Serie So Klingt Düsseldorf Besinnliches in der Kneipe

Düsseldorf · Musik lässt fremde Menschen und Generationen zusammenrücken. Das haben am Sonntag rund 50 Männer und Frauen bestätigt, die beim Adventssingen in der "Kreuzherrenecke" weihnachtliche Lieder anstimmten.

 Begleitet von Hardy Döhrn und Peter Rübsam sangen die Gäste des Kreuzherrenecks Weihnachtslieder.

Begleitet von Hardy Döhrn und Peter Rübsam sangen die Gäste des Kreuzherrenecks Weihnachtslieder.

Foto: Andreas Endermann

Kurz vor Beginn der musikalischen Aktion ist es in der "Kreuzherrenecke" voll. Wer keinen Platz an einem Tisch oder an der Bar ergattert hat, stellt sich mitten in den Raum, in dem Christine Althof Liedtexte verteilt. Sie ist die Ehefrau von Matthias Althof, dem Inhaber des urigen Lokals. Der 57-Jährige gerät ins Schwärmen, wenn er vom Adventssingen - es war das mittlerweile fünfte - spricht: "Das ist eine Tradition bei uns. Das Schöne ist, dass die Leute zusammenkommen und singen."

Und das tun die Gäste schon wenige Minuten später mit Begeisterung. Begleitet von Peter Rübsam am Akkordeon und Hardy Döhrn an der Zugposaune erklingen die Strophen des Kirchenliedes "Macht hoch die Tür". Die meisten der Gelegenheits-Sänger scheinen sich an dieser Stelle noch nicht zu trauen, ihre Stimmen wirklich voll einzusetzen - eher zart und zaghaft klingt es daher in der Altstadt-Kneipe. Dennoch vereint die Teilnehmer etwas: Sie lächeln, während sie auf ihre Textblätter schauen, strahlen, wenn sie ihre Mitsänger anblicken. Schon beim ersten Lied macht sich eine friedvolle Stimmung im Lokal breit. "Das ist ein besinnliches Einleiten der Weihnachtszeit, es entspannt", erklärt Antonius Gerbus (57), der zwar selbst nicht mitsingen mag, jedoch mit zufriedenem Gesichtsausdruck lauscht - nun dem Lied "Maria durch ein Dornwald ging".

Stellenweise gerät so mancher aus dem Takt. Doch das Lächeln bleibt, wird bei einigen, die eine Textzeile "verhauen" haben, zu einem vergnügten Lachen. Auch das stört keinen, denn streng wie im Konzert geht es hier nicht zu. Im Gegenteil: Die Stimmung ist gelöst, nach dem zweiten Lied klatschen die Sänger sich selbst Beifall - und natürlich den beiden Instrumentalisten, die in einer Ecke des 36 Quadratmeter kleinen Schankraums alles geben. Selbst Kellner René Küster, der sich an diesem Abend mit einem Tablett über dem Kopf durch die Menschentraube schlängelt, trällert einige Strophen mit. Als dann endlich "O Tannenbaum" an der Reihe ist, gibt es kein Halten mehr: Energisch und textsicher singen die Besucher jetzt aus voller Kehle, kraftvoll erklingen die Zeilen des Weihnachtsklassikers - und umso lauter ist der Applaus nach diesem Stück.

Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe Menschen wird an diesem Abend zu einer Einheit - verbunden durch die Musik. "Ich finde es so schön, mit vielen Menschen, die man nicht kennt, gemeinsam zu singen", sagt eine 53-jährige Düsseldorferin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Sie ist bereits zum zweiten Mal beim Adventssingen dabei, dessen Wurzeln in einem Thekengespräch mit einem Stammgast liegen.

Jedes der fünf Male war dagegen Taxifahrer Jürgen Koll dabei, der sich für die Aktion extra Urlaub genommen hat, um sie nicht zu verpassen. Und für fünf Freunde ist es das dritte Mal: "Es hat einfach Charme und stimmt auf die Adventszeit ein. Zu Hause würden wir nicht singen, aber hier ist es ganz toll", sagt Jana Dumke (28) begeistert.

(RP)
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