Veranstaltungs-Tipp Apollo Varieté auf Holland-Reise

Düsseldorf · Die neue Show im Apollo Varieté heißt "Tulpen aus Amsterdam". Moderator Raymond spielt liebevoll mit Klischees und präsentiert Künstler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten.

Die neue Show im Apollo Varieté heißt "Tulpen aus Amsterdam". Moderator Raymond spielt liebevoll mit Klischees und präsentiert Künstler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten.

Raymond ist verzweifelt. Noch während er auf der Bühne im Apollo Varieté steht, fällt ihm etwas auf: Es gibt für ihn ja gar keinen Gouda. So kann er nicht froh werden. Schließlich heißt die Show doch "Tulpen aus Amsterdam" und soll Holland mit all seinen sympathischen Eigenheiten präsentieren. Aus seinem Appetit auf die niederländische Spezialität macht Raymond eine der besten Gesangsnummern des Abends und erntet von den Zuschauern viel Applaus.

Raymond Hopeman - ein echter Niederländer übrigens - führt mit viel Selbstironie und einem Rudi-Carrell-Akzent durch das Programm. "Heute verzichten wir aber auf Fußball-Klischees und andere Holländer-Witze, ok?", sagt er. Das Versprechen hält er nicht - zum Glück für die Zuschauer. So zeigt er eine Zaubernummer, für die er so manches Schnapsglas leeren muss ("Wir Holländer trinken eigentlich nicht viel") und erzählt mit gespielter Naivität seiner Oma am Telefon, wie nett die Damen im Amsterdamer Rotlichtviertel sind ("Die Frauen haben mich alle so freundlich zu sich herangewunken"). Sehr charmant!

Auch die Artisten liefern perfekte Auftritte und bilden das internationale Flair der niederländischen Hauptstadt ab. Justin Case etwa überrascht mit seinem Fahrrad, das ein Eigenleben zu entwickeln scheint: Mal sind die Pedale oben und der Sattel unten oder das Vorderrad wird zum Lenker - und stets dreht Justin seine Runden im Scheinwerferlicht. "I love my Bike!"

Pat Fabio und Gordon Leif jonglieren mit Keulen. Die Artisten agieren so gut miteinander, dass so mancher Zuschauer kaum mehr unterscheiden kann, welche flinken Arme zu welchem Künstler gehören. Dabei entledigen sie sich Krawatte, Jackett, Schuhe und Hose, um die Kleidung dann ebenfalls hin und her sausen zu lassen. Zwischendurch jonglieren sie in Unterwäsche. Zum Finale ihres Auftritts sind sie wieder bekleidet - allerdings in den Sachen ihres Partners. Für diese Glanzleistung ernten die Künstler viel Jubel.

Beeindruckend ist auch die Leistung von Mandy Mercedes. Die junge Artistin lässt auf ihren Fußspitzen bunte Tücher so schnell wirbeln, dass sie aussehen wie aufgehende Blüten. Für viel Gesprächsstoff sorgt Jordan McKnight. Die erst 17-Jährige wird in einem Koffer auf die Bühne getragen, entfaltet sich wie eine Puppe und zeigt den verblüfften Zuschauern, wie unfassbar biegsam ihr junger Körper ist - dieses Solo ist sicher nicht zum Nachmachen im heimischen Wohnzimmer empfohlen.

Zwischen den Nummern zeigt Moderator Raymond immer wieder, was er kann. Zum Kuhglockenspiel holt er sich Hilfe aus dem Publikum und führt einen Stepptanz auf, dessen Klicken von den Tänzerinnen vom New Scala Showballett in Holzschuhen noch übertönt wird. Allen Künstlern der Show fliegen die Herzen der Zuschauer schnell zu. Nur eines bekommt Raymond nicht: seinen Gouda. Darüber schaut der Show-Profi beim großen Finale hinweg - der Applaus macht ihn aber auch froh. Holger Lodahl

(RP)
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