Düsseldorf Architekt fordert Lockerung im Sozialbau

Düsseldorf · Bauminister Michael Groschek will siebenstöckige Sozialwohnungen erlauben. Karl-Heinz Petzinka geht diese Regelung nicht weit genug.

 Entwurf des Architekten Karl-Heinz Petzinka für das Bauprojekt Oberbilker Straße 55. Früher war dort ein Toom-Baumarkt.

Entwurf des Architekten Karl-Heinz Petzinka für das Bauprojekt Oberbilker Straße 55. Früher war dort ein Toom-Baumarkt.

Foto: Petzinka I Bilke I Damm

Der nordrhein-westfälische Bauminister Michael Groschek (SPD) hat angekündigt, künftig in Düsseldorf und anderen ausgewählten Großstädten in NRW auch Sozialwohnungen mit öffentlichen Mitteln zu fördern, die bis zu sieben Stockwerke hoch sind. Bislang werden im Normalfall nur viergeschossige Bauten vom Land gefördert, in Ausnahmefällen wie in Düsseldorf auch fünf Stockwerke hohe Gebäude.

Der Düsseldorfer Architekt Karl-Heinz Petzinka begrüßt zwar die geplante Regelung für höhere Häuser, fordert aber darüber hinaus eine deutliche Lockerung bei der Zustimmung zu geförderten Bauprojekten. Petzinka baut zurzeit an der Oberbilker Allee 55 ein neues Wohnquartier. Dort entstehen etwa 100 neue Wohnungen. 48 davon waren als sozialer Wohnungsbau geplant. Doch weil der Architekt verschiedene vom Land geforderte Auflagen nicht erfüllen konnte, bekam er die gewünschte Förderung nicht. Jetzt entstehen dort nur 14 Sozialwohnungen.

"Das Gesetz in Nordrhein-Westfalen schreibt bei gefördertem Wohnraum vor, dass maximal 25 Mietparteien pro Eingang vorgesehen sind", sagt Petzinka. Der Architekt aber wollte 50 Wohnungen über ein Treppenhaus anbinden. "Ich hatte ein sehr großzügiges und lichtdurchflutetes Treppenhaus geplant, mit Glasdach, praktisch ein Haus zwischen zwei Häusern", sagt Petzinka. Er war überzeugt, die Lösung sei viel ansprechender und wohnlicher als die vorgeschriebene. "Doch die zuständige NRW-Behörde lehnte unseren Vorschlag ab, beharrte auf der 25-Klingelschilder-Regel", sagt Petzinka.

Und von solchen Regelungen gebe es in Nordrhein-Westfalen außerordentlich viele, meint Petzinka. Zu schaffen mache dem sozialen Wohnungsbau auch der starre Schlüssel für Autostellplätze beim Neubau von Wohnungen. "Der ist nicht mehr zeitgemäß, da sehr viele Großstadtbesucher heute gar kein eigenes Auto mehr haben", sagt Petzinka.

Hinderlich beim Bau von Sozialwohnungen an der Oberbilker Allee sei auch eine spezielle Regelung bei der Förderung, was Gärten betrifft. So muss bei einem Neubau ein Drittel des Grundstücks Grünfläche sein. Die Krux in diesem Fall: Die Grünanlage muss erdverbunden sein, dass Dach einer Tiefgarage als Grünfläche reicht dem NRW-Bauministerium für eine Förderung nicht aus.

Schwierig in der Realisierung ist laut Petzinka auch die starre Regelung bei den Wohnungsgrößen. So dürfen Einzimmerwohnungen maximal 47 Quadratmeter haben, Zweizimmer 62 Quadratmeter, Dreizimmerwohnungen 77 Quadratmeter, vier Zimmer sind maximal bis 92 Quadratmeter förderfähig, bei Fünfzimmerwohnungen liegt die Obergrenze bei 107 Quadratmetern. Die Zahlen erhöhen sich bei zusätzlichen Badewannen. Die Krux dabei: Da alle geförderten Wohnungen barrierefrei sein müssen, bemessen sich Flure, Durchgänge und kleinere Zimmer nach dem Radius eines genormten Rollstuhls. Daher seien Wohnzimmer oft ungünstig zugeschnitten, weil sich deren Größe nach der Restfläche bemisst, so der Architekt.

"Minister Groschek sollte die Förderregeln, insbesondere für Innenstädte überarbeiten. Die Regeln müssen im Einzelfall anders ausgelegt werden, sonst wird sozialer Wohnungsbau oftmals überhaupt nicht möglich sein", fordert Architekt Karl-Heinz Petzinka.

(tb.)
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