Düsseldorf Boden teurer, Mietpreise explodieren

Düsseldorf · Es gibt kaum noch große Flächen für den Wohnungsbau. Grundeigentümer versuchen deswegen, Maximalpreise zu erzielen. Das zeigt sich gerade unter anderem beim Glasmacherviertel.

 Hier sollte das Glasmacherviertel in Gerrresheim entstehen. Der Investor Patrizia will es nun lieber weiterverkaufen.

Hier sollte das Glasmacherviertel in Gerrresheim entstehen. Der Investor Patrizia will es nun lieber weiterverkaufen.

Foto: Patrizia

Das Glasmacherviertel in Gerresheim sollte etwas ganz anderes werden als das Quartier Central in Pempelfort oder die teuren neuen Siedlungen im Linksrheinischen. Mehr preiswerter Wohnraum, Platz für Familien: Das war die Perspektive, als das Areal der ehemaligen Glashütte planerisch angegangen wurde. Daraus scheint nun nicht mehr allzu viel zu werden.

Da aus Gewerbeflächen zusätzlich Wohnflächen werden, geht es um ein Potenzial von 1500 Wohnungen. Zwar soll auf dem Gelände auch das Handlungskonzept Wohnen (HKW) umgesetzt werden - 40 Prozent der Wohnungen sind öffentlich gefördert oder preisgedämpft -, aber für die überwiegende Zahl der Wohnungen, die frei finanziert werden, zeichnen sich nun keinesfalls familienfreundliche Mieten ab. "Der Verkaufspreis für das Areal erreicht eine Höhe, dass die Mieten bei mindestens 14 oder 15 Euro kalt liegen", sagt ein Entwickler, der sich um das Gelände bemüht.

Hintergrund ist das Bieterverfahren, das der Eigentümer eingeleitet hat. Die Patrizia will das Areal nicht mehr selbst entwickeln und hat es zum Verkauf angeboten. Mehr als 30 potenzielle Investoren gingen ins Rennen, darunter nach Informationen unserer Redaktion nahezu alle namhaften "Family Offices" aus Düsseldorf. Der Verlaufsprozess startete dem Vernehmen nach bei 60 Millionen Euro, nun soll es bereits um einen rund doppelt so hohen Betrag gehen. Und das Verfahren ist noch nicht am Ende, der Preis kann weiter in die Höhe getrieben werden. Die Patrizia beantwortet Nachfragen dazu nicht. "Kein Kommentar", so ein Sprecher.

"Bei solchen Dimensionen ist normaler Wohnungsbau nicht mehr möglich", sagt ein Entwickler. Der Immobilienprofi fordert ein Eingreifen der Stadt. Die aber kann diesen Teil der Entwicklung kaum beeinflussen. Sie nutzt das Instrument HKW, zudem kann sie eigene Grundstücke entwickeln - wie sie dies jetzt am Bilker Bahnhof vorhat - oder den sozialen Wohnungsbau ankurbeln. Auch das geschieht. Damit kommt man kaum gegen die Gesamtentwicklung an, "aber wenn wir nichts täten, wäre die Situation noch schlimmer", sagte OB Thomas Geisel jüngst unserer Redaktion.

Die massiven Preisanstiege bekam jetzt auch die kirchliche Rheinwohnungsbau zu spüren. Gemeinsam mit Düsseldorfer Baugenossenschaften hatte sie sich in einem Bieterverfahren für die Liegenschaft Ulmer Höh angeboten, es ging um rund 500 neue Wohneinheiten. Der Verkäufer, der landeseigene BLB hatte ein Mindestgebot von 16 Millionen Euro aufgerufen. "Wir haben 17,5 Millionen Euro geboten, alle Altlasten wären auf den Käufer übertragen worden", sagt Geschäftsführer Thomas Hummelsbeck. Damit kamen die Investoren zwar in die erste Auswahlrunde, genutzt hat das nichts. Denn in der zweiten Runde war das Mindestgebot schon auf 27,5 Millionen Euro gestiegen, weil ein dritter Bieter den Betrag in Aussicht gestellt hat. Insider schätzen, dass dieser unbekannte Investor inzwischen sogar mehr als 30 Millionen Euro für die Ulmer Höh bietet. Hummelsbeck ist in Sorge um den sozialen Wohnungsbau, der bei diesen Preisen schwer realisierbar scheint.

(RP)
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