Heimat in Düsseldorf Angler hüten den Albertussee

Düsseldorf · Seit 1955 gibt es den Angelsportverein an dem idyllischen kleinen Gewässer zwischen Schiess- und Viersener Straße.

 Frank Müngersdorf (li.) und Paul Redmer mit Hündin Dina auf dem Ponton im Albertussee. Im Hintergrund ist die ehemalige Horten-Zentrale zu sehen. Das linke Ufer soll nach Meinung des Vereins besser gesichert werden.

Frank Müngersdorf (li.) und Paul Redmer mit Hündin Dina auf dem Ponton im Albertussee. Im Hintergrund ist die ehemalige Horten-Zentrale zu sehen. Das linke Ufer soll nach Meinung des Vereins besser gesichert werden.

Foto: H.-J. B auer

Ein Angelsportverein in Heerdt? Viele Befragte sind ratlos. Nur alteingesessene Heerdter wissen, dass hinter dem hohen Zaun und dem stets verschlossenen Tor an der Schiessstraße, gegenüber vom Friedhofseingang, ein Verein beheimatet ist, der sich dem Sportangeln verschrieben hat. Denn das Gebäude liegt versteckt hinter Büschen und Bäumen und könnte alles sein, nur auf dem ersten Blick kein Clubhaus.

Wer aber zu einem Besuch eingeladen wird, kann sich nicht genug wundern, in welch beschauliche Idylle er geraten ist. Angefangen von der gemütlichen Einrichtung des kleinen Häuschens mit seinen Trophäen in Form von Fischköpfen an der Wand, über den großzügigen Vorplatz mit seinen Rosenrabatten bis hin zu einer verwunschenen, von dichtem Grün bewachsenen Steintreppe. Sie führt zum Seeufer, genauer auf einen Ponton, der im Wasser leicht wippt. Von dort geht der Blick über den vier Hektar großen Albertussee, rechts grenzt der neuere Friedhofsteil an, links der Heerdter Hofgarten, der seinen Namen anlässlich des Jubiläums "100 Jahre Eingemeindung nach Düsseldorf" bekam. Ein Eldorado für Karpfen, Rotaugen, Rotfedern, Hechte, Schleien, ja sogar Aale, die sich das 4,5 Meter tiefe Gewässer - je nach Wasserstand des Rheins - teilen. Und ein geschätzter Ort für Fotografen, die mit ihren Kameras den Himmel aber eher nach Vögeln absuchen. Könnte der Verkehrslärm ringsherum ignoriert werden, glaubte man, in freier Natur zu sein und nicht quasi mitten in der Stadt.

Vorsitzender Paul Redmer und Gewässerwart Frank Müngersdorf gehören seit vielen Jahren zum ASV-Albertussee. Sie versichern, dass es dem Verein vor allem um die Pflege der Flora und Fauna gehe. Egal, ob unter oder über Wasser. "Wir haben Wasserpflanzen in den See gesetzt, damit die Fische Nahrung haben, und durch Totholzhecken Rückzugsmöglichkeiten auch für Igel und Co. geschaffen", sagen die Vorstandsmitglieder. Tierliebe hin oder her, einen Vogel allerdings haben sie auf dem Kieker - den Kormoran. "Er frisst uns die Fische weg", sagt Müngersdorf. "Pro Tag ein Pfund." Zur Abschreckung hat der Verein einen Plastikschwan auf den See gesetzt, der schon mal in den Büros gegenüber für Aufregung sorgte. "Ein Mitarbeiter hatte es beim Blick aus dem Fenster seltsam gefunden, dass der Schwan rückwärts schwamm und Alarm geschlagen", erinnert sich Redmer. Er habe wohl nicht bemerkt, dass er aus Plastik ist. Die fischfressenden Haubentaucher dagegen würden akzeptiert, "weil sie so schön anzusehen sind." Und die im Linksrheinischen vielfach gesichteten Reiher seien harmlos.

Wer nun denkt, dass die Angler bestrebt sind, möglichst viele Fische aus dem See zu holen, irrt sich. "Wir angeln nur das, was wir auch selbst essen, alles andere wandert in den See zurück." Schließlich sei der Verein dem Naturschutz verpflichtet. Wichtig sei, den Fischbestand zu erhalten und vor allem für einen guten Zustand des Gewässers zu sorgen. "Wir nehmen regelmäßig Proben, um die Qualität zu prüfen." Was auch bedeutet, es von Unrat zu säubern, den achtlose Zeitgenossen am fernen Ufer gern entsorgen. "Unvorstellbar, was wir dort manchmal herausholen, vom Fahrrad bis zum Kühlschrank ist alles dabei."

Die Geschichte des Albertussees begann als schnöde Kiesgrube, die vom damaligen Betonsteinwerk Reinarz ausgebaggert wurde. Als sie das Ausmaß eines Sees angenommen hatte, entdeckten ihn einige Heerdter als Fischgrund und gründeten 1955 den Angelsportverein. Der Bau der Stadtautobahn (B 7) drohte die Idylle zu zerstören, denn nun sollte das Baggerloch mit Bauschutt zugeschüttet werden. Engagierte Heerdter waren damit nicht einverstanden und erreichten, dass eine vier Hektar große Wasserfläche erhalten bleiben und sich zum See entwickeln konnte. Benannt wurde er 1959 nach dem letzten Direktor der Firma Reinarz, Albert Scheele. Denn mit ihm hatte der Verein einen Freund und Mäzen gefunden. Der erste Pachtvertrag war mit der Firma Horten geschlossen worden, die einst ihre Zentrale vom Seestern zum Albertussee verlagert hatte. Heute haben die Angler einen langjährigen Pachtvertrag mit der Stadt.

Die geplanten Veränderungen um den Albertussee herum betrachtet der ASV nicht ohne Sorge. Denn auf dem benachbarten neueren Teil des Heerdter Friedhofs wird künftig nicht mehr bestattet: Er soll dem Naherholungsgebiet zugute kommen. Im Gespräch ist eine Gastronomie mit Blick auf den See. "Wenn das Gebiet der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte, dann ist die Natur in Gefahr", sagte Müngersdorf, der auch dafür kämpft, dass am Steilufer des Heerdter Hofgartens ein Zaun aufgestellt wird. "Im vergangenen Jahr ist dort ein Mensch ausgerutscht und im See ertrunken." Sicher habe es sich um einen Betrunkenen gehandelt, aber es gehe dort abrupt in die Tiefe, was vor allem für Kinder gefährlich sei.

Er hoffe, bei der Stadt Gehör zu finden, um das Ufer sicherer zu machen, wobei der Blick auf den See erhalten bleiben sollte.

(RP)
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