontakt ein wenig eingeschlafen, ist aber nun bei einem Ehemaligen-Treffen wieder aufgelebt. Und wiederaufleben lassen will auch der Oberbürgermeister eine Partnerschaft zwischen Chemnitz, wie Karl-Marx-Stadt seit 1990 wieder heißt, und Düsseldorf - eine Städtepartnerschaft, die in den vergangenen zehn Jahren fast in Vergessenheit geraten war. Zur Einheits-Feier war Geisel bereits am Freitag in Chemnitz gewesen und berichtete in der Johanneskirche von vielen guten Gesprächen, die er dort geführt hatte.

Die Flüchtlingskrise, sagte Geisel nach dem Gottesdienst, sei eine Bewährungsprobe dafür, "wie ernst wir es mit Weltoffenheit und Toleranz meinen". In Chemnitz hätten rassistische Hetzer "die Lufthoheit" über das Thema, und er habe seiner Amtskollegin Barbara Ludwig Hilfe dabei angeboten, diese zurückzuerobern. Auch Schützenchef Lothar Inden und Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven, die mit ins Chemnitzer Industriemuseum gereist waren, wollen helfen. "Dass Menschen vor Unbekanntem Angst haben, ist nur natürlich", sagte Geisel. "Wir können aber viel Positives berichten - denn bei uns klappt es doch ganz gut."

Zuvor hatte Geisel in einem Grußwort berichtet, wie er die ersten Jahre der Deutschen Einheit erlebt hatte - hautnah als Mitarbeiter der SPD in der ersten und letzten freigewählten Volkskammer. Das Arbeitspensum, sagte er, sei "sogar noch größer als das eines Oberbürgermeisters in Düsseldorf" gewesen,

(RP)
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