Werksleiter Levent Yüksel BASF will Hafen-Ausbau für sich nutzen

Düsseldorf · Bislang ist der Reisholzer Hafen für das im Holthausener Werk ansässige Chemieunternehmen eine Einbahnstraße. Per Schiff werden Palm- und Kokosöl zur Weiterverarbeitung angeliefert, an die Kunden geht derzeit alles über Lkw und Bahn raus.

 Am Reisholzer Hafen legen für BASF pro Jahr um die 250 Schiffe mit Palm- und Kokosöl an. Diese werden in Tanks gelagert, bevor sie über eine Pipeline ins Chemiewerk nach Holthausen gelangen.

Am Reisholzer Hafen legen für BASF pro Jahr um die 250 Schiffe mit Palm- und Kokosöl an. Diese werden in Tanks gelagert, bevor sie über eine Pipeline ins Chemiewerk nach Holthausen gelangen.

Foto: Basf

Holthausen Ende 2010 hat BASF das Spezialchemie-Unternehmen Cognis übernommen, das ursprünglich aus Henkel hervorgegangen war. Im Holthausener Werk arbeiten für BASF 1200 Mitarbeiter, davon 900 in der Produktion sowie 240 im Bereich Forschung und Entwicklung. Am Standort werden vor allem Inhaltsstoffe für die Kosmetikindustrie hergestellt. Düsseldorf ist außerdem Sitz der globalen Entwicklungsabteilung für den Bereich "Personal Care", dort werden unter anderem Rezepturen für Gesichtscremes und Shampoos entwickelt. Die Verwaltung - gleichzeitig Sitz der Europa-Zentrale für den Geschäftsbereich - sitzt mit 300 Beschäftigten in Monheim am Monberg.

Was produziert BASF am Düsseldorfer Standort?

Yüksel Der Standort Düsseldorf ist für die BASF eine wichtige Plattform im globalen Produktions- und Technologieverbund. Auf Basis nachwachsender Rohstoffe stellen wir hier Inhaltsstoffe für Kosmetik-, Haar- und Körperpflegeprodukte her. Hinzu kommen Inhaltsstoffe für Haushalts- und Industriereiniger und Wasserglas, ein Produkt aus Sand und Soda. Das wird zum Beispiel in der Herstellung von Klebstoffen oder Autoreifen benötigt. Pro Jahr gehen bei uns 1,4 Millionen Tonnen Güter raus. Düsseldorf ist für uns ein sehr guter Standort. In einem Umkreis von 600 Kilometer - eine Strecke, die ein Lkw etwa an einem Tag zurücklegen kann - erreichen wir 150 Millionen Menschen. Für uns ist das ein echter Standortvorteil. Da unsere Kunden mit ihren Standorten nah an ihren Kunden sind, müssen auch wir nah an unseren Kunden sein.

Eine riesige Menge. Wie wird das alles abtransportiert?

Yüksel 600.000 Tonnen gehen über die Bahn raus. Dieser Bahn-Anschluss der Gesellschaft Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR) an die Bahn-Hauptstrecke Düsseldorf-Köln und die unmittelbare Nähe zum Rhein waren 1899 übrigens auch wichtige Gründe für Henkel, von Aachen nach Holthausen zu ziehen.

Und die restlichen 800.000 Tonnen?

Yüksel Die verlassen unser Werk derzeit noch ausschließlich per Lkw. An diesem Punkt kommt der geplante Ausbau des Reisholzer Hafens ins Spiel.

Den nutzt BASF ja jetzt schon.

Yüksel Allerdings nur, um Palmkern- und Kokosöl ins Werk zu transportieren, um es hier weiterzuverarbeiten - 300.000 Tonnen jährlich. Pro Jahr legen an unserer Ladestelle im Reisholzer Hafen bis zu 250 Schiffe an. Am Hafen wird das Öl in Tanks zwischengelagert und über eine Pipeline zu uns ins Werk transportiert.

Ist der Hafen für Sie derzeit für ausgehende Waren zu nutzen?

Yüksel Leider nein. Es gibt dort bislang keine Möglichkeit, Container zu be- oder entladen.

Was wäre Ihr Wunsch?

Yüksel Für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts wäre ein Hafenausbau sicherlich attraktiv. Derzeit bringen wir viele Güter per Lastwagen an die Häfen in Köln oder Duisburg. Aber Sie kennen ja auch die Verkehrssituation in unseren Ballungsräumen. Und die wird ja in den nächsten Jahren nicht besser, eher im Gegenteil. Denken Sie nur an die Autobahn-Brücke auf der A1 bei Leverkusen. Zum Vergleich: Ein Lkw kann einen Container laden, ein Rheinschiff, das im Reisholzer Hafen anlegen kann, bis zu 350 Container. Da können Sie leicht ausrechnen, wie viele Lkw sie nicht auf die Strecke schicken müssten. Wenn wir zehn Prozent unserer ausgehenden Waren aufs Schiff verlagern könnten, würden deutlich weniger Lastwagen ins Werk hinein- und herausfahren.

Können Sie denn sagen, wie viel Ware Sie über den Hafen überhaupt verschicken möchten?

Yüksel Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich das nicht. Ich kenne ja noch nicht einmal den derzeitigen Planungsstand. Wir sind also in Wartestellung. Es ist auf jeden Fall das richtige Signal, dass die IDR und die Neuss-Düsseldorfer Häfen eine Projektgesellschaft gründen, um mit einer Machbarkeitsstudie aufzuzeigen, was am Standort möglich ist. Wir als BASF bauen ja keinen Hafen. Wir wollen ihn aber nutzen. Wenn klar ist, welche Kapazitäten der Hafen hat, werden wir schauen, was wir angeboten bekommen und was wir brauchen.

Könnten Sie denn auch noch mehr Güter auf die Schiene bringen?

Yüksel Es gibt derzeit keine Containerverladestation, über die das möglich wäre. Auch die würden wir uns von der IDR wünschen, die ja den Bahnbetrieb im Holthausener Werk betreibt.

Wie sollte man den Hafen aus Ihrer Sicht positionieren?

Yüksel Aus meiner Sicht sollte man den Hafen so ausbauen, dass er auch vom Düsseldorfer Hinterland, sprich beispielsweise von Firmen aus Wuppertal oder Solingen, genutzt werden kann. Schon jetzt haben andere Häfen in NRW, etwa der Neusser Hafen, offensichtlich ihre Kapazitätsgrenze erreicht.

Die Initiative "Hafenalarm" fordert einen Ausbau, der sich an die Bedürfnisse der Firmen richtet, die im Düsseldorfer Süden sitzen.

Yüksel Ich treffe mich demnächst mit der Bürgerinitiative zu einem Austausch. Da wird sicherlich auch dieses Thema zur Sprache kommen.

Weiterer Kritikpunkt der Container-Gegner ist, dass die im Hafen beladenen 300 Meter langen Containerzüge auf dem Überweg an der Bonner Straße diese Verkehrsachse über einen längeren Zeitraum lahm legen, da die Züge nur Schritttempo fahren.

Yüksel Das sind Fragestellungen, denen man sich in der Machbarkeitsstudie widmen muss.

ANDREA RÖHRIG FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort