Kolumne Blick aus der Verbotenen Stadt Brauchen wir auch die Düssel-Zigarette?

Düsseldorf · Starker Tobak: In Köln gibt es jetzt eine Zigarettenmarke, die nach der Stadt benannt ist.

 Köln hat seine eigene Zigarettenmarke.

Köln hat seine eigene Zigarettenmarke.

Foto: Frank Lorentz

Achtung, diese Kolumne ist für Leser unter 18 Jahren nicht geeignet. Sind Sie 18 Jahre oder älter? Indianerehrenwort? Gut. Ich war im Kiosk meines Vertrauens, in der Innenstadt von Köln. Man kriegt dort, was man in Kiosken so kriegt, Zeitungen, Kaugummi, Panini-Bildchen - und Tabak. Zigaretten sind ja nicht gerade das, was man ein Trendprodukt nennt, dennoch findet auf diesem Sektor Innovation statt, zumindest in Köln. Denn seit Kurzem gibt es bei uns eine Zigarettenmarke namens Köln. Als ich die Packung sah, fragte ich die Verkäuferin, ob das ein Gag sei. Ein Scherzartikel. Eine Kaugummikippe. "Nein, die können Sie normal rauchen. Nicht reinbeißen. Rauchen!"

In diesen Zeiten, die so raucherfeindlich sind, wie es die Welt noch nicht gesehen hat, eine Zigarettenmarke auf den Markt zu bringen, ist so, als würde der Caterer bei der Jahreshauptversammlung des Veganerbundes blutige Steaks servieren. Andererseits mag der Kölner sowas, wie er überhaupt alles mag, was mit Köln zu tun hat, und deshalb zu Recht als Benchmark für Lokalpatrioten gilt. Allenfalls der Hamburger Stadtteil St. Pauli kann da noch mithalten. (Düsseldorf, dies nebenbei, ist im Vergleich viel zu tolerant, weltoffen und kosmopolitisch - eine Düsseldorfkippe wird es nie geben, warum, siehe weiter unten. St. Pauli dagegen hat ebenfalls eine eigene Marke, schwarzweiß und sehr schick mit dem Piratentotenkopf drauf.)

So, nun wird es etwas kompliziert. Ich habe nämlich ermittelt, wer sich dieses politisch unkorrekte Produkt ausgedacht hat, und bin bei einer Firma gelandet, die den Namen Grand River Enterprises trägt und in Rietz sitzt, in Brandenburg, und auf deren Website man erst einmal bestätigen muss, über 18 zu sein. Wer raucht, steigt früher oder später in den großen Fluss ohne Wiederkehr, der herrschenden Meinung zufolge früher, weshalb der Name gut gewählt ist. Bei der Firma handelt es sich um den deutschen Sitz des kanadischen Tabakherstellers Mohawk - es sind also, wie sich herausstellt, die Mohawk-Indianer vom Stamme der Six Nations, die das Kraut für die Kölnkippe produzieren und die angeblich schon seit 800 Jahren rauchen. Womit ja wohl klar ist, dass, wer lange leben will, noch heute anfangen sollte, Köln zu rauchen.

Ist ja gut, ich kann es bis hier hören: "Köln rauche ich höchstens in der Pfeife!" Aber die Sache ist deutlich ernster, ich kann gar nicht sagen, wie ernst. Was daran liegt, dass ich aus dem Gespräch, das ich mit einem Mitarbeiter von Grand River geführt habe - nach mehreren vergeblichen Versuchen, aber wahrscheinlich hatten die Leute dort mit Rauchen alle Hände voll zu tun -, kein Wort zitieren darf. Der Mitarbeiter hätte sonst schlimme Konsequenzen zu befürchten, sagte er mir. Wahrscheinlich steht die Firma auf der Watchlist des Brüsseler Gesundheitskommissars, der auch das Reden übers Rauchen verbieten will.

Ich also wieder zurück zum Tabakdealer meines Vertrauens und gefragt, ob es eine solche Stadtkippe auch in anderen Städten gebe. Die Verkäuferin sagte, sie wisse das nur von St. Pauli, und dass so etwas auch nur dort funktionieren könne, wo die Menschen extrem lokalpatriotisch seien. Hamburg. Köln. Berlin. Aber auch in Düsseldorf? Sie lachte: "Eher nicht." Bleibt die Frage, wie Köln schmeckt. Ich gab die Schachtel einem Büronachbarn, einem sehr erfahrenen Raucher. Er steckte sich eine Köln zwischen die Lippen, nahm einen Zug, verdrehte die Augen und röchelte: "Ziemlich heftig." Starker Tobak - aber so ist Köln.

(RP)
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