Düsseldorf Auf dem Weg zum "Schüler-Minister"

Düsseldorf · Bei der RP-Aktion "Deine Stimme zählt" wurden "Schüler-Abgeordnete" gewählt. Die beiden Kandidaten vom Humboldt-Gymnasium hoffen jetzt darauf, auch noch "Schülerminister" zu werden.

 Vorne: Johann Lensing (16) und Mali Hoffmann (16), Dahinter (v.l.): Lukas Döhler (17), Nick Stender (16), Antonia Schaub (17), Louise Bernadet (17)

Vorne: Johann Lensing (16) und Mali Hoffmann (16), Dahinter (v.l.): Lukas Döhler (17), Nick Stender (16), Antonia Schaub (17), Louise Bernadet (17)

Foto: Anne Orthen

Man wirft der Jugend ja gerne Politikverdrossenheit und mangelndes Interesse an politischen Themen vor. Am Humboldt-Gymnasium in Pempelfort ist davon aber nichts zu spüren. Im Rahmen des RP-Projekts "Deine Stimme zählt" anlässlich der Landtagswahl in NRW treffen sich regelmäßig um die 16 Schüler freiwillig in einer AG, um über Wahlversprechen zu diskutieren und Forderungen an die Spitzenpolitiker auszuarbeiten.

"Das Projekt ist eine tolle Chance, sich politisch miteinzubringen", findet Mali Hoffmann, die von der Schülervertretung des Humboldt-Gymnasiums im Januar zur "Schüler-Abgeordneten" gewählt worden ist. Gemeinsam mit Johann Lensing vertritt sie in der nächsten Runde ihre Schule und hofft darauf, von den anderen Abgeordneten zur "Schülerministerin" gewählt zu werden. "Ich bin überzeugt, dass Politik zum Selbstläufer wird, wenn politisch unmotivierte Menschen erst einmal merken, dass auch ihre Stimme gehört wird und sie etwas ändern können", sagt die 16-Jährige, die zurzeit die elfte Klasse besucht.

Und genau darum geht es bei "Deine Stimme zählt". Die teilnehmenden Schüler sollen sich im Unterricht oder selbstständig Forderungen und Positionen überlegen, die sie verschiedenen landespolitischen Feldern zuordnen. Daraufhin sollen an jeder Schule ein männlicher und ein weiblicher Abgeordneter gewählt werden, die die Interessen der Jugendlichen vertreten. Im nächsten Schritt erstellen die Abgeordneten kleine Wahlwerbespots, die auf RP Online veröffentlicht werden. Im Anschluss wählen die Abgeordneten aus ihrer Runde dann die beiden Minister. Diese dürfen Ende März mit den NRW-Spitzenpolitikern bei der großen Abschlussveranstaltung diskutieren.

Dass Mali und Johann an ihrer Schule gewählt worden sind, ist kein Wunder. Schließlich sind beide schon länger aktiv in der Schülervertretung und setzen sich dort zum Beispiel für Wasserspender oder Aufenthaltsräume an der Schule ein. Auch auf Landesebene haben die Abgeordneten konkrete Vorstellungen, was sich ändern müsste. "Die Schule müsste zum Beispiel mehr zu einem Lebensraum werden, wo man nicht bloß seine Zeit absitzt", sagt Mali. Er wünscht sich eine bessere Verzahnung von Freizeitaktivitäten und Unterricht ähnlich wie in Amerika.

Den beiden "Schüler-Abgeordneten" ist der Bürgerdialog ein ganz großes Anliegen. "Ich finde es zum Beispiel sehr schade, dass der Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek immer nur mit Berliner Themen in den Nachrichten vertreten ist und nicht wirklich etwas für Düsseldorf macht", meint Zehntklässler Johann. Er sei generell enttäuscht von Parteipolitik und fände es sinnvoller, wenn mehr Parteilose mitmischen würden.

Dass Mali und Johann bei der Landtagswahl am 14. Mai keine Stimme abgeben dürfen, finden sie nicht so schlimm. "Ich hätte mich sowieso zu stark von Wahlwerbung beeinflussen lassen", sagt Johann. Mali ist sich aber sicher, dass sie gewählt hätte, wenn das Wahlalter bei 16 Jahren liegen würde. "Die Wahl in diesem Jahr ist einfach zu wichtig, um nicht zur Urne zu gehen." Ihre eigene "Landtagswahl" steht den beiden noch bevor. Anfang März erhalten sie Briefwahlunterlagen und dürfen ihre Minister bestimmen. "Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir bei der Abschlussveranstaltung die Politiker fragen könnten, wie sie ihre Entscheidungen treffen", sagt Mali.

(sdt)
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