Düsseldorf Apollo lädt 450 Flüchtlinge zur Show ein

Düsseldorf · Wer fremd in einem Land ist, kann zwar die Sprache noch nicht verstehen. Aber der Faszination von Akrobatik, Musik, Tanz und Clownsnummern tut das keinen Abbruch. So konnten gestern einige Flüchtlinge "Shanghai Nights" erleben.

 Die Akrobaten des Chinesischen Nationalcircus bescherten Flüchtlingen einen unterhaltsamen Nachmittag.

Die Akrobaten des Chinesischen Nationalcircus bescherten Flüchtlingen einen unterhaltsamen Nachmittag.

Foto: Anne Orthen

Als der große Drache mit der roten Mähne auf der Bühne neckisch mit dem Po wackelt, fangen die ersten Kinder zu lachen an. Schauspieler behaupten ja immer, Kinder wären das schwierigste Publikum, weil sie so ehrlich sind. Der Nachmittag im Apollo Varieté fängt also gut an. Vor Beginn der Show hatte Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke die Gäste begrüßt ("Ladies and gentlemen!") und sich bei der Direktorin des Apollo Varietés bedankt. Zum Abschied hebt sie die Hand und ruft dem Publikum zu: "I wish you a great afternoon and a good future." Einige jugendliche Flüchtlinge, die das Leo-Statz-Berufskolleg besuchen, und an Sechser-Tischen mit ihren Lehrerinnen zusammensitzen, lachen sich an. Die Bürgermeisterin kommt mit ihrer unverstellten Art und ihrem mutig vorgetragenen Schulenglisch gut an.

Düsseldorf: Apollo lädt 450 Flüchtlinge zur Show ein
Foto: Andreas Bretz

Als es im Publikum dunkel wird, fangen einige kleine Kinder an zu weinen. Doch das legt sich nach einiger Zeit. Ablenkung gibt es schließlich genug. Da reicht es schon, wenn sich der Clown den Kopf am Mikrofon stößt, um für Heiterkeitsausbrüche zu sorgen. Zwischendurch kommen Mitarbeiter an die Tische und teilen Eis aus. Es knistert eine Zeit lang, bis alle Tüten geöffnet sind. Auf der Bühne treten im Wechsel hübsche Chinesinnen mit schönen Kleider auf, bei den Tanzszenen schauen die älteren Mädchen im Publikum ganz gebannt und vergessen sogar, das Handy zum Fotografieren zu zücken.

Düsseldorf: Apollo lädt 450 Flüchtlinge zur Show ein
Foto: Bretz, Andreas

Viel besser eignen sich dazu auch andere Szenen. Als eine Akrobatin sieben weiße Stühle übereinander gestapelt hat und sich dann im einhändigen Handstand auf den obersten Stuhl stützt, klicken die Handykameras von allen Seiten.

In der kurzen Pause erzählt Gina Opokü Agyemang, dass sie eine solche Live-Show zum ersten Mal in ihrem Leben sieht. Die 20-jährige Ghanaerin ist seit über einem Jahr in Deutschland und besucht das Leo-Statz-Berufskolleg. Was ihr am besten gefallen hat? "Das Tanzen", antwortet sie prompt. So ergeht es auch Sharife Bichede. Die zierliche 24-jährige Syrerin ist seit einem Monat in Düsseldorf in der Flüchtlingsunterkunft an der Roßstraße. Ihre Eltern sind in Syrien geblieben, ihr Mann in Wien. In der Flüchtlingsunterkunft hat sie sich mit Resa Asorbi angefreundet, die mit ihrer Mutter ebenfalls ins Apollo Varieté gekommen ist. Ehrenamtlerin Vera von Finckenstein ist für die Aktion spontan eingesprungen und hat die drei Frauen in ihrem Auto hergefahren. "Die Flüchtlingsunterkunft hat 50 Karten geschenkt bekommen. Das ist natürlich ein Highlight", sagt die Gerresheimerin. "Ich hatte gerade Zeit und finde so etwas ganz wichtig."

Ermöglicht wurde die Einladung durch private Initiative. Das Apollo hatte sich an die Stadt und Hilfsorganisationen gewandt - ohne Resonanz. Die Facebookgruppe "Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf" hörte von dem Angebot des Theaters und organisierte den Besuch über das Internet.

(RP)
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