Düsseldorf Bis zu 3000 Flüchtlinge für Stadtbezirk 6

Düsseldorf · Die Verteilung der Unterkünfte sorgt bei Bezirkspolitikern für Verärgerung. Sie fühlen sich zu wenig eingebunden.

 Ralf Thomas (SPD), Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk 6, vor der Traglufthalle an der St.-Franziskus-Straße in Mörsenbroich: "Wir können den Bürgern nur schwer vermitteln, warum es bei uns so viele Flüchtlinge sind."

Ralf Thomas (SPD), Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk 6, vor der Traglufthalle an der St.-Franziskus-Straße in Mörsenbroich: "Wir können den Bürgern nur schwer vermitteln, warum es bei uns so viele Flüchtlinge sind."

Foto: Andreas Endermann

Die hohe Zahl der Flüchtlinge im Stadtbezirk 6 macht den Lokalpolitikern vor Ort schon länger Sorge. Teile von Rath und Mörsenbroich wurden wegen ihrer schwierigen sozialen Situation in das Förderprogramm Soziale Stadt aufgenommen. Nun wird befürchtet, dass die dauerhaft hohe Zahl der Flüchtlinge nicht zu bewältigen ist. Die Stadt macht auf Anfrage unserer Redaktion keine Angaben zur Verteilung Asylsuchender auf die zehn Stadtbezirke, verweist auf den Runden Tisch Asyl, der im April dazu tagt.

Im Bezirk 6 verwaltet man die Zahlen bereits akribisch. 560 Menschen sollen demnach an einem neuen Standort untergebracht werden: auf einem bisherigen Parkplatz an der Adresse Zum Gut Heiligendonk im Bereich der Theodorstraße in Rath. Insgesamt plant die Stadt, im Stadtbezirk 6 den Berechnungen zufolge ab Juli 2869 Flüchtlinge unterzubringen. In ganz Düsseldorf werden im Sommer nach derzeitigem Stand laut einem Rathaussprecher rund 12.900 geflüchtete Menschen erwartet. Damit müsste allein der Stadtbezirk 6 mehr als 22 Prozent aufnehmen.

Bezirksbürgermeister Ralf Thomas (SPD) hat schon vor Monaten die städtische Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch angeschrieben und um eine ausgewogenere Verteilung der Menschen gebeten. "Langsam haben wir nun wirklich genug Flüchtlinge in unserem Bezirk und wir können den Bürgern nur schwer vermitteln, warum es bei uns so viele sind", sagt Thomas. Er kritisiert, dass die Mitglieder der Bezirksvertretung bisher noch nie an den Entscheidungen für einen Standort beteiligt wurden, weder Anregungen noch Wünsche einbringen konnten. "Obwohl wir uns doch am besten vor Ort auskennen."

Auch im Düsseldorfer Osten ist man unzufrieden mit der Informationspolitik des Rathauses. Inklusive der nun neu ins Spiel gebrachten Unterkunft an der Torfbruchstraße in Gerresheim käme der Stadtbezirk 7 zwar nur auf 843 Flüchtlinge, doch über diesen möglichen neuen Standort war Bezirksbürgermeister Karsten Kunert (SPD) nicht informiert worden - obwohl er Teilnehmer am Runden Tisch Asyl ist. Dabei geht es um einen nur noch sporadisch genutzten Sportplatz hinter den Gebäuden mit den Hausnummern 42 bis 62, der für den Bau einer Unterkunft in Frage kommt. "Mich hat schon gewundert, dass nicht zumindest auch die Bezirksverwaltung vor einer Festlegung informiert wurde", sagt Kunert. Der betroffene Verein Frischauf Torfbruch ist zwar längst in der HSG Gerresheim aufgegangen, dennoch hätte man nicht über die Köpfe von Anwohnern und Sportlern hinweg eine Entscheidung treffen dürfen, betont Rainer Klöpper, Fraktionsvorsitzender der CDU in der BV 7. Irritationen gibt es auch im Stadtbezirk 10 wegen eines als Container-Standort neu ins Auge gefassten Bolzplatzes an der Ingeborg-Bachmann-Straße in Hellerhof. Dieses Jahr könnten dort 150 Flüchtlinge einziehen. Bezirksbürgermeister Uwe Sievers (SPD) und Klaus Mauersberger (CDU) halten andere Grundstücke für geeigneter.

Bei der Stadt sieht man keinen Anlass für Aufregung: Die neuen Standorte seien als geeignet identifiziert, ob dort Unterkünfte gebaut werden, sei nicht final festgelegt.

(RP)
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