Serie Düsseldorfs Straßen Als viele Straßen neue Namen erhielten

Düsseldorf · Rath Die Künstlerin Felicitas Lensing-Hebben hat seit drei Jahren ihr Atelier an der Helmutstraße in Rath. Hohe alte Mehrfamilienhäuser säumen die kleine Sackgasse, an deren Ende sich eine Bahnunterführung für Fußgänger und Radfahrer befindet. "Natürlich würde mich schon interessieren, woher die Straße ihren Namen hat, denn da habe ich selber gar keine Idee", sagt die Künstlerin.

 Die Künstlerin Felicitas Lensing-Hebben arbeitet an der Helmutstraße. Woher diese ihren Namen hat, weiß sie allerdings nicht.

Die Künstlerin Felicitas Lensing-Hebben arbeitet an der Helmutstraße. Woher diese ihren Namen hat, weiß sie allerdings nicht.

Foto: Andreas Bretz

Rath Die Künstlerin Felicitas Lensing-Hebben hat seit drei Jahren ihr Atelier an der Helmutstraße in Rath. Hohe alte Mehrfamilienhäuser säumen die kleine Sackgasse, an deren Ende sich eine Bahnunterführung für Fußgänger und Radfahrer befindet. "Natürlich würde mich schon interessieren, woher die Straße ihren Namen hat, denn da habe ich selber gar keine Idee", sagt die Künstlerin.

So geht es auch anderen Anwohnern und Passanten, denen es schwer fällt, einen Helmut zu finden, der einer Ehrung würdig wäre. "Helmut Kohl oder Helmut Schmidt können es ja wohl nicht sein", sagt Babette Kriem und lacht. Denn schließlich würde die Straße ja schon viel zu lange und wohl immer schon so heißen. Damit hat die Ratherin allerdings nicht recht, denn die Helmutstraße hat ihren Namen erst 1909 erhalten. Damals wurde der bis dahin selbstständige Ort Rath eingemeindet. Und da schon zahlreiche Straßen in der Innenstadt so hießen wie die Wege in Rath, mussten die Rather von rund 50 Prozent ihrer Straßennamen Abschied nehmen.

So ganz wollten sie aber nicht auf die alten Bezeichnungen verzichten, mit denen das nationale Hochgefühl der Zeit und eine große Preußenverehrung bekundet wurde. Das sollte weiterhin zum Ausdruck gebracht werden. Deshalb behielt die Moltkestraße zumindest den Namen Helmut, also den Vornamen des preußischen Generalfeldmarschalls. Einen ähnlichen Kunstgriff setzte man bei der Friedrichstraße an. Diese wurde 1909 zur Eitelstraße, benannt nach Prinz Eitel Friedrich von Preußen, Sohn Kaiser Wilhelms II. Die Bismarkstraße wiederum wurde in Kanzlerstraße umbenannt. Die Hohenzollernstraße wurde zur Reichswaldallee.

Die Namen der Straßen orientierten sich also größtenteils nicht mehr an der Umgebung, wie das Jahrhunderte lang der Fall war. Besondere Landschaftsformationen oder Bäume dienten zuvor als Namensgeber oder die Orte wurden genannt, zu denen die Straßen führten. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Straßennamen hingegen immer mehr zu Denkmälern. Auffällig ist beispielsweise, dass eine ganze Siedlung in Rath nach Ruhrgebietsstädten benannt wurde. So gibt es im Umfeld der Firmengelände von Mannesmann, Sack und Kiesselbach und Paguag beispielsweise die Dortmunder, Bochumer, Gelsenkirchener und Recklinghauser Straße. "Rath ist damit der erste Stadtteil, der in seinen Namen die Industrie verewigt hat", sagt Dieter Jaeger (Geschichtswerkstatt).

(brab)
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