Mobile Redaktion in Düsseldorf Bürger diskutieren über Radweg auf der Friedrichstraße

Düsseldorf · Die neue Verkehrsführung auf der Friedrichstraße wurde bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post kontrovers diskutiert. Zuständige von der Stadt und vom ADFC stellten sich den Fragen der Bürger.

 Viele Bürger kamen zur Mobilen Redaktion, um mit Verantwortlichen der Stadt und Redakteuren der Rheinischen Post zu diskutieren.

Viele Bürger kamen zur Mobilen Redaktion, um mit Verantwortlichen der Stadt und Redakteuren der Rheinischen Post zu diskutieren.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Noch ist nicht alles fertig, erst Mitte September soll die neue Radwegeverbindung zwischen S-Bahnhof Bilk und Heine-Allee stehen. Doch in Teilstücken ist der 1,60 Meter breite Radstreifen in Richtung Innenstadt bereits nutzbar - und sorgt für Diskussionsstoff. Denn die Autofahrer müssen auf der Friedrich- und auch auf der Breite Straße teilweise mit nur einer Fahrspur auskommen. Das sorgt für Staus und Verärgerung. Auch die Verkehrsführung wird von vielen als unübersichtlich wahrgenommen. Hinzu kommen Zweite-Reihe-Parker, Lieferverkehr und Autofahrer, die den Radstreifen einfach ignorieren.

Entsprechend kontrovers wurde das Thema bei der Mobilen Redaktion der RP auf dem Kirchplatz diskutiert. Mehr als 40 Bürger waren gekommen, darunter viele Anlieger und Händler, die die Neuerung kritisch sehen und über Staus vor ihrer Haustür klagen. Die Radfahrer sehen den neuen Streifen jedoch als Verbesserung. Vom städtischen Amt für Verkehrsmanagement stellten sich Claudia Wego und Thomas Großheinrich der Debatte, den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, der an der Planung beteiligt war, vertrat Lerke Tyra.

 Gefährlich ist die Situation an der Breite Straße (Höhe GAP 15), wo aus zwei Fahrspuren plötzlich eine wird und viele Autos auf den Radweg ausweichen.

Gefährlich ist die Situation an der Breite Straße (Höhe GAP 15), wo aus zwei Fahrspuren plötzlich eine wird und viele Autos auf den Radweg ausweichen.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Viel zu breit und ohnehin völlig unnötig findet Axel Krautstein den Radweg. "Zumal er von Autofahrern wegen der schlechten Kennzeichnung meist übersehen wird." Schreiend weglaufen angesichts dieses "Schildbürgerstreichs" könnte Lothar Windemuth. Beide wundern sich, dass die Stadt nicht den bestehenden Radweg auf der parallel verlaufenden Talstraße besser ausbaut. Dieselbe Frage stellt sich Max Schade: "Der mit dem neuen Radweg provozierte Stau in den Spitzenzeiten ist den Anwohnern nicht zuzumuten. Und der Lieferverkehr ist zwangsläufig eine große Gefahr für die Radfahrer." Als "totale Schnapsidee" empfindet Hans-Dieter Schneider den Radweg: "Der Rückstau reicht bis ins Unendliche." Das kritisiert auch Claudia Bremer, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Friedrichstraße: "Das ist eine Katastrophe, ständig Gehupe und Geschimpfe!" Sie fordert, den Radweg mit mehr Piktogrammen zu kennzeichnen. Auch Albert Bitter kritisiert den Radstreifen - und nutzt ihn demonstrativ als Fahrbahn für seine Limousine. Birgit Klein kann nicht nachvollziehen, dass die Busbucht auf Höhe des Kirchplatzes an die Friedrichstraße verlegt wurde und die Busfahrer gezwungen seien, auf dem Radweg zu halten: "So ein Quatsch!" Die auf einen Rollator angewiesene Anne Wirtz beklagt, dass ihre Tochter nicht mehr halten und sie einsteigen lassen kann, "ohne einen Radfahrer umzufahren". "Das Ganze muss im stillen Kämmerlein geplant worden sein", vermutet Daniel Breimeyer. Hauseigentümerin Helga Hesemann berichtet, dass ihre Mieter von Radlern beschimpft werden, wenn sie - berechtigt - den durchgezogenen Radstreifen überfahren, um zur Toreinfahrt zu gelangen. Zuversichtlich ist hingegen Theo Hilger vom Bürger- und Heimatverein: "Das kann funktionieren, wenn es ausgereift ist. Autofahrer und Radfahrer müssen sich nur daran gewöhnen und lernen, aufeinander achtzugeben." Das sieht Beate Nahr ganz ähnlich, "allerdings gibt es noch deutlich zu wenig Piktogramme". Sie ist meist mit dem Rad unterwegs und sagt: "Für Autofahrer ist es eine Katastrophe, der Radweg ist aber super." Das findet auch Dietmar Stummer, der dort gerade mit dem Rad fährt. Er fürchtet aber, dass die Trasse wegen der vielen Widrigkeiten nur für selbstbewusste Radfahrer geeignet ist. Bernd Linden nutzt deshalb lieber die Talstraße. "Ich nutze den Radstreifen jeden Tag und finde ihn super", sagt Monika Winter. Wolfram Diepenbrock fährt den Weg heute zum ersten Mal und ist zufrieden - sonst fährt er immer auf der Corneliusstraße.

 Am Beginn des neuen Fahrradwegs an der Friedrich-/Ecke Bachstraße fahren häufig Autos auf dem Radstreifen weiter.

Am Beginn des neuen Fahrradwegs an der Friedrich-/Ecke Bachstraße fahren häufig Autos auf dem Radstreifen weiter.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Silvia Feld hat ein Geschäft an der Friedrichstraße, ist diplomatisch: "Jeder muss Abstriche machen, gefragt ist Konsens. Wir brauchen aber natürlich weiterhin Kurzzeitparkplätze, sonst sind wir Geschäftsleute aufgeschmissen." Joachim Heber findet den Radweg rundum "klasse" und ist überzeugt, dass die Düsseldorfer sich daran gewöhnen werden. "Beim Rheinufertunnel gab es zuerst auch nur Proteste."

Manfred Büschges und Renate Schulte sind einer Meinung: "Warum hat man nicht einfach alles so gelassen, wie es war?" Das sieht auch André Dudock so, der selbst oft mit dem Rad unterwegs ist.

(RP)
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