Düsseldorf Alle helfen Jupp

Düsseldorf · Seit dem Tod seines Eigentümers vor zwei Jahren wird das 42 Jahre alte Pony von einem Team aus freiwilligen Helfern umsorgt. Meistens genießt Jupp die Aufmerksamkeit. Manchmal rennt der Dickkopf einem aber auch davon.

 Jupp mit seiner "Vermieterin" Natalie Sandkaulen (l.) und Silke Neuhäuser, die sich jeden Tag um das Futter für das 42 Jahre alte Pony kümmert.

Jupp mit seiner "Vermieterin" Natalie Sandkaulen (l.) und Silke Neuhäuser, die sich jeden Tag um das Futter für das 42 Jahre alte Pony kümmert.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Dass Jupp noch immer jeden Tag auf dem Paddock eines Gerresheimer Reitstalls steht, ist fast schon ein doppeltes Wunder. Denn Endmaßponys wie Jupp - das sind Tiere mit einer Größe von knapp 1,50 Meter und damit genau an der Grenze zwischen Pony und Pferd - werden eigentlich nicht 42 Jahre alt. Und eigentlich sollte Jupp auch aus einem anderen Grund schon längst nicht mehr auf dem idyllischen Gut oder irgendwo anders leben: Denn als sein Eigentümer vor zwei Jahren stirbt und keiner der Angehörigen sich des Ponys annehmen will, wird eigentlich auch das Schicksal des Kleinen besiegelt - zum nächsten Schlachter gebracht zu werden.

Doch Jupp geht es bis auf wenig Asthma gut. Denn seit dem Tod seines Eigentümers kümmert sich eine Schar von freiwilligen Helfern um ihn. "Drei mal die Woche kommt eine Einstallerin, putzt ihn und geht mit ihm spazieren. Manchmal putzen auch Kinder vom Reitstall ihn", sagt Stall-Chefin Natalie Sandkaulen. Silke Neuhäuser bereitet dem Pony jeden Tag das Futter zu: Da Jupp nur noch sechs Zähne und keine mehr zum Mahlen hat, ist es vor allem aufgeweichtes. Ein Hufschmied beschlägt Jupp kostenlos die Hufe, auch Tierärzte nehmen kein Geld, wenn sie sich um das 42 Jahre alte Pony kümmern, von dem keiner weiß, was es eigentlich für eine "Mischung" ist.

"Jupp genießt die ganze Aufmerksamkeit, ist regelrecht aufgeblüht, denn sein Eigentümer konnte sich krankheitsbedingt schon vor seinem Tod nicht mehr viel um ihn kümmern", sagt Sandkaulen, die jeden Monat auf die Stallmiete in Höhe von 300 Euro verzichtet. Oft findet sie Geldscheine in ihrem Briefkasten: Das sind dann Spenden für Jupps Futter, das monatlich 150 Euro kostet.

Manchmal ist Jupp eigen. Deswegen hat Sandkaulen eine Haftpflichtversicherung (100 Euro im Jahr) für das Tier abgeschlossen. "Er ist sehr selbstständig, clever, gesellig und toll. Aber manchmal ist er so dickköpfig wie sein alter Besitzer", sagt sie und lacht. Wenn Jupp vom Paddock zurück in den Stall will, kennt er keine Geduld: Dann läuft er los und dabei eben auch schon mal in die Zäune. Wer sich ihm in den Weg stellt, wird dabei fast umgerannt. "Er hat es dann eben eilig, nach Hause zu gehen", sagt Neuhäuser. Das gilt auch für Spaziergänge. Wenn Jupp keine Lust mehr hat, läuft er einem davon. "Vielleicht ist ein bisschen Altersstarrsinn dazugekommen", sagt Neuhäuser und lächelt. Und dann sagt sie etwas, was auf dem Gut in Gerresheim immer wieder zu hören ist: "Jupp ist einfach ein tolles Pony!"

Sein Eigentümer muss sehr an dem Tier gehangen haben, das er bekam, als Jupp zwei Jahre alt war. Fast die ganze Zeit lebten die Beiden Tür an Tür. Erst vor ein paar Jahren habe der Besitzer Jupp zum Stall in Gerresheim gebracht, sagt Sandkaulen: "Es wurde oft gewitzelt, dass Jupp ihn überleben würde." Als der Eigentümer dann krank wurde, muss genau das ihn gesorgt haben. "Vor seinem Tod fragte er mich, was dann aus Jupp werden würde." Doch um Jupp müsse man sich keine Sorgen machen: Er werde wohl noch jeden überleben.

(semi)
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