Düsseldorf Preiserhöhung ärgert Schwimmer

Düsseldorf · Im Frühjahr ist die Saisonkarte für den Unterbacher See auf 60 Besuche beschränkt worden. Einige Besitzer von Dauerkarten ärgert das. Der Zweckverband begründet die Entscheidung mit gesunkenem Interesse an dem Angebot.

 Treue Badbesucher ärgern sich über die eingeschränkte Saisonkarte.

Treue Badbesucher ärgern sich über die eingeschränkte Saisonkarte.

Foto: anne orthen

Ihre Saisonkarten hat Gertrud Mühlemeier-Osthoff fast alle aufgehoben. 18 Stück liegen noch in ihrer Schublade, die älteste ist aus dem Jahr 1996, damals kostete der Eintritt für einen Sommer lang Schwimmen am Unterbacher See 70 DM. So oft Bahnen ziehen, wie sie will, manchmal auch zwei Mal am Tag - das war der heute 63-Jährigen das Geld wert. Die Preise sind gestiegen seit 1996, ein Jahr später kostete die Karte schon 90 DM. Mit der Euroumstellung wurde der Preis auf 55 Euro erhöht, zuletzt verlangte der Zweckverband Erholungsgebiet Unterbacher See 122 Euro für das Saisonticket.

"Der Unterbacher See ist ein kleines Paradies", findet Mühlemeier-Osthoff, dafür ist sie auch bereit, einen angemessenen Preis zu bezahlen. "Mich ärgert aber die Trickserei mit der Saisonkarte in diesem Jahr", sagt sie. 122 Euro kostet diese zwar immer noch, aber sie muss sich ab sofort einschränken. Nur noch 60 Besuche sind gedeckt mit der Eintrittskarte, würde die 63-Jährige zwei Mal am Tag schwimmen, wäre die Karte nach einem Monat aufgebraucht.

"Das ist ein Preisaufschlag von mindestens 100 Prozent für uns", sagt Wolfgang Becker. Seit vielen Jahren gehören der 67-Jährige und seine Frau Claudia zur festen Saisonkarten-Kundschaft. "120 Mal waren wir sicher im vorigen Jahr am See", sagt Becker. In diesem Jahr wollte das Paar sogar noch öfter kommen, "jetzt wo meine Frau Rentnerin ist". Stattdessen planen die beiden Ausflüge, weil sie nicht einsehen, eine zweite Saisonkarte zu kaufen. "Es gibt keinen Luxus am See, keinen Föhn, kein warmes Wasser in den Duschen", sagt Becker. "Zahlen wir drauf, damit das Partyboot finanziert werden kann?", fragt der Rentner. "Wir sind die treuen Kunden, die die Dauerkarten am Anfang der Saison kaufen, ohne zu wissen, wie das Wetter wird und wie oft wir tatsächlich kommen", sagt Gertrud Mühlemeier-Osthoff.

Verprellen will Peter von Rappard, Geschäftsführer vom Zweckverband Erholungsgebiet Unterbacher See, die treuen Kunden keineswegs. Er begründet die Einschränkung bei der Saisonkarte mit gestiegenen Kosten. Landschaftsgärtner müssten das 220 Hektar große Areal pflegen, die Wasserqualität werde alle 14 Tage überprüft, neue Spielgeräte sind angeschafft worden. "Und wir legen großen Wert auf gut ausgebildetes Personal", sagt von Rappard. Außerdem sei die Saisonkarte ein "dauerdefizitärer Bereich. Früher lag der Preis für einen Eintritt umgerechnet im Schnitt unter einem Euro", sagt der Geschäftsführer.

Im Vorfeld habe er sich ausgetauscht mit den Stammgästen, "natürlich war niemand erfreut darüber", sagt von Rappard. Aber Verständnis hätten viele Kunden gehabt für den Schritt, entsprechend sei die Zahl der Beschwerden niedrig gewesen, "zwei oder drei von 100 Saisonkarten-Inhabern ist nicht viel", findet von Rappard.

Ein weiterer Grund für die Einschränkung sei die Nachfrage nach der Saisonkarte, die in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Während in den 90ern noch rund 600 solcher Karten verkauft wurden, sind es inzwischen nur noch 100. "Das liegt am instabilen Wetter", begründet Peter von Rappard den Rückgang. Eine Alternative hat der Zweckverband nicht gesehen, außer die Karte komplett einzustellen, so wie es mit der Saisonkarte für Kinder und Jugendliche bis 13 Jahre jetzt passiert ist.

"Wir liegen mit dem Preis aber immer noch unterhalb des Sozialtarifs von 2,30 Euro", sagt von Rappard. 2,03 Euro kostet runtergerechnet ein Besuch nun. In jedem Fall seien ungenutzte Besuche von der Dauerkarte übertragbar in das nächste Jahr, "vielleicht können wir auch die 60 Eintritte auf 70 erhöhen", meint er. Nur zwei Mal am Tag kommen für einen Preis, so wie es die Beckers und Gertrud Mühlemeier-Osthoff früher gerne getan haben, das ginge nicht mehr. "Im Kino kann man auch nicht morgens die erste Hälfte des Films gucken und abends die zweite, und nur einmal bezahlen", sagt von Rappard.

(RP)
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