Brand in Düsseldorfer Unterkunft So erlebten Flüchtlinge das Feuer

Düsseldorf · Einen Tag nach dem Brand in der Flüchtlingsunterkunft erzählen Betroffene, wie sie dem Feuer entkamen. Dem Syrer Mohammad und dem Afghanen Abdolvase ist nur das geblieben, was sie am Körper trugen.

Düsseldorf: Das sagen Flüchtlinge zum Brand
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Flüchtlinge berichten über den Brand

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Gerade hat Mohammad Mohammad-Ali (26) den Schalter für die Rollos in seinem neuen Zimmer entdeckt. Der Syrer hat in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan. Der Brand in seiner ehemaligen Flüchtlingsunterkunft in der Messehalle 18 an den Stockumer Höfen hat ihn ziemlich aufgewühlt. Mohammad gehörte zu jenen Bewohnern, die vom Feueralarm aus dem Schlaf gerissen wurden. Die Nacht hat er in der Flüchtlingsunterkunft an der Roßstraße verbracht.

Er ist Muslim und fastet. Deswegen ist er nachts wach und schläft tagsüber, weil Muslime im Fastenmonat Ramadan nur in der Zeit zwischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang essen dürfen. Und deswegen freut er sich auch über den elektronischen Schalter für die Rollos im Zimmer, das er mit zwei anderen Syrern teilt.

Gegen acht Uhr sei er ins Bett gegangen, berichtet er. Mittags sei er plötzlich vom Feueralarm geweckt worden, ein Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, das die Unterkunft betreibt, sei in den Raum gekommen und habe gerufen, alle müssten raus.

Mohammad ist nur das geblieben, was er am Körper hat — ein weißes, ausgeleiertes T-Shirt und eine dunkle Jogging-Hose — und sein Mobiltelefon. Seine Passdokumente, sein Geld und seine Kleidung sind verbrannt. Seine Familie in Syrien hat sich am Morgen schon bei ihm gemeldet, weil sie ein Foto von ihm vor der Messehalle in den deutschen Medien entdeckt hattte. Sie wollte wissen, wie es ihm geht.

Draußen sah Mohammad zu, wie die Halle abbrannte. Er hat auch mitbekommen, wie mehrere Bewohner von der Polizei verhaftet wurden. Diejenigen, die die Polizei im Verdacht hat, das Feuer gelegt zu haben, kennt Mohammad nicht näher, nur vom sehen, wie er sagt.

Zeugen zufolge habe es vor dem Brand Streit um die Beachtung des Ramadan gegeben. Bei der mittäglichen Essensausgabe sei es zu Streit gekommen, dies hätten die zuständigen Mitarbeiter des Roten Kreuzes berichtet, sagte ein Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Dabei sei es um die ordnungsgemäße Beachtung des muslimischen Fastenmonats gegangen. Ob ein Zusammenhang zur Brandstiftung bestehe, werde noch geprüft.

Der Sprecher der Stadt, Michael Bergmann, berichtet, dass es bereits mehrfach zu Polizeieinsätzen in der Flüchtlingsunterkunft gekommen sei, weil sie Streit zwischen einzelnen Bewohnern schlichten musste. "Wir wissen, dass die Situation nicht optimal ist", sagt er gegenüber unserer Redaktion. Die Messehalle sei eigentlich als Übergangslösung gedacht gewesen. Aber man habe nicht alle Flüchtlinge in bessere Unterkünfte verlegen können. Dass es da Unzufriedenheit und Beschwerden gebe, sei verständlich. Häufig werden Asylbewerber auch ungeduldig, wenn die Bearbeitung ihrer Asylanträge zu lange dauere.

Mohammad erzählt auch, dass die Situation in der Unterkunft nicht die beste gewesen sei. Aber für ein paar Monate sei das schon in Ordnung. "Jeder Platz ist für mich in Ordnung, ich schaue als erstes, dass ich lebe." Probleme mit anderen Bewohnern habe er nicht gehabt. Natürlich sei es laut gewesen, und dort haben viele unterschiedliche Menschen gewohnt. Aber von Streit und Gewalt hat er nichts mitbekommen.

Brand an der Messe Düsseldorf: Bilder vom Flüchtlingsheim
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Große Rauchwolke nach Brand in Flüchtlingsunterkunft

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Foto: Patrick Schüller

Ähnlich geht es auch Abdolvase Teimouri. Der 19-Jährige kommt aus Afghanistan und ist seit sieben Monaten in Deutschland. Er spricht ein bisschen Deutsch und erzählt, dass er beim Deutsch-Kurs gewesen sei, als das Feuer ausbrach. Als er abends zurückkehren wollte, war das "Camp kaputt", wie er sagt. Auch er hatte nach eigener Aussage keine Probleme mit nordafrikanischen Asylbewerbern. Krankenkassenkarte, Sparkassen-Karte und seine Aufenthaltspapiere hatte er bei sich, aber sein Koffer, sein Geld, sein Handy und seine Kleidung sind verbrannt. Er ist im Behrensbau am Mannesmannufer untergebracht. Dort sind etwa 30 der Betroffenen am Dienstagabend hingebracht worden.

Der größere Teil ist in die Roßstraße gekommen. Die Unterkunft wird von den Johannitern betrieben. Norman Hofmann leitet sie und hat am Dienstag die Ankunft von rund 200 Betroffenen organisiert. "Bis vor Kurzem waren wir noch eine Landeseinrichtung. Bettwäsche hatten wir noch vorrätig, Feldbetten standen im Keller", erzählt er. Mit 270 Personen war die Unterkunft nicht vollständig ausgelastet. "Wir haben Erfahrung damit, wenn große Busse mit vielen Flüchtlingen vorfahren, und es dann schnell gehen muss." Viele der Betroffenen können bis auf weiteres hierbleiben. Ein paar möchte die Stadt noch in benachbarten Kommunen unterbringen.

(heif)
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