Düsseldorf Autobahnpolizei nimmt Lkw-Fahrer in den Fokus

Düsseldorf · Der Lkw taucht erst im letzten Moment auf. Selbst von der Brücke über die Autobahn war er lange nicht zu sehen, weil er so dicht hinter einem Lkw fuhr, dass er wie ein Anhänger aussah. Eine Kamera zeichnet den rechten Fahrstreifen von der Brücke aus auf, eine zweite macht Nahaufnahmen von unten - so werden Vergehen und Kennzeichen aufgezeichnet.

"Zu geringer Abstand ist das größte Problem auf den Autobahnen. Die Folgen sind gravierend", sagte Stephan Voßenkaul, stellvertretender Leiter der Mönchengladbacher Wache der Autobahnpolizei, die zum Düsseldorfer Polizeipräsidium gehört. Um 30 Prozent ist zuletzt auf den Autobahnen im Regierungsbezirk Düsseldorf die Zahl der schweren Unfälle mit Lkw-Beteiligung gestiegen. Auch deshalb hatte der neue Leiter der Düsseldorfer Verkehrspolizei, Frank Kubicki, verstärkte Schwerpunktkontrollen angekündigt.

Auf der A 61 stoppten die Beamten gestern in sechs Stunden allein 103 Lkw-Fahrer, die deutlich weniger als die vorgeschriebenen 50 Meter Abstand zum Vordermann hielten. Doch nicht nur den Abstand hatten die Beamten im Fokus: Auch Lenk- und Ruhezeiten der Fahrer, Zustand der Fahrzeuge und korrekte Beladung und Zahlung der Maut wurden geprüft. Das Ergebnis gestern: ein Tiertransport aus den Niederlanden mit Schweinen auf der Ladefläche war überladen, in einem Verkaufswagen drehten sich während der Fahrt Hähnchen auf dem Grill. Vier Lkw waren erheblich, einer sogar um 30 Prozent, überladen, zwei Fahrer ohne Führerschein unterwegs und 77 Fahrer hatten die Ruhezeiten nicht eingehalten.

Die Bereitschaft und der Einfallsreichtum bei Unternehmern, mit technischen Tricks zu manipulieren, sei groß, demonstriert die Polizei an einem Fahrtenschreiber, der mit einem Knopf, der wie ein Fensterheber aussieht, ausgeschaltet wird und ein Reservegerät mit einwandfreien Daten aktiviert. "So etwas können wir auf der Autobahn nicht hinnehmen", sagte Polizeipräsident Norbert Wesseler. Tatsächlich hatte der betreffende Fahrer eines litauischen Lkw mehr als 20 Verstöße in nur vier Wochen angehäuft - seinen Chef kostet das mehr als 1000 Euro. Denn eins ist auch der Polizei klar, sagte Voßenkaul: "Die Fahrer sind das schwächste Glied in der Kette."

(RP)
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