Heimat in Düsseldorf Auch Brauchtum ist Heimat

Düsseldorf · Eines haben Heinz-Dieter Werner, Afra Köhnen und Heinz-Dieter Segebarth gemeinsam: Ihrem Stadtteil wollen sie treu bleiben - wenn es geht, lebenslang. Auch deshalb engagieren sie sich für die Schützen, die Sternsinger und St. Martin.

 Afra Köhnens Heimat ist Gerresheim. In St. Margaretha koordiniert sie die Sternsinger-Gruppen.

Afra Köhnens Heimat ist Gerresheim. In St. Margaretha koordiniert sie die Sternsinger-Gruppen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

"Ich bin schon mit Leib und Seele ein Düsseldorfer Mädchen, möchte nicht mit Pumps aus dem Haus kommen und prompt in den Matsch treten, aber Großstadt pur, das geht auch nicht." Seit Jahren koordiniert die junge Frau die Sternsinger, die zum Jahreswechsel den traditionellen Segen an die Haustüren schreiben. 22 Touren mit jeweils 30 bis 40 Familien gilt es zu organisieren. "Als meine Mutter mit mir schwanger war, war sie es, die die Sternsinger durch Gerresheim begleitete." Wegziehen will sie nicht. Und wenn ihr Freund oder Mann das erwartet? "Muss ich ihn halt überzeugen, sonst haben wir ein Problem."

Heerdt verlassen? "Kommt nicht in Frage", antwortet Heinz-Dieter Werner wie aus der Pistole geschossen. Zweimal stellte sich dem früheren Leiter des Vorstandssekretariats der Stadtsparkasse diese Frage. "Einmal wollte ein Headhunter mich nach Frankfurt holen, ein anderes Mal lockte ein vergleichsweise preiswertes Einfamilienhaus ins niederrheinische Goch." - "Was willst Du denn in so einem Kaff?", gab seine Frau trotz des schönen Hauses in Goch zu bedenken. Und "fremd in Frankfurt" erschien ihm selbst - ungeachtet des dortigen Großstadtflairs - als wenig überzeugende Perspektive.

 Schützenchef Heinz-Dieter Werner lehnte auswärtige Job-Angebote ab. Sein Herz hängt an Heerdt.

Schützenchef Heinz-Dieter Werner lehnte auswärtige Job-Angebote ab. Sein Herz hängt an Heerdt.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Mit drei Monaten kam der 68-Jährige von Wersten nach Heerdt. "Hier bin ich bekannt wie ein bunter Hund, auf dem Weg zu einem Laden rufen mir mindestens zehn Menschen ein ,Hallo, wie geht es dir?' entgegen - ein schönes Gefühl", sagt der Chef des Heerdter St. Sebastianus-Schützenvereins. Heerdt schätzt Werner besonders wegen seines bodenständigen Charakters. "Hier spielt Schicki-Micki keine Rolle, es kommt nicht darauf an, was gerade ,in' ist, und es ist auch egal, ob der Schlips perfekt zum Hemd passt", sagt Werner. Das klassische Schützen-Motto "Glaube, Sitte, Heimat" findet der in St. Benediktus vielfältig Engagierte nach wie vor gut, "freilich müssen wir die Begriffe so auslegen, dass sie in die Zeit passen."

Ein echter "Bilker Jong" ist Heinz-Dieter Segebarth. Geboren wurde der Junggeselle im Schatten der Bilker Kirche. "Eine Hausgeburt", sagt der 57-Jährige. Über seinen Vater kam er früh in die Grenadierkompanie der Schützen. Seit den 1970er Jahren reitet er. "1986 sprachen mich die Martinsfreunde an. Seitdem bin ich in jedem November Ritter Martin." Segebarth spricht vom "Mythos St. Martin", der bei Düsseldorfern starke Heimatgefühle auslöse.

 In Bilk ist Heinz-Dieter Segebarth der St. Martin. Fürs Fest sammelt er auch Geld.

In Bilk ist Heinz-Dieter Segebarth der St. Martin. Fürs Fest sammelt er auch Geld.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Für den Erhalt dieses Brauchtums läuft der bei den Stadtwerken beschäftigte Mann seit dem Weggang eines großen Sponsors gemeinsam mit anderen mit der Sammelbüchse durch die Reihen der feiernden Schützen. 1000 Euro hat das zuletzt gebracht. "Das mache ich gerne", sagt Segebarth, "denn eine Heimat ohne St. Martin ist einfach unvorstellbar."

(jj)
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