Düsseldorf Bewegende Rede von Campino für Toten-Hosen-Drummer "Wölli"

Düsseldorf · Campino steht für seine Trauerrede auf, geht zum Altarbereich in der Kapelle des Düsseldorfer Südfriedhofs und blickt durch das große Eingangsportal in die Sonne: "Was für ein wahnsinnig schöner Tag", sagt er. Genau so hätte es sich "Wölli" gewünscht, glaubt Campino.

Wolfgang "Wölli" Rohdes Grab auf dem Südfriedhof in Düsseldorf
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Wolfgang "Wölli" Rohdes Grab auf dem Südfriedhof

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Foto: Endermann

Campino steht für seine Trauerrede auf, geht zum Altarbereich in der Kapelle des Düsseldorfer Südfriedhofs und blickt durch das große Eingangsportal in die Sonne: "Was für ein wahnsinnig schöner Tag", sagt er. Genau so hätte es sich "Wölli" gewünscht, glaubt Campino.

Am 25. April 2016 ist Wolfgang "Wölli" Rohde, früherer Drummer der Toten Hosen, in Meerbusch verstorben. Am Samstag zur Beerdigung erwiesen ihm 700 Wegbegleiter, neben der Familie und der Bandfamilie auch Prominente wie Ärzte-Schlagzeuger Bela B, der Meerbuscher Autor Jan Weiler und Walter Köberle von der DEG, die letzte Ehre. Es wurde gesungen, geherzt, erzählt, gelacht, geweint. "Kein Grund zur Traurigkeit", stand auf der Trauerkarte.

Es war keine klassische kirchliche Zeremonie. Stattdessen erzählten in der Gedenkfeier Wegbegleiter vom Leben des dreifachen Familienvaters, und es wurde Musik gespielt, die "Wölli" etwas bedeutet hat: Zum Einzug lief "Philadelphia" von Neil Young. "Wöllis" drei Kinder Alex, Nana und Joey sangen dann dreistimmig für ihren Vater. Sie kämpften gegen die Tränen an, brachten das Lied aber zum Ende. Spontan applaudierten die Trauergäste.

"Wölli" und Campino haben sich mehrfach über die Trauerfeier unterhalten. Es war "Wöllis" Wunsch, dass Campino spricht. Der erinnerte in einer bewegenden, in weiten Stücken frei vorgetragenen Rede an seinen Trommler. Vorher aber holte er eine Flasche Kirschwasser aus der Tasche, trank daraus einen Schluck und prostete in die Menge - in Erinnerung an Rohdes Spitznamen "Kirschwasserkönig". "Wölli und ich haben öfter über diesen Moment geredet, und ich habe ihm gesagt: ,Klar werde ich sprechen.' Ich wusste auch immer genau, was ich dann sagen wollte. Umso schwerer fiel es mir, sein Leben in zehn Minuten in Worte zu fassen. Und so stehe ich vor euch und habe keine Rede. Es gibt nur unendlich viele Gedanken in meinem Kopf, von denen ich einige mit euch teilen möchte." Dann begannen die Anekdoten - von Motorradtouren in Indien, Urinieren in das Berliner KDW und vom Aufbäumen gegen Rechtsradikale direkt nach der Chemotherapie - Rohde starb an Nierenkrebs.

Wolfgang Rohde hat kein ruhiges Leben gelebt; auch nicht, als er nicht mehr Teil der Toten Hosen war. Probleme wie den Bandscheibenvorfall, der zum Ausstieg führte, klammerte Campino nicht aus. Aus dem Umfeld von Rohde, der 13 Jahre älter als Campino war, ist zu hören, dass ihn der Abgang geschmerzt hat. Campino schloss mit einigen persönlichen Versen. "Und wenn dann deine Träume irgendwann mal wahr werden und du dir alles rausnehmen und leisten kannst, dann musst du Freund sein können, ein Kumpel, ein Vertrauter, ein Begleiter, bei dem Versuch, es anders zu leben, und ein väterlicher Freund für die, die danach kommen. Wölli, all das warst du."

Den Trauerzug führten die Hosen an, die zu Beginn auch den Sarg zu ihrem Gemeinschaftsgrab trugen. Dahinter liefen Kinder und die Ex-Partnerinnen, eine lange Menschenschlange bildete sich. Am mit vielen Kränzen geschmückten Grab verweilte die Trauergemeinde, ehe es weiter ging ins Dr. Thompson's an der Erkrather Straße. Dort wurde es spät. Ein Hoch auf "Wölli" - mit Kirschwasser.

(RP)
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