Kolumne Auf Ein Wort Chancen auf Teilhabe

Düsseldorf · Eine Stadt wird auch Kommune oder Gemeinde genannt. Was hier passiert, geht alle gleichermaßen an. Die Frage, wer dazugehört und wer nicht, dürfte sich hier nicht stellen. Düsseldorf ist der gemeinsame Raum all derer, die in unserer Stadt leben und arbeiten. Ihre Atmosphäre wird nicht nur durch Regeln geprägt; viele weitere Merkmale bestimmen ihre Kultur.

 Pater Wolfgang sagt: "Wir brauchen Menschen, die sich einsetzen."

Pater Wolfgang sagt: "Wir brauchen Menschen, die sich einsetzen."

Foto: rm-

Wie wird mit Menschen umgegangen, die scheinbar wenig oder gar nicht dazu gehören? Der Umgang mit Flüchtlingen ist hier aktuell eine große Aufgabe. Zu einer guten und offenen Stadtkultur gehört z.B. auch, dass Ausgegrenzten und Armen die Möglichkeit zu Selbstbestimmung und Teilhabe eröffnet wird. Das ist nicht immer einfach. Ein Gemeinwesen braucht gerechte Ordnungen, Menschen, die sich für andere einsetzen - und Zeichen, die die Aufmerksamkeit füreinander wach halten.

Ein solches Zeichen ist für mich die Altstadt-Armenküche. Meines Wissens ist Düsseldorf die einzige Stadt weit und breit, in der es eine solche Einrichtung im Rathaus (!) gibt. Vor 23 Jahren haben sich Menschen unterschiedlichster Couleur zusammengetan, seitdem gibt es jeden Mittag ein warmes Essen für alle, die das brauchen. Und wer allein nicht weiter weiß, findet Beratung und Hilfe.

Morgen, am Samstag, setzt die Armenküche auf dem Burgplatz ein noch sichtbareres Signal. Das "Essen für Arme und Reiche" ist ein jährliches Event mit Erbsensuppe und Musik für jedefrau und jedermann. Ein Fest für alle und mit allen! Die Armenküche sieht es als Zeichen, dass eine Stadt ohne Miteinander und Verantwortung füreinander nicht funktionieren kann. Die gleiche Würde aller, von der das Grundgesetz spricht, muss auch unsere Stadtkultur prägen. Deshalb ist für mich ein anderes, weit weniger sichtbares Zeichen ebenso wichtig. Es sind die Menschen, die sich um Gefangene und ihre Familien kümmern. Eine gute Stadtkultur darf auch "die Letzten" nicht übersehen, sonst fehlt es am Kitt, der alles zusammenhält.

Im Gefängnis wie in der Armenküche sind es nicht vor allem christlich Gläubige, die sich engagieren. Christlich gesprochen aber ist dieses Handeln Frömmigkeit: gute Werke tun.

WOLFGANG SIEFFERT IST PATER IM DOMINIKANERKLOSTER.

(RP)
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