Serie So Wohnt Düsseldorf Alte Mühle als ungewöhnliches Wohnhaus

Düsseldorf · In den 1970er Jahren stand die alte Kalkumer Mühle vor dem Verfall. Eine Sanierung hat das Gebäude gerettet. Heute ist es ein Wohnhaus.

 Besonders auffällig ist das Fachwerk im Wohnzimmer der alten Mühle. Mathias Neumann wohnt seit sechs Jahren dort.

Besonders auffällig ist das Fachwerk im Wohnzimmer der alten Mühle. Mathias Neumann wohnt seit sechs Jahren dort.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Mathias Neumann wohnt gerne in ungewöhnlichen alten Gebäuden. Bis 2009 hat er auf einem alten, denkmalgeschützten Bauernhof im Umland von Neuss gelebt. Doch er wollte dort nicht dauerhaft bleiben, da diese Wohnung keinen Balkon oder Garten besaß. Zu einer Maklerin hatte er deshalb salopp gesagt, sie möge sich doch melden, wenn sie ein ungewöhnliches Objekt im Angebot hätte. Sechs Jahre später war dies tatsächlich der Fall. Die rund 235 Jahre alte Kalkumer Mühle stand zum Verkauf.

"Ich habe mich sofort in das Gebäude und seine Umgebung verliebt. Die Mühle mit dem vielen Wasser herum erinnerte mich an ein kleines Wasserschloss. Ich kam mir vor, wie auf einem Schiff", sagt Neumann.

Zahlreiche Künstler wie beispielsweise Hans Vilz und Josef Jossen haben ebenfalls den Zauber des Ortes gespürt und in Bildern festgehalten. Von diesem besonderen Charme ist allerdings einiges verloren gegangen, denn die beiden großen Mühlteiche sind inzwischen leergelaufen und der Schwarzbach fließt viel tiefer in seinem Bett an der Mühle vorbei.

Schuld daran ist eine EU-Wasserrichtlinie, die im Jahr 2010 umgesetzt wurde und nach der es keine Hindernisse mehr in fließenden Gewässern geben soll. "Ich darf also den Schwarzbach nicht mehr mit dem Wehr anstauen", sagt Neumann. Versuche, zumindest den kleinen Teich mit einer Pumpe zu befüllen, scheiterten, da der Boden zu sandig ist. "Der größere Teich soll eigentlich mit einer lehmigen Bodenschicht dafür besser geeignet sein, aber er liegt im Landschaftsschutzgebiet und dort sind jegliche technischen Geräte verboten", bedauert Neumann. Viele Kalkumer hatten in dem Bach Schwimmen gelernt und im Winter auf den zugefrorenen Teichen mit Schlittschuhen ihre Runden gedreht. Das gehört nun endgültig der Vergangenheit an.

Begeistert ist Neumann dennoch von seinem ungewöhnlichen Wohnhaus mit dem Fachwerk und dem tief heruntergezogenen Dach. Für das besondere Ambiente nimmt er auch einige Unannehmlichkeiten gerne in Kauf. "Ich habe keinen Keller, durch die kleinen Fenster ist es recht dunkel, die Decken sind niedrig und die oberen Zimmer sind im Winter nicht sonderlich warm." Letzteres liegt vor allen Dingen daran, dass sich bei einer modernen Isolierung des Daches, dessen Form verändert hätte. Das hat der Denkmalschutz in den 70er Jahren, als das Gebäude über mehrere Jahre aufwendig saniert und in ein Wohnhaus umgewandelt wurde, aber nicht zugelassen und auf alte Dämmmethoden bestanden.

Zudem sind nicht alle 140 Quadratmeter des Gebäudes nutzbar. In einem Zimmer im oberen Stock, dort wo früher das Getreide in den Trichter gefüllt wurde, liegen noch zwei große Mühlsteine auf dem Boden. Außerdem nimmt das gesamte Getriebe der Mühle, die bis 1956 noch in Betrieb war, eine große Fläche im Wohnraum ein. Dieses ist noch vollständig erhalten und könnte mit dem Mühlrad in Bewegung gesetzt werden, wenn denn der Bach angestaut werden dürfte.

"Ein großer Vorteil ist aber die abgelegene Lage. Ich kann hier sehr laut klassische Musik hören, auch mitten in der Nacht und mache das auch." Zudem schätzt Neumann die Natur rund um sein Heim, zu dem rund zweidrittel Hektar Land gehören. "Es ist einfach unglaublich idyllisch hier und ich genieße es, die Tiere wie die Reiher, Enten, Hasen und Eichhörnchen zu beobachten." Gegen menschlichen Besuch hat er auch nichts einzuwenden, wenn dieser die Privatsphäre achtet. "Manchmal laufen Leute einfach um mein Haus herum, das finde ich nicht richtig. Wer höflich ist, dem erzähle ich aber gerne etwas über die Mühle." Und zu berichten gibt es reichlich, denn bereits 1265 gibt es eine erste Erwähnung einer Mühle am Kalkumer Standort. "Man kann aber davon ausgehen, dass bereits um 900 hier gemahlen wurde", sagt Neumann.

(RP)
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