Düsseldorf Betrog ein Kommissar das Land um 70.000 Euro?

Düsseldorf · Ein Polizist und seine Frau sind wegen Betrugs angeklagt. Sie sollen zu Unrecht Beihilfen kassiert haben.

Ein Kriminalkommissar (47) hat vom dreisten Beihilfe-Betrug seiner Ehefrau (37) angeblich nichts geahnt. Diese nahm gestern als Angeklagte vor dem Amtsgericht alle Schuld auf sich und sagte, sie habe hinter seinem Rücken - mit Hilfe seines inzwischen verstorbenen Vaters - das Landesamt für Besoldung und Versorgung (LBV) um fast 70.000 Euro geprellt. Doch auch ihr beamteter Ehemann sitzt mit auf der Anklagebank. Er verweigerte bisher jede Aussage. Ein Urteil wird Ende Oktober erwartet.

Laut Anklage hatten der Kommissar und die Pflegehelferin dem LBV sechs gefälschte Rechnungen vorgelegt, in denen es angeblich um Klinik-Behandlungskosten für den Polizisten-Vater ging. 67.000 Euro sollen dem Paar zu Unrecht ausgezahlt worden sein. Die Eheleute sollen davon einen Kredit abgetragen und einen luxuriösen Lebensstil samt Ägypten-Reise finanziert haben. Doch die Frau des Polizeibeamten stellte die Abläufe gestern komplett anders dar: Mit Hilfe ihres Schwiegervaters habe sie heimlich das LBV geschröpft, weil sie angeblich fürchtete, von ihrem Mann nach einem Ehekrach demnächst vor die Tür gesetzt zu werden. Das erbeutete Geld sollte demnach "als finanzielle Reserve" dienen, falls sie plötzlich auf der Straße stünde. Gerade deshalb habe sie die illegalen Tricks vor ihrem Mann verschwiegen. Dazu habe ihr der Schwiegervater, mit dem sie sich bestens verstanden habe, kurz vor seinem Tod nicht nur gezeigt, wie man Beihilfe-Rechnungen fälscht, sondern der Senior (früher ebenfalls Polizist) habe etliche Formulare auch vordatiert und unterschrieben. "Hol Dir ruhig was vom Landesamt", soll er ihr geraten haben, bevor er starb. Die Überweisungen des Landesamtes habe sie mühevoll vor ihrem Mann verheimlicht. "Er hatte mit der Sache nichts zu tun, hatte keine Ahnung", so seine Frau gestern. Zumal ihrem Mann bei einer Betrugs-Verurteilung wohl auch die Entfernung aus dem Polizeidienst drohen könnte. Ob das Allein-Geständnis der Frau wirklich zutrifft, will das Gericht jetzt aufklären. Dabei besonders die Frage, wie es dem Polizisten damals entgangen sein könnte, dass ein Kredit auf seinen Namen von dem beim Landesamt erbeuteten Geld plötzlich abbezahlt wurde.

(wuk)
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