Düsseldorf Auf Stadtteil-Tour mit der Radler-Polizei

Düsseldorf · Wolfgang Krämer und Michael Butt von der Fahrradstaffel der Düsseldorfer Polizei kümmern sich um rasante Radler. Verstöße sehen sie im Minutentakt. Viele Verkehrsteilnehmer sehen ihre Fehler ein. Andere werden unfreundlich.

 Michael Butt und Wolfgang Krämer (v.l.) sind mehrmals pro Woche in den Stadtteilen unterwegs.

Michael Butt und Wolfgang Krämer (v.l.) sind mehrmals pro Woche in den Stadtteilen unterwegs.

Foto: Andreas Bretz

Der Mann mit dem Mobiltelefon am Ohr bleibt gelassen. "Ich ruf gleich zurück, die Polizei möchte was von mir", sagt er ins Handy und wendet sich Wolfgang Krämer und Michael Butt zu. Die beiden Polizisten hatten den Radler schon beobachtet, als er auf der Lorettostraße fahrend das Telefon aus der Tasche holte und das Gespräch begann. Dann überquerte er noch den Fürstenwall, erst dann stieg er ab - wohl, weil er die Beamten auf sich zukommen sah. "Während der Fahrt zu telefonieren, missachtet die Verkehrsvorschrift", erklärt Krämer und fügt hinzu: "Sie haben dabei nur eine Hand am Lenker und Ihr Rad nicht mehr ausreichend unter Kontrolle." Der Verkehrsteilnehmer reagiert aufgeschlossen. "Sie haben recht - ich hätte gleich anhalten sollen." Ein Bußgeld zahlen, braucht er nicht. Krämer und Butt belassen es bei einer Verwarnung und setzen ihre Tour durch Unterbilk und Bilk fort - und zwar auf Fahrrädern. "So sind wir auf Augenhöhe mit den Bürgern", sagen sie.

Mehrmals pro Woche radeln Wolfgang Krämer und Michael Butt durch Düsseldorfer Stadtteile. Nie dauert es lange, bis sie einen Radler sehen, der sich vorschriftswidrig durch die Stadt bewegt. Ärger gibt es selten - Polizisten und Verkehrsteilnehmer begegnen sich meist ruhig und freundlich. "Wir erklären genau, was passieren könnte beim Telefonieren, ohne Licht oder mit kaputten Bremsen. Die meisten Menschen wissen eh, was sie falsch gemacht haben oder sehen schnell ihren Fehler ein." Eines der größten Probleme bilden Geisterradler: Fahrradfahrer, die einen Radweg in der falschen, entgegensetzten Richtung benutzen. Am Einkaufszentrum Düsseldorf Bilk Arcaden vor dem Bilker Bahnhof etwa ist das üblich. An diesem Verkehrsknotenpunkt pendeln Fußgänger zwischen den Shopping-Zentren Arcaden und Real Kauf, hetzen Straßenbahn, Bus und S-Bahn nach. Dazwischen führt ein Radweg in Richtung Aachener Straße - so schmal, dass er schon in einer Fahrtrichtung zu eng ist. Kaum stehen Krämer und Butt dort, kommt schon aus der Gegenrichtung mit hoher Geschwindigkeit ein Radler und wird von den Beamten jäh gestoppt. Krämer versucht, seinem Gegenüber kumpelhaft den Fehler zu erklären: "Schauen Sie, das ist ein Radweg, der nur für eine Richtung ausreicht. Für Sie gibt es einen weiteren Radweg auf der anderen Straßenseite", sagt er. Nur widerwillig zupft der Angesprochene seinen MP3-Hörstöpsel aus dem Ohr und sagt etwas stotternd: "Nee, bin doch vom Radweg gekommen, alles ok", und nimmt geistesabwesend noch einen Schluck von seinem Biermixgetränk, das er in der Hand hat.

Währenddessen ermahnt Kollege Butt mehrere andere Fahrer, die ebenfalls wie selbstverständlich als Geisterradler um die Ecke rasen. "Bitte steigen Sie ab und schieben Sie Ihr Rad", sagt er immer wieder, erntet aber meist verständnisloses Kopfschütteln. Eine echte Sisyphusarbeit. "So viele falsche Radler in nur fünf Minuten, das ist echt beängstigend. Wir haben kaum die Zeit, hier jeden einzelnen Verstoß zu ahnden." Dass die Strecke am Bilker Bahnhof / Aachener Straße ein Unfallschwerpunkt ist, weiß auch Toni Catalano. Der Bilker Anwohner ärgert sich oft über der Verhalten der Radler. "Eine Vollkatastrophe ist das hier", sagt er aufgebracht und erzählt, er spräche selbst viele Radler an, die kreuz und quer über die Bürgersteige fahren. "Da werden die meisten Menschen unfreundlich und zeigen mir den Stinkefinger."

(RP)
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