Klaus Peter Dahmen und Torsten Rosner Chefwechsel in Rath

Düsseldorf · Nach 23 Jahren als 1. Chef des Bürger-Schützenvereins hat Klaus Peter Dahmen den Vorsitz an Torsten Rosner übergeben. Ein Gespräch über den Amtswechsel, die Bewahrung von Traditionen und neue Herausforderungen.

 Torsten Rosner (l.) übernimmt das Amt von Klaus-Peter Dahmen

Torsten Rosner (l.) übernimmt das Amt von Klaus-Peter Dahmen

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Herr Dahmen, was hat Sie dazu veranlasst, vom Amt des 1. Chefs zurückzutreten?

Dahmen Das vergangene Jahr war doch die Zeit der großen Personalwechsel: Dirk Elbers, Kardinal Meisner, der König von Spanien. Da reifte auch bei mir die Erkenntnis, ich müsse langsam, aber sicher mal gehen. Nein, mal im Ernst: Nach 23 Jahren als Vorsitzender und 33 Jahren Arbeit im Vorstand ist es irgendwann auch mal besser, die Aufgabe in andere, jüngere Hände zu geben. Und ich muss sagen: Die Entscheidung war richtig, Torsten Rosner macht das wirklich gut, setzt seine eigenen Akzente, will aber auch nicht mit aller Macht das Rad neu erfinden.

Herr Rosner, mussten Sie lange überlegen, als Ihnen die Nachfolge angedient wurde?

Rosner Ich war ja seit 2008 der 2. Chef, insofern war ich in gewisser Hinsicht darauf vorbereitet. Schon damals habe ich mehrere lange Gespräche mit Klaus Peter Dahmen geführt, die mich in meiner Entscheidung bestärkt haben, 2. Chef zu werden, da ich auch sein Vertrauen gespürt habe. Wir sind in dieser Zeit richtige Freunde geworden. Der nächste Schritt, das Amt des 1. Chef zu übernehmen, ist mir dann doch einfacher gefallen.

Der Amtswechsel geschah also nicht von heute auf morgen?

Rosner Nein, es war mehr ein schleichender Prozess, da wir zuvor ja auch schon lange und gut auf Vorstandsebene zusammengearbeitet haben. Als Klaus Peter Dahmen dann im Vorjahr Regimentskönig war, habe ich bereits seine Aufgaben zum Großteil übernommen, weil ihm einfach die Zeit dazu fehlte. Letzten Endes habe ich es dann noch mal in Ruhe innerhalb der Familie besprochen, bis die Entscheidung feststand.

Herr Dahmen, was sind die Themen, die Torsten Rosner jetzt anpacken muss?

Dahmen Es gibt ein paar bauliche Sachen, aber da ist er als handwerklich begabter Schlosser ohnehin genau der Richtige. Als wir im Vorjahr einen Wasserrohrbruch auf dem Schützenplatz hatten, und ich kurz damit geliebäugelt habe, in Panik zu verfallen, meinte Torsten nur: Lass mich mal machen. Und er hat's gemacht. Darüber hinaus ist natürlich die Nachwuchsgewinnung eine dominierende Herausforderung, die es anzupacken gilt.

Herr Rosner, wird es immer schwieriger, Jugendliche für das Schützenwesen zu begeistern?

Rosner Prinzipiell ja. Aber ich glaube, wir sind da in Rath auf einem guten Weg. Es ist immer leichter, Kinder möglichst früh an den Schützenverein heranzuführen, dann bleiben sie auch. Wer als Jugendlicher schon viele andere Interessen hat, wird kaum als 18-Jähriger plötzlich auf die Idee kommen, einem Schützenverein beizutreten. Ein Beispiel: Wir hatten im vergangenen Jahr drei Jugendliche, die Schülerkönig werden wollten, jetzt sind es wohl sieben oder acht. Die bleiben dann in der Regel auch, wenn sie älter werden. Man muss immer schauen, dass von unten etwas nachrückt.

Herr Dahmen, Sie haben bestimmt die Diskussion in den vergangenen Wochen verfolgt, als ein Mitglied der Partei Die Linke das Schützenwesen als nicht mehr zeitgemäß verunglimpfte. Ihre Meinung?

Dahmen Ich war schon sehr erschrocken, wie ein Mensch, der offenbar keine Ahnung vom Brauchtum hat, so etwas in die Welt setzen kann. Das Schützenwesen hat eine Jahrhunderte lange Tradition, hat sich aber trotzdem immer weiterentwickelt und ist entgegen mancher Vorurteile keineswegs verstaubt und antiquiert.

Rosner Wie sagt man so schön: Wir holen die Jugendlichen von der Straße, zeigen ihnen sinnvolle Alternativen für ihre Freizeit auf. Sie übernehmen im Schützenverein selbst Verantwortung und gestalten zum Beispiel eigenständig einen Part beim Schützenfest. Darüber hinaus engagieren wir uns stark für den Stadtteil, sind sozial aktiv - von vielen Aufgaben, die wir bei Veranstaltungen in Rath übernehmen, bis hin zum Seniorenfrühstück beim Schützenfest.

Wie sieht es mit dem Vorwurf aus, Schützen seien mit Uniform und Gewehr zu militaristisch ausgerichtet?

Dahmen Ach wissen Sie, das ist auch eine Frage der Sichtweise. Jeder Sportverein verkörpert durch gleiche Trikots doch Uniformität - bis hin zu den Abzeichen auf der Badehose von Schwimmern. Und bei den Olympischen Spielen marschieren alle Fahnen schwingend und im Einheitslook ins Stadion ein. Daran hat dann keiner was zu meckern.

Gibt es eine Art Alleinstellungsmerkmal beim Rather Schützenfest?

Rosner Alleinstellungsmerkmal wäre vielleicht übertrieben. Aber was uns unterscheidet, ist sicherlich die Entkrönung. Das geschieht sehr feierlich, dabei lässt der 1. Chef die Regentschaft des alten Königs in einer amüsanten Ansprache noch einmal Revue passieren. Als Klaus Peter 2014 Regimentskönig war, durfte ich das bereits machen, und ich freue mich auch dieses Mal sehr darauf.

Dahmen Als Torsten 2006/07 Regimentskönig war, wollte er den Text vorher mal lesen, aber ich habe ihn so klein gedruckt, dass er kein Wort entziffern konnte. Bei meiner Entkrönung im Vorjahr bekam ich dann die Retourkutsche. Da wusste ich endgültig, der hat's faustdick hinter den Ohren - und ist daher genau der richtige 1. Chef für unseren Bürger-Schützenverein in Rath.

MARC INGEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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