Düsseldorf Buddys gestalten Schule mit

Düsseldorf · Heranwachsende können lernen, selbst Verantwortung im Schulalltag zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen - wenn man sie lässt. Für Lehrer an 24 Schulen, die am Buddy-Programm teilnehmen, eine ungewohnte Rolle.

 Cornelia Knecht (stellv. Leiterin Martin-Luther-King-Schule, v.l.), Lehrerin Katja Brandhuber, Cynthia, Lea und Cindy.

Cornelia Knecht (stellv. Leiterin Martin-Luther-King-Schule, v.l.), Lehrerin Katja Brandhuber, Cynthia, Lea und Cindy.

Foto: Sonja Schmitz

Das Kollegium an der Martin-Luther-King-Schule in Gerresheim weiß aus Erfahrung, wie eine gut funktionierende Projektwoche aussehen sollte. Doch in diesem Jahr übernehmen die Schüler das Kommando, ihre Wünsche sollen umgesetzt werden - möglichst vor allem von ihnen selbst. Lea (15), Cindy (14) und Cynthia (15) berichten: "Wir haben eine Umfrage unter den Schülern gemacht. Dabei kam heraus, dass wir etwas mit Sport machen wollen." Zwar nimmt das Konzept der Schüler allmählich konkretere Formen an, aber so schnell umgesetzt wie die Lehrer bekommen sie es natürlich nicht. "Wir haben gemerkt, dass wir mehr Zeit zum Planen einkalkulieren müssen", sagt Cornelia Knecht, stellvertretende Schulleiterin an der Förderschule. Die Projektwoche wurde deshalb von dem Herbst auf den Sommer verschoben.

Die Förderschule ist eine von 24 Schulen im Stadtgebiet, die das Buddy-Programm für sich nutzt und sich kürzlich zum Austausch mit anderen Teilnehmern in den Räumen der Volkshochschule am Bertha-von-Suttner-Platz traf. "Meine wichtigste Erfahrung ist, dass ich mich zurücknehmen und es auch aushalten muss, wenn ein Projekt einmal stagniert", so das Fazit von Katja Brandhuber, Lehrerin an der Martin-Luther-Schule. Denn beim Buddy-Programm geht es darum, dass Kinder durch eigenständiges Handeln gestärkt werden - in ihren Fähigkeiten ebenso wie im Selbstwertgefühl. Dies entlaste langfristig auch die Lehrer, sagt Anja Throm vom Verein Education Y, der das Buddy-Projekt organisiert. Dadurch verbessere sich auch das Klassenklima und das Lernverhalten. "Das Programm passt sehr gut zu uns, weil wir unseren Schülern so viel Selbstständigkeit wie möglich mit auf den Weg geben wollen", sagt Knecht.

Diesem Ziel hat sich auch die Grundschule Schloss Benrath verschrieben. Beim Treffen in der Volkshochschule erzählen Monia und Soumaya, die die zweite und dritte Klasse besuchen, wie sie dafür sorgen, dass die Pausen mehr Spaß machen. Nachdem auf dem Schulhof einige Turngeräte kaputt gegangen waren, waren Schüler in den Pausen unzufrieden. Nun können sich die Schüler in der Pause an einem festen Ort treffen, wo ihnen die beiden Mädchen wechselnde Spiele anbieten. "Wichtig ist, dass möglichst viele Kinder mitspielen können, man nicht viel Material benötigt, und das Spiel Spaß macht", erklärt Monia, die vor großer Runde sehr sicher und flüssig erzählt. Mit der Aufgabe habe sie dazugelernt: "Ich traue mich, anderen etwas zu sagen." Die zuhörenden Lehrer und Schüler haben das schon bemerkt, sind sichtlich beeindruckt und spenden anerkennenden Applaus.

Die dabei für ihn vorgesehene Rolle des Coaches war auch für Klassenlehrer Moritz Edel eine Umstellung: "Es ist ein schmaler Grad, nicht zu viel und nicht zu wenig zu machen, zu unterstützen, aber nicht zu viel abzunehmen." In der Friedrich-von-Spee-Schule in Angermund engagieren sich Schüler als Sprecher, Streitschlichter und Vorleser. Die Lesebuddys aus den dritten und vierten Klassen gingen erst in den Kindergarten nebenan, um dort Geschichten vorzulesen. Die Aufgabe wurde so beliebt, dass sich nach einiger Zeit mehr Vorleser als Zuhörer dafür fanden, berichtete eine Lehrerin aus Angermund. Doch der Tatendrang der älteren Schüler sollte nicht gebremst werden. Nun lesen sie auch den Erstklässlern vor.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort