Düsseldorf Arag: 80 Jahre Rechtsschutz vom Rhein

Düsseldorf · Das höchste Hochhaus Düsseldorfs steht für ein Familienunternehmen: die Versicherung Arag. Begonnen hat alles im Jahr 1935, als Heinrich Faßbender eine Firma namens "Darag" gründete, die sich den ersten Autofahrern widmete.

 Ein Werbeplakat der Düsseldorfer Arag aus den 1960er Jahren, das für Rechtsschutzversicherungen warb.

Ein Werbeplakat der Düsseldorfer Arag aus den 1960er Jahren, das für Rechtsschutzversicherungen warb.

Foto: ARAG

125 Meter über Düsseldorf ragt ein Hochhaus am Mörsenbroicher Ei. Es ist das größte Hochhaus der Stadt. Von dort hat man einen hervorragenden Blick über die wohl verwirrendste Kreuzung im Stadtgebiet. Und wer sich dort ein paar Stunden hinsetzen würde, der würde vielleicht beobachten, wie viele kleine Unfälle im Straßengeflecht des Mörsenbroicher Eis täglich passieren. Und wer trägt die Schuld, wer übernimmt die Kosten für Blechschäden und Co.?

 Dieser Werbebus aus den 1960er Jahren ist übrigens auch ein waschechter Düsseldorfer: Er wurde bei Daimler in Derendorf gebaut.

Dieser Werbebus aus den 1960er Jahren ist übrigens auch ein waschechter Düsseldorfer: Er wurde bei Daimler in Derendorf gebaut.

Foto: ARAG

Autofahrern genau diese Sorge zu nehmen, war die Idee von Heinrich Faßbender im Jahr 1935. Autos waren damals schwer im Kommen und bereits recht gut etabliert im städtischen Raum. Faßbenders Motto: "Jeder Bürger soll sein Recht durchsetzen können, nicht nur derjenige, der es sich leisten kann." Faßbender, selbst Zentrums-Politiker, versicherte erstmals von Düsseldorf aus Autofahrer. Nicht die Haftpflicht, die erst viel später kam, sondern die Rechtsschutzversicherung wurde sein Kerngeschäft. Der Name der Firma: "Deutsche Auto-Rechtsschutz Aktien-Gesellschaft", also nicht Arag, sondern Darag. Doch das D flog schon kurz nach der Gründung aus dem Namen. Was blieb war die Arag. An seiner Versicherung konnte der Familienunternehmer gegen den Willen der Nationalsozialisten festhalten.

Der Aufschwung kam zeitgleich mit dem Wiederaufbau Deutschlands und dem Wirtschaftswunder. Das Versicherungsgeschäft wurde ausgeweitet, auch im Bereich Rechtsschutz. Schon 1963 baut sich die Versicherung eine neue Zentrale: das Arag-Terrassenhaus. 1966 war es fertig. Im Jahr 2001 schließlich wich es dem heute an gleicher Stelle stehenden Arag-Tower.

Acht Jahrzehnte nach der Gründung ist Heinrich Faßbenders Enkel die große Konstante im modernen Unternehmen. Paul Otto Faßbender führt es seit dem Jahr 2000. Seit der promovierte Jurist an der Spitze steht, ist es angenehm ruhig geworden bei der Arag - nach einer Zeit, in der die Gesellschaft auch häufig wegen eines Familienstreits in den Schlagzeilen war. Die 1990er Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren geprägt vom Zwist mit Paul Otto Faßbenders Cousin Ludwig, nachdem die Arag durch die sogenannte "Garmenbeck"-Affäre um den Finanzjongleur Walter Amend rund 55 Millionen Euro verloren hatte. Ludwig Faßbender, damals Arag-Chef, geriet schwer in die Kritik, der Streit ging bis vor den Bundesgerichtshof. Am Ende übernahm der heutige Mehrheitsaktionär Paul-Otto Faßbender die Anteile seines Cousins, der 1998 aus dem Unternehmen ausschied. Dass sich eine Versicherung in Familienhand halten konnte, ist eine Ausnahme. Nahezu alle Wettbewerber sind entweder an der Börse notiert oder in öffentlichen Rechtsformen gehalten. Heute ist die Arag in 14 Ländern Europas und in den USA tätig. Diesen Monat baut die Arag ihr skandinavisches Geschäft weiter aus. Das norwegische Tochterunternehmen HELP Forsikring wird über eine Filiale in Kopenhagen nun auch auf dem dänischen Markt aktiv.

(tb.)
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