Düsseldorfer vor Gericht Altstadt-Brandstifter gesteht

Rund 30 Mal hat ein jetzt 20-Jähriger im vergangenen Sommer vor allem in der Düsseldorfer Altstadt Feuer gelegt. Er selbst glaubt, einen Schaden von 1,2 Millionen Euro verursacht zu haben und rechnet mit einer langen Haftstrafe.

 Bei dem Feuer an der Schneider-Wibbel-Gasse mussten drei Menschen aus diesem Haus gerettet werden.

Bei dem Feuer an der Schneider-Wibbel-Gasse mussten drei Menschen aus diesem Haus gerettet werden.

Foto: Andreas Bretz

In Düsseldorf glaubte man im vergangenen Sommer, dass auf einige Altstadtlokale gezielt Brandanschläge verübt werden. In Wirklichkeit war es reiner Zufall, dass der damals 19-jährige Alexander T. an den Gaststätten in der Schneider-Wibbel-Gasse gezündelt hatte. Sie lagen nämlich auf seinem Nachhauseweg nach Duisburg.

Am Dienstag stand der unauffällig-sympathisch wirkende junge Mann vor der Jugendstrafkammer des Duisburger Landgerichts. Die zahlreichen Brände, von denen der Staatsanwalt nur die 16 größten aufzählte, gab er ohne weiteres zu. Die Kripobeamten, die ihn Ende September in Duisburg festgenommen hatten, bekamen in den ersten Vernehmungen den Eindruck, dass hier jemand "reinen Tisch machen" wolle. Dieser Eindruck wurde gestern beim Prozessauftakt bestätigt.

Allerdings konnte Alexander T., der trotz Volljährigkeit vor der Jugendstrafkammer stand, die Frage nach dem "Warum?" nicht klar beantworten. Statt dessen murmelte er etwas von "action" suchen.

In einer kurzen Zwischenbemerkung meinte er, dass ihm erst in der Haftanstalt in Wuppertal, wo er seit Ende September einsitzt, klar geworden sei, Menschen ernsthaft gefährdet zu haben. T. selber glaubt, einen Schaden von 1,2 Millionen Euro verursacht zu haben. Möglicherweise ist diese Summe übertrieben.

Alexander T. wuchs auf Rügen bei Urgroßmutter, Großmutter und Tante auf. Seine Mutter, die auswärts arbeitete, sah er normalerweise nur alle zwei Wochen. Mit seinem Vater hat er als 17-Jähriger zum ersten Mal telefoniert; er kennt ihn ansonsten nur von Fotos.

Von zwei Schicksalsschlägen wurde gestern gesprochen: Zum einen wurde ein Onkel von T. von einem Halbbruder erstochen. Am Tag darauf starb die geliebte Urgroßmutter. Das war vor neun Jahren. Vor drei Jahren verlor T. gleich vier Freunde, die bei einen Autounfall ums Leben kamen.

Auf Rügen war T. zum ersten Mal als 14-Jähriger beim Zündeln erwischt worden. Große Konsequenzen hatte das nicht. Vor einem Jahr wurde er zu Sozialstunden verurteilt, da er die "Gartenlaube der Oma seiner Ex-Freundin" angezündet hatte.

Zur angeordneten Psychotherapie ging er nicht. Das Zusammenleben mit der eigenen Oma klappte nicht. Im Mai vergangenen Jahres folgte T. seiner Tante, die nach Duisburg gezogen war. In Duisburg habe er ein neues Leben anfangen wollen, sagte er gestern vor Gericht. Arbeit fand er in einem Callcenter, verdiente 800 Euro netto im Monat. Sein Geld gab er in der Düsseldorfer Altstadt auf. Im Juli fing das Zündeln an: Zunächst waren es nur vereinzelt herumstehende Mülltonnen, bald wurde das Feuerlegen immer riskanter.

Alexander T. selber rechnet, wie er einem Jugendpfleger im Gefängnis erzählt hat, mit einer mehrjährigen Haftstrafe. Der Prozess ist auf insgesamt vier Verhandlungstage angesetzt worden.

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