Fotografin besucht Menschen in aller Welt Auf dem Meer zu Haus

Düsseldorf · Als Autorin und Fotografin besucht Milda Drüke Menschen in aller Welt, lebt mit ihnen und schreibt über sie. Zuletzt war sie bei den Kanubauern in Papua-Neuguinea.

 Milda Drüke an ihrem Schreibtisch, weit weg vom Meer. Hier hat sie ihr Buch „Solomon Blue“ geschrieben.

Milda Drüke an ihrem Schreibtisch, weit weg vom Meer. Hier hat sie ihr Buch „Solomon Blue“ geschrieben.

Foto: RP, W. Gabriel

Jetzt ist Milda Drüke weit weg vom Meer, vom Wellenort, auf dem sie sich zu Hause fühlt, von dem unendlich weiten Blick, ohne den sie nicht lange auskommt, entfernt von dem Ort, an dem, wie sie sagt "alles möglich ist, auch jederzeit ein Neuanfang."

Die 58-jährige Gründerin der Firma Photo Management sitzt in ihrer Düsseldorfer Wohnung, vor sich auf einem niedrigen, dunklen Holztisch hat sie ihre Korrespondenz in ordentlichen Schichten gestapelt, daneben Berge mit Büchern, eines über Nepal verrät schon ihr nächstes Ziel.

Durch das Fenster kann sie einen Teil des Rheins sehen. Doch beim Schreiben schaut sie nicht hinaus. "Mich lenkt es ab, wenn sich etwas bewegt", erzählt die Weltumseglerin, die Frau, die mit See-Nomaden zusammenlebte, einen Hohepriester auf Bali besuchte und ihr eigenes Kanu auf der Kanuinsel in Papua-Neuguinea in Auftrag gab, einfach weil sie mehr erfahren wollte über die Legende von der Entstehung des Kanubaumsamens im Schoß einer schwangeren Frau und den Bau der großen Kanus mit Ausleger. "Solomon Blue" hat sie ihr Buch über die Zeit bei den Kanubauern genannt, weil so deren Lieblingsfischkonserven heißen. Es ist ihr drittes Buch, in vielen Zeitschriften hat sie Berichte über die Menschen auf ihren Reisen veröffentlicht. Begonnen hat es damit, dass sie für die Weltumsegelung ihre Firma verkaufte.

Was sie immer wieder in die Fremde zieht, ist zweierlei: Erstens eine Frage, eine Intuition, der sie folgt. Wie einst, als sie sich wunderte, warum sie als ehemalige Werberin mit Blick für das Auffällige in Bali ausgerechnet den unscheinbarsten Priester am häufigsten fotografiert hatte. Wenn sie dann aufbricht, um Antworten zu finden, tut sie das ohne Vorbereitung, weil sie sich nicht durch Meinungen anderer beeinflussen lassen will. "Bei meiner Weltumsegelung von 1986 bis 1990 fand ich es schrecklich, wenn Segler über Funk schon durchgaben, welche Menschen am Ziel in Ordnung sind, wen man meiden soll. Auch wenn das Funkgerät generell nützlich ist", berichtet Drüke, hält kurz inne, setzt die Worte ruhig, manchmal vorsichtig.

Gerade wenn sie den zweiten Grund anführt, weiß sie, dass es kitschig klingen muss, will es aber trotzdem mitteilen: "Ich habe lange überlegt, warum mich diese Menschen anziehen. Es ist die Sehnsucht, gut zu sein. Sie erinnern mich an das Ideal-Potential in mir selbst, in jedem Menschen." Dabei ist sie weit davon entfernt, edle Wilde gefunden oder nur gesucht zu haben. "Das ist kein Paradies, die Menschen haben auch Probleme, nur gehen sie mit manchem anders um". Schon der fehlende Zeitdruck war für Drükes Neugier ein Problem, weil nie klar war, ob ihr Kanu vor Ablauf der Aufenthaltsgenehmigung fertig werden würde. "Man merkt, wie viel Kraft der Zeitdruck von dort wegnimmt", sagt sie.

Von der letzten Reise hat sie ein Andenken mitgebracht, eine "Mamal", eine Liane, die sonst Kanu und Ausleger verbindet. "Aber ich mache das nicht mehr. Hier schrumpfen die Gegenstände in der Heizungsluft, sie sollen da bleiben, wo sie etwas bedeuten", sinniert Drüke. Dafür kann gerade ein kleiner, ihr wichtiger Satz, seine Wirkung hier noch besser entfalteten, der auf der Kanuinsel schlicht Danke bedeutet: "Mein Herz zu dir."

INFO Milda Drüke Solomon Blue, Frederking & Thaler Verlag, 290 Seiten, 19,90 Euro

(RP)
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