Düsseldorf Am Café Vélo zerbricht eine alte Freundschaft

Düsseldorf · Nach dem Grand Départ macht sich bei dem Ex-Betreiber des Café Vélo, Anthony Arndt, Katerstimmung breit. Er ist nach eigener Aussage mit den Nerven am Ende, weil ihm "täglich Rechnungen und Mahnungen ins Haus flattern".

 Entzweit: Rainer Wengenroth (l.) und Anthony Arndt geben sich gegenseitig die Schuld für den wirtschaftlichen Misserfolg mit dem Café Velo.

Entzweit: Rainer Wengenroth (l.) und Anthony Arndt geben sich gegenseitig die Schuld für den wirtschaftlichen Misserfolg mit dem Café Velo.

Foto: Anne Orthen; Montage: Carla Schnettler

Arndt hatte mit seinem damaligen Geschäftspartner, dem Szene-Gastronom Rainer Wengenroth, das Café im Rathaus aufgemacht. Es sollte Tour-Atmosphäre in die Stadt bringen und ein Anlaufpunkt für Radsport-Fans und andere Altstadt-Besucher werden. Allerdings blieben die Gäste aus. Nun fühlt sich der Schauspieler und Radsportexperte, der "eigentlich nur repräsentieren und den Menschen Freude an der Tour des France vermitteln wollte", von seinem Ex-Geschäftspartner brutal im Stich gelassen.

Wengenroth und Arndt kennen sich schon seit Anfang der 80er Jahre, als Wengenroth das "Café des Artistes" beim Zirkus Roncalli managte und dieses schließlich an Arndt weiterreichte. Er machte mit Gastro weiter, Arndt verlegte sich auf die Bühne und den Radzirkus. Bevor die Café-Partnerschaft in diesem Frühjahr floppte, hatte Arndt "vertrauensselig", wie er sagt, als Nicht-Gastronom das Gewerbe angemeldet und die Konzession übernommen. "Das war ein großer Fehler, Rainer hat mich ins offene Messer laufen lassen", lautet seine harsche Kritik.

Rainer Wengenroth weist Arndts Kritik zurück: "Er war schon vor langer Zeit auf mich zugekommen und hatte vorgeschlagen, was zur Tour de France zu machen. Über meinen Vorschlag, dass er als Pächter auftreten soll, war er überglücklich, und das haben auch alle mitbekommen." Dass der Laden nicht so gut gelaufen sei, hätte sehr mit Arndts Typus zu tun gehabt, kontert Wengenroth: "Er hat viele Gäste mit seiner aufdringlichen und cholerischen Art verschreckt." Als es bergab ging, hätte Arndt schnell raus aus dem Vertrag gewollt. "Ich wollte auf jeden Fall durchhalten, aber er drängte mich raus, von einem auf den anderen Tag. Jetzt sind die juristischen Auseinandersetzungen in vollem Gange, und am Ende wird dann geklärt sein, wer wofür verantwortlich ist."

Als Wengenroth raus war, holte Arndt den Gastronom Christian Poschmann (Geschäftsführer und Mitinhaber des Party-Services Fröhlich) ins Boot. Der übernahm im April die Konzession. "Ich muss jetzt aber für fast vier Monate büßen, weil ich als Ex-Betreiber verantwortlich gemacht werde", ärgert sich Arndt. Auf um die 70.000 Euro beziffert er seine Verluste. Und die Flut der Rechnungen hört offenbar nicht auf. "Ich wähnte mich schon mit einem Bein im Gefängnis", sagt Arndt. "Jeden Tag rufen Leute an, die ich nicht kenne. Wer weiß, ob das Finanzamt das so okay findet."

Das stimme so nicht, die Summe sei maßlos übertrieben, stellt Wengenroth klar. Die von Arndt genannte Summe wird seiner Kenntnis zufolge Streitpunkt der juristischen Auseinandersetzung sein - wie viele andere Themen auch. Arndt indes sieht sich vor einem Berg an Problemen, die ihm das Leben schwer und das Portemonnaie leer machen. "Ich bin halt auch kein Millionär", sagt Arndt. Zum Glück habe er mit einem Getränkelieferanten und einer Bäckerei, die Forderungen im vierstelligen Bereich hätten, Ratenzahlungen vereinbaren können. Die Privatinsolvenz sei glücklicherweise trotzdem kein Thema. "Ich habe Zusagen für Filme und diverse Castings", sagt der Schauspieler, der vermutlich so schnell nicht mehr hinter den Tresen wechseln wird.

Dabei war die Stadt den Gastronomen finanziell entgegengekommen - schließlich sollte das Café die Tour-Stimmung befördern. Nur einen symbolischen Euro Miete pro Monat zahlen die Gastronomen dem Vernehmen nach für das Ladenlokal in dem leerstehenden Rathaus-Nebengebäude Alte Kämmerei, in dem früher ein Irish Pub war. Nur bei einem Umsatz von mehr als 15.000 Euro pro Monat wäre wohl mehr fällig gewesen. Dieser Deal beschäftigte im Mai sogar den Stadtrat, nachdem über die schlechte Auslastung berichtet worden war. Die FDP hatte angefragt. Auch nach dem Ende der Tour wird das Café Velo übrigens weitermachen: Es kann wohl bis Sommer 2018 bleiben. Dann wird der Bau saniert.

(RP)
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